Grippe-Impfungen in Apotheken: „Viele haben dafür keine Ressourcen“
Apotheker-Sprecher Fritz Grasberger erklärt, warum viele Apotheken im Landkreis keine Grippe-Impfungen anbieten und wann der beste Zeitpunkt für eine Impfung ist.
Miesbach – Die Zahl der kranken Mitbürger nimmt mit den sinkenden Temperaturen stetig zu. Um sich vor einer Infektion zu schützen, empfehlen Ärzte und Apotheker eine Impfung. Die bieten mittlerweile auch Apotheken an. Fritz Grasberger, Inhaber der Alten Stadtapotheke und Apotheker-Sprecher im Landkreis, empfiehlt dennoch eine Impfung beim Hausarzt. Warum nicht alle Apotheken diese Leistung anbieten und wann der passende Zeitpunkt für eine Impfung ist, haben wir den Apotheker im Interview gefragt.
Herr Grasberger, merken Sie die Erkältungszeit?
Die Zahl der Atemwegsinfekte steigt, es ist gerade viel los in den Apotheken und Arztpraxen. Die Wiesn ist auch ein Multiplikator, vor allem Corona-Infektionen haben deutlich zugenommen.
Impfung noch nicht flächendeckend in den Apotheken
Als Schutz wird eine Impfung empfohlen. Impfen auch Apotheken im Landkreis?
In den Apotheken ist die Impfung noch nicht sehr flächendeckend angekommen. Wir bieten das erst seit der vergangenen Saison an. Ich kann dafür allerdings nur schwer eine Empfehlung geben.
Warum nicht?
Die Situation in den Apotheken ist angespannt. Eine Impfung dürfen nur Apothekerinnen oder Apotheker durchführen. Aber viele Apotheken haben keine Ressourcen für diese Dienstleistung. Hier ist der Gesetzgeber gefordert: Wenn er uns diese Aufgabe übergibt, sollte er auch für ausreichend Kapazitäten sorgen. Im Landkreis Miesbach haben wir aber ein gutes Netz an aktiven Hausärzten. Ich würde Patienten deshalb raten, sich zuerst an den Hausarzt zu wenden.
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Wann ist der beste Zeitpunkt für eine Grippe-Imfpung?
Gegen saisonale Virenerkrankungen wie RSV (Respiratorisches Synzytial-Virus, Anm. d. Red.), Corona oder Influenza ist im September, Oktober und November die beste Zeit für eine Impfung, weil es vermehrt Infektionen gibt. Eine Corona- und Influenza-Impfung ist auch zum gleichen Zeitpunkt möglich. Es macht aber auch zu späteren Zeitpunkten noch Sinn, weil man nie genau vorhersagen kann, wie das Infektionsgeschehen verläuft. Bei Corona hatten wir im Herbst einen Peak durch die Wiesn. Die Influenza-Welle geht im Januar meistens so richtig los. Auch im Dezember oder Januar lohnt sich eine Impfung, weil der Impfschutz nach zwei Wochen aufgebaut ist.
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Apothekerverband warnt vor Medikamentenmangel
Für wen ist eine Impfung sinnvoll?
Neu ist die Empfehlung, dass sich Menschen über 75 Jahre gegen das RSV impfen lassen sollten. Bei Influenza und Corona gilt die Impfempfehlung für Menschen ab 60 Jahren und Risikogruppen. Auch für Personen, die häufig mit Publikumsverkehr zu tun haben oder beruflich bestimmten Risiken ausgesetzt sind, im Gesundheitssektor zum Beispiel, lohnt sich eine Impfung.
Der Deutsche Apothekerverband warnt vor einem Medikamentenmangel. Sind genug Impfstoffe da?
Impfstoffe werden saisonal produziert, wir bestellen sie auf Vorrat. Hier ist das Vorbestellsystem sehr wichtig, damit die Hersteller wissen, wie viele Impfungen benötigt werden. Wenn sich die Zahl erhöht, kann es sein, dass die Impfstoffe nicht reichen, weil sie nicht innerhalb von zwei Monaten nachproduziert werden können. Der Medikamentenmangel ist allgemein ein Riesenproblem in den vergangenen Jahren. Teilweise bekommen wir einfachste Medikamente wie Kochsalzlösungen nicht. Bei Engpässen können wir versuchen, Medikamente selbst herzustellen, Antibiotikasäfte für Kinder zum Beispiel. Um die Versorgung zu gewährleisten, ist es wichtig, dass es die Apotheken vor Ort gibt. Aber das macht mürbe. (sf)