Wegen Stickoxiden: Gaskraftwerk in Hausham stillgelegt – Zukunft der Kamine unklar
Die Gasturbinen in Hausham sind zum Jahreswechsel wegen der Grenzwerte für Stickoxide stillgelegt worden. Bis Oktober entscheidet sich nun die Zukunft des Areals.
Hausham – Am Ende musste sogar der Geschäftsführer lachen, Dr. Nick Seeger, promovierter Ingenieur und Chef der Peißenberger Kraftwerksgesellschaft. Erst hatte er die – für viele überraschende – Nachricht verkündet, dass das Gasturbinenkraftwerk in Hausham mit seinen vier markanten Türmen scberghon zum Jahreswechsel stillgelegt wurde. Doch bei der Frage nach der weiteren Nutzung räumte Seeger dann ein, auch Gasturbinen wären künftig wieder eine Option für den Standort. „Das ist jetzt ein bisschen lustig“, schloss der Ingenieur seinen Vortrag im Gemeinderat – und verdeutlichte damit die fast schon skurrile Situation: Nach über 40 Jahren im Gasbetrieb und rund 60 Jahre nach dem Kraftwerksbau, müssen die Betreiber plötzlich zusperren – und niemand weiß so richtig, was mit dem Areal und den vier Kaminen passieren soll. Auch wenn sich die Kraftwerkgesellschaft und die Gemeinde schon zu „Turmgesprächen“ getroffen haben und weiter in Kontakt bleiben, wie Bürgermeister Jens Zangenfeind (FWG) launig anfügte.
Weniger lustig war indes der Auslöser für das unerwartete Ende – besonders für die Kraftwerksgesellschaft selbst. Denn die Tochter der Bayernwerk AG hat die vier Gasturbinen nicht freiwillig stillgelegt, wie Seeger durchblicken ließ. Vielmehr hätten die Stickoxide, die im Betrieb ausgestoßen werden, nicht mehr den Grenzwerten entsprochen. Eine Entscheidung, gegen die sich die GmbH und auch das Rathaus im Vorfeld erfolglos zu wehren versucht hatte.
Turbinen werden ins Ausland exportiert
Die Schließung habe sich just zu der Zeit abgezeichnet, in der die Energieknappheit ein großes Thema war, erklärte Zangenfeind. „In der Phase haben wir nicht ganz verstanden, warum man sich diese Chance nimmt.“ Denn das Kraftwerk hatte bisher zwei Funktionen: Einerseits diente es als Spitzenlastkraftwerk, das dann aktiviert wurde, wenn die Grund- und die Mittellast nicht ausreichten. Andererseits diente es zur Ausbalancierung der Regelreserve, sollte also Verbrauch und Erzeugung im Gleichgewicht halten. Um darauf nicht zu verzichten, habe die Gemeinde über die Politik versucht, den Betrieb zu verlängern, schilderte der Bürgermeister. „Aber das hat nicht geklappt.“ Auch Markus Zeidler, langjähriger Kraftwerksleiter, bedauerte in der Sitzung: „Leider haben wir jetzt zusperren müssen.“

„Dann haben wir uns Gedanken gemacht, was wir jetzt tun“, ergänzte der Geschäftsführer. Die Lösung für die Turbinen war schnell gefunden: Seit ihrer Inbetriebnahme starteten diese nur rund 1000 Mal. Auch die Flammstunden belaufen sich auf nur 1100 pro Turbine – in 42 Jahren. Zum Vergleich: Ein Jahr allein hat 8760 Stunden. Nun werden die Turbinen bis Ende Oktober rückgebaut, verkauft, auf Lkw verladen und schließlich ausgeschifft, erklärte Seeger. „Woanders freuen sie sich über die fast neuen Turbinen.“ Wohin der Export stattfindet, sei noch unklar.
Früher verbrannte das Kraftwerk Kohle aus dem Bergwerk
Verstromt hatten die Turbinen seit ihrem Einbau 1982 Gas, das durch leichtes Heizöl erzeugt wurde. Historisch hängt das Kraftwerk indes mit dem Bergbau zusammen: 1960 ursprünglich als Kohlekraftwerk gebaut, verbrannte man nach der Bergwerksschließung ab 1971 Schweröl – bis zur Umrüstung. Was auf die nun abermals ausgediente Technik folgt, ist offen. Seeger stellte zwei Szenarien vor: Entweder das Areal wird für neue, sauberere Gasturbinen genutzt, oder die GmbH installiert einen Großbatteriespeicher, etwa für Solarstrom. Letzteres sei der aktuelle Favorit, wegen der nötigen Kühlung in der Halle und den Schallimmissionen draußen aber nicht ohne Herausforderungen.
Sollte kein neues Kraftwerk kommen, wären auch die vier Kamine obsolet, bestätigte Seeger. Einen Rückbau sicherte er aber noch nicht zu: Zunächst müssten bestehende Verträge mit den Mobilfunkanbietern geklärt werden, die die Türme für ihre Antennen nutzen. nap