Kapazität von 200.000 kWh: 15 Batteriespeicher sollen Gaskraftwerk in Hausham ablösen
Von der fossilen Erzeugung hin zur sauberen Speicherung: Das frühere Gaskraftwerk in Hausham legt den Schalter um auf Zukunft. 15 Batteriespeicheranlagen sollen hier errichtet werden.
Hausham – Die vier Gasturbinen stehen seit Jahresanfang wegen neuer Grenzwerte für den Stickoxidausstoß still. Die Zahnräder in den Köpfen der Verantwortlichen drehten sich dagegen mit Volldampf. Jetzt hat sich die Peißenberger Kraftwerksgesellschaft als Tochter der Bayernwerk Natur GmbH auf eine neue Nutzung ihrer Anlage an der Brentenstraße in Hausham festgelegt. Statt Strom selbst zu erzeugen, soll hier künftig nur noch Strom gelagert werden. Wobei das Wörtchen „nur“ deutlich untertrieben ist. Denn wie aus der Beschlussvorlage zur Gemeinderatssitzung am Donnerstag hervorgeht, ist das geplante Konglomerat aus 15 Batteriespeicheranlagen mit einer Gesamtkapazität von rund 200 000 kWh technisch äußerst anspruchsvoll und hochmodern.
Die einzelnen Einheiten bestehen dabei aus zwei wärme- und schallgedämmten Stahlcontainern mit Abmessungen von je 2,5 mal sechs mal drei Meter. Im Inneren befinden sich neben den Lithiumionen-Batteriezellen auch ein sogenanntes Battery Management System (BMS), das den Speicher überwacht sowie einen stabilen und sicheren Betrieb garantiert. Um die Lebensdauer der Batterien zu optimieren, kümmert sich ein eigenes Thermal Management System (TMS) mit wassergeführten Klimageräten um eine konstante Temperatur. Für den Leistungsaustausch zwischen den Batterien und die Einbindung ins Stromnetz sind untereinander verkabelte, frei stehende Kompaktelemente bestehend aus bidirektionalem Umrichter, Transformator und Schaltanlage zuständig, wobei der Abstand zwischen den 15 Batteriespeicheranlagen vier Meter beträgt. Die Bündelung der Leistung des Systems und die elektrische Verbindung zum Umspannwerk beziehungsweise öffentlichen Netz übernehmen fünf Mittelspannungsstationen in jeweils einem drei mal fünf mal 3,50 Meter großen Betongebäude.
Maximalkapazität von 200.000 Kilowattstunden
Spannend sind zudem die Leistungsdaten der geplanten Anlage. Bei maximaler Last können die Batterien laut Beschlussvorlage innerhalb von nur zwei Stunden be- sowie entladen werden, die maximale Leistung liege damit bei 100 000 Kilowatt. Die oben genannte Speicherkapazität von 200 000 Kilowattstunden entspricht etwa 5000 Elektroautos mit einer Akkuladung von je 40 kWh oder rund 20 000 durchschnittlichen Tagesstromverbräuchen von Ein-Personen-Haushalten.
Den Betrieb beschreibt die Bayernwerk Natur GmbH als „netzdienlich“. Bedeutet, dass die Anlage am Strommarkt teilnimmt und damit die Stabilisierung des öffentlichen Netzes und das Vorantreiben der Energiewende unterstützt. Frequenzabweichungen würden automatisch erkannt und kompensiert. Mehr noch: Das System bezieht sogar die Marktpreisentwicklung ein: Es speichert in der Mittagsspitze überschüssigen und damit günstigen PV-Strom zwischen und gibt ihn in den Abendstunden zu dann höheren Preisen wieder ab. Auch bei den gefürchteten Blackouts kann die Anlage ihre Stärken ausspielen. Durch eine sogenannte Schwarzstartfähigkeit kann sie bei (teilweisen) Netzausfällen helfen und bei Netzschwankungen eine Art „dezentrale Schwungmasse“ erzeugen, die beim Wiederhochfahren benötigt wird.
Ausgefeiltes Sicherheitskonzept
Damit die Haushamer Batteriespeicheranlage nicht selbst ausfällt, gibt es ein ausgeklügeltes Sicherheitskonzept. Die Außenhülle der Container ist etwa IP 55 zertifiziert und damit gegen das Eindringen von Fremdstoffen geschützt. Die Zellen sind chemisch stabiler als andere Technologien am Markt. Sollte es doch zu einem Bruch kommen, helfen Belüftungsöffnungen beim Druckabbau. Mit dem BMS und TMS sowie Gas- und Rauchmeldeanlagen erfolgt eine automatische Abschaltung in Echtzeit. Sollte tatsächlich ein Feuer ausbrechen, wird dieser mit einer Aerosollöschanlage sofort erstickt und die Verbrennung explosiver Gase unterdrückt.
Ein Personaleinsatz vor Ort ist dabei übrigens nicht erforderlich. Der Betrieb und überwiegende (ohnehin geringe) Serviceaufwand wird per Fernwartung erledigt.
Die Gemeinderatssitzung
findet statt am Donnerstag, 10. Oktober, im Sitzungssaal des Haushamer Rathauses. Neben dem Bauantrag für die Batteriespeicheranlage auf dem Kraftwerksgelände steht auch die Verlängerung des Kooperationsvertrages zwischen der Gemeinde und der Diakonie Rosenheim für die Jugendsozialarbeit an der Mittelschule Hausham auf der Tagesordnung. Beginn der öffentlichen Sitzung ist um 18 Uhr.