Erste Händler springen ab: Marktbetreiber in Bad Tölz sind unzufrieden – Kritik an Ausweichort
Die Unzufriedenheit unter den Händlern des Bauern- und Wochenmarktes in Bad Tölz wächst – der Ausweichstandort Vichyplatz steht in der Kritik.
Bad Tölz – Die Wochenmarkt-Händler sind sauer über den Ausweichstandort Vichyplatz, und der Bauernmarkt-Verein ist verärgert über die schlechte Wahrnehmung seines Marktes am Jungmayrplatz sowie die geringe Unterstützung der Stadt. Die stellvertretende Kurdirektorin Susanne Frey-Allgaier hatte bei ihrer Marktbilanz nach einem Jahr in der Sitzung des Kur-, Tourismus- und Wirtschaftsausschusses nicht viel Positives zu berichten. Standbetreiber von beiden Märkten haben um Reduzierung der Gebühren gebeten. Beim Wochenmarkt wird dies für den Standort Vichyplatz gefordert. Die Anträge würden nun geprüft, sagte Frey-Allgaier, machte aber nicht viel Hoffnung, da die Gebühren 25 Jahre nicht erhöht worden und „verträglich“ seien.
Wegen Ausweichort: Händler springen ab
Im Ausschuss entwickelte sich gleichwohl eine längere Diskussion – vor allem zum Bauernmarkt. Doris Bigos (Grüne) hatte „Redebedarf“ und schlug sich ganz auf die Seite des privat organisierten Freitags-Marktes. Bekanntlich war dieser nach mehrfachem Sinneswandel im Stadtrat endgültig an den Standort Jungmayrplatz verlegt worden. Der von der Stadt organisierte Wochenmarkt – auf den Unterschied wies Frey-Allgaier erneut hin – wurde zurück in die Marktstraße geholt. Mit der Bedingung, dass unter anderem bei den großen Christkindl- und Ostermärkten der Vichyplatz Ersatzstandort ist.
Bigos berichtete, dass die Händler vom Bauernmarkt keine Lust mehr hätten. Einer sei schon abgesprungen, andere wollten aufhören. Sie fände es schade, wenn der Markt stirbt, und machte die „mangelnde Sichtbarkeit und Werbung“ verantwortlich. Da rannte sie bei Räten anderer Fraktionen offene Türen ein. Michael Lindmair (FWG) erinnerte daran, „dass wir jetzt fünf Jahre über bessere Werbung reden, und nichts passiert“. Peter von der Wippel (FWG) wurde noch deutlicher: „Wir wollten den Markt stärken, das Gegenteil geschieht.“ Willi Streicher (SPD) erkannte „noch viel Luft nach oben“ beim Marketing, plädierte aber dafür, den Bauernmarkt im Gries zu lassen. Bigos hatte gefordert, auch den Bauernmarkt in die Marktstraße zu verlegen.
Wir haben diese Entscheidung getroffen und dabei muss es bleiben.
„Einmal hin und einmal her zu hupfen“ und „die Fahne nach dem Wind zu hängen“, missfiel Anton Mayer (CSU) deutlich. „Wir haben diese Entscheidung getroffen und dabei muss es bleiben.“
Was den Wochenmarkt am Vichyplatz betrifft, gab es im Ausschuss einige positive Stimmen. Es sei nämlich alles eine Frage der Wahrnehmung, so Lindmair. Für die Hausfrau aus Greiling sei der Platz schwerer erreichbar, für eine Badeteilerin nicht. Auch Christine Brandl (CSU) hielt den Standort für nicht schlecht. „Er muss sich halt etablieren. Das wird schon“. Zumal, so Frey-Allgaier, wenn die verkehrshindernden Baustellen wegfallen.
Marketing für Bauernmarkt soll verbessert werden
Wie verbessert man also das Marketing für den Bauernmarkt? Bigos hatte einen Vorschlag, der in Bürgermeister Ingo Mehner (CSU) einen aufmerksamen Zuhörer fand. Sie wisse von einem Projekt in Seelow/Brandenburg, wo Studierende aus diversen Fachrichtungen (Tourismus, Wirtschaft, Marketing) zu einer Akademiewoche eingeladen wurden und Ideen zur Innenstadtbelebung entwickelten. Da sei eine Menge herausgekommen. Dieses Solution-Lab-Projekt sei zudem finanziell recht günstig. Da könnte man auch die Marktbetreiber mit einbeziehen. Ganz schnell verwirklichen lässt sich das aber wohl nicht, meinte Mehner und bat Bigos, ihren Verlegungsantrag erst einmal zurückzustellen. Abgestimmt wurde dazu nicht mehr.
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Bigos hatte noch eine weiteren Vorschlag. Sie bat zu prüfen, ob man nicht wie an den Ortseingängen etwas kleinere Tafeln aufstellen könne, in die mit Einschiebern tagesaktuell auf Veranstaltungen – etwa die Märkte – hingewiesen werden könne. Bigos plädierte eher für einen zentrumsnahen Standort, Lindmair eher für einen Platz nahe der Anfahrzonen. Streicher gefiel die Idee auch. Er brachte die Parkplätze ins Gespräch. „Das kostet freilich ein bissl Geld.“
Stand-Betreiber fühlt sich wie eine „Spielfigur der Stadtpolitik
Was kein Geld kostet, wären die Banner, die vom Bauernmarktverein schon einmal weiter vorne zur Brücke hin aufgehängt wurden. Warum nicht, fragte Toni Kollmeier (Grüne). „Dann haben wir ganz schnell die ganze Stadt voll mit Bannern,“ war Mehner strikt dagegen und verwies zudem auf die städtische Plakatierungsverordnung. „Die hat aber auch einen Ausnahme-Paragraf“, hielt von der Wippel dagegen. Vielleicht sei es an der Zeit, generell nicht mehr ganz so restriktiv zu sein. Die Fachabteilung in der Tourist-Info wird nun ein Konzept entwickeln. Sie habe schon Ideen dazu, meinte Susanne Frey-Allgaier.
Und was sagen die Betroffenen selbst? Michael Müller vom Käsestand fühlt sich wie eine „Spielfigur der Stadtpolitik, die hin und hergeschoben wird“. Er würde gerne mit der Stadt ins Gespräch kommen und „zusammen mit ihr etwas entscheiden“. (cs)