Energiewende-Projekt nimmt erste Hürde im Gemeinderat
Die Verantwortlichen sprechen von einem „Leuchtturmprojekt“ – nicht nur für Hausham, sondern für ganz Deutschland. Das frühere Gaskraftwerk soll durch 15 Batteriespeicher ersetzt werden. Der Gemeinderat stimmte dem Projekt begeistert zu.
Hausham – Die Nachricht, dass die Kraftwerktürme wegkommen, habe ein „angenehmes Magenkribbeln“ bei Bürgermeister Jens Zangenfeind ausgelöst. Nachdem die vier Gasturbinen zum Jahresanfang stillgelegt wurden, steht nun eine neue Nutzung für das ehemalige Gaskraftwerk fest.
15 Batteriespeicheranlagen ersetzen Gaskraftwerk
Die Peißenberger Kraftwerksgesellschaft als Tochter der Bayernwerk Natur GmbH hat sich dafür entschieden, auf dem Gelände an der Brentenstraße künftig Strom zu speichern anstatt ihn herzustellen. Wie berichtet, plant die Firma 15 Batteriespeicheranlagen, die rund 200 000 kWh einspeisen können. In der jüngsten Gemeinderatssitzung stellten Nick Seeger, Geschäftsführer von Bayernwerk Natur, und der technische Fachberater Christian Römer das Bauvorhaben vor.
Die 15 Einheiten bestehen aus zwei wärme- und schallgedämmten Stahlcontainern, in denen sich Lithiumionen-Batteriezellen befinden. Ein Battery Management System (BMS) überwacht den Speicher, das Thermal Management System (TMS) sorgt mit wassergeführten Klimageräten für eine konstante Temperatur. Für den Leistungsaustausch zwischen den Batterien und die Einbindung ins Stromnetz sind untereinander verkabelte, frei stehende Kompaktelemente – bestehend aus bidirektionalem Umrichter, Transformator und Schaltanlage – zuständig. Die maximale Leistung der Anlage liegt bei 100 000 Kilowatt (wir berichteten). Die Betreiber gehen von einer Laufzeit von mindestens 15 Jahren aus.
Sicherheit der Speicher beschäftigt Gemeinderat
Die Anlage habe laut Seeger drei zentrale Vorteile. „Viele Landkreise speisen durch Photovoltaik stärker ein als sie beziehen“, sagte der Geschäftsleiter. Strom aus erneuerbaren Energien könne gespeichert und erst bei Bedarf verteilt werden. Außerdem stabilisierten die Batteriespeicher das Stromnetz bei Abweichungen im Verbrauch und könnten im Notfall dabei helfen, das öffentliche Stromnetz von null aufzubauen. Seeger sprach von einem „Leuchtturmprojekt“, das es in dieser Größe in Deutschland noch nicht gebe. „Der Standort ist prädestiniert dafür.“
Im Gremium stieß das Projekt auf Zustimmung und Lob. Einige Mitglieder beschäftigten jedoch Fragen zum Sicherheitskonzept und der Lärmentwicklung. Harda von Poser (Grüne) wollte zum Beispiel wissen, wie groß die Gefahr von austretenden Stoffen ist. Die Anlage sei mit einem Wasserschutzgutachten abgesichert, erklärte Römer. Komme es zu einem Austritt von Flüssigkeiten, werden diese von einer Wanne im Container aufgefangen und das betroffene Modul abgeschirmt. Der Abstand von vier Metern zwischen den einzelnen Speichern und die brandfesten Dichtungen würden zudem garantieren, dass ein Feuer nicht übergreife. Im Falle eines Brandes kühle die Aerosol-Löschanlage das System herunter. „Falls wirklich was passiert, lassen wir es abbrennen“, sagte Römer, da Einsatzkräfte und Mitarbeiter keiner Gefahr ausgesetzt werden sollten.
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Kamine des Gaskraftwerkes kommen weg
Um die Abwärme abzutransportieren, werden Kühler installiert. Diese würden nicht durchgängig laufen, erklärte Römer auf Nachfrage von Georg Eham (CSU). Ein Schallschutzgutachten soll erstellt werden, um die Lärmbelastung so gering wie möglich zu halten. Umbauarbeiten, zum Beispiel für Trafos, seien zudem nur auf dem Betriebsgelände geplant. Als Zuläufer sollen die bestehenden Hochspannungstrafos genutzt werden. Für die Mobilfunkmasten an den Türmen gebe es noch keinen alternativen Standort, sagte Seeger auf Nachfrage von Peter Wagner (SPD). „Wir müssen zusammen schauen, wo wir Ersatz schaffen können.“
Das Gremium stimmte einstimmig für das Bauvorhaben. Nun steht die Genehmigung durch das Landratsamt aus. Wann mit dem Bau begonnen werden kann, sei noch unklar – und abhängig von verschiedenen Gutachten, erklärte Zangenfeind auf Nachfrage. Er rechnet damit, dass die Kamine in den kommenden zwei Jahren abgebaut werden. (sf)