60 Jahre Schlierseer Goaßlschnalzer: Freundschafts-Schnalzen zum Jubiläum

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Festlich hergerichtet: Im neuen Stadl am Ostufer feierten die Schlierseer Goaßlschnalzer ihr Jubiläum. © Alexandra Korimorth

Die Schlierseer Goaßlschnalzer feierten am Wochenende mit 250 Zuschauern und neun Schnalzer-Gruppen ihr 60-jähriges Bestehen.

Schliersee – Zum 60-jährigen Bestehen der Schlierseer Goaßlschnalzer zog es am Sonntag rund 250 Schnalzer-Fans in den neuen Stadl am Schliersee. Bis nachmittags knallte es da taktvoll. Gefeiert wurde bis abends.

Schlierseer feiern mit neun Goaßlschnalzergruppen Jubiläum

Parallel zum Altschlierseer Kirchtag und zu diversen Waldfesten im Landkreis, wo Goaßlschnalzer stets eine gefragte Attraktion sind, war der vergangene Sonntag vielleicht nicht der optimale Termin für ein Treffen der Schnalzer aus dem ganzen Oberland. Zu diesem hatten die Schlierseer Goaßlschnalzer anlässlich ihres 60-jährigen Bestehens in einen Stadl am Ostufer des Schliersees eingeladen. Den hatte die Zimmerei Hirtreiter, zu deren Mitarbeitern Schlierseer Schnalzer gehören, voriges Jahr nicht deshalb, aber schon auch mit Blick auf das Jubiläum in entsprechender goaßlschnalzer-gerechten Höhe und mit Empore für die begleitende Musi gebaut, und am Sonntag mit Schmankerlständen, Bierkarussell und Bar zur Interimsfesthalle umgestaltet.

Dorthin kamen über den Tag verteilt – weil etwa die Landwirtschaft oder eben andere Einsätze riefen – neun Goaßlschnalzer-Gruppen aus Fischbachau, Kreuth, Niklasreuth, Sachsenkam, Hundham, Nußdorf, Agatharied, Gmund und Siegsdorf. Sie alle zeigten, was sie musikalisch und sportlich draufhatten. Zur Begrüßung um 12 Uhr schnalzten die Gastgeber, die mit 14 Aktiven auch die stärkste Gruppe waren, mit dem Stückl „Kölsch“ das Schau-Schnalzen ein – und legten die Messlatte, die freilich auch bei einem Freundschafts-Schnalzen vorhanden ist, hoch.

Sportliche und musikalische Herausforderung

Organisator Marinus Scharmann verriet, dass sich die Schlierseer Goaßlschnalzer damit nicht nur ein passendes Stück ausgesucht hätten, sondern es auch neu und anspruchsvoller arrangiert hätten, um mit möglichst vielen 16tel- und 3er-Schlägen und den entsprechenden Wechseln ein paar zusätzliche Schnalzer-Herausforderungen einzuarbeiten.

Goaßlschnalzer Schliersee Gruppenbild von links nach rechts 
Georg Leitner, Kajetan Klarer, Markus Bucher Eckart Florian Leitner Kilian Berger Quirin Leitner Lorenz Eckart Leonhart Bucher Quirin Berger Marinus Scharmann Josef Scharmann Marinus Ausfelder Marinus Wegman Dominikus Markhauser Leonhart
Starke Gruppe: (hinten v.l.) Kajetan Klarer, Markus Bucher, Kilian Leitner, Quirin Berger, Leonhard Eckart, Quirin Bucher, Josef Scharmann, Marinus Scharmann, Marinus Ausfelder, (vorne v.l.) Georg Leitner, Florian Eckart, Lorenz Leitner, Marinus Berger, Dominikus Wegman und Leonhard Markhauser. © privat

Mit dieser ersten musikalisch wie sportlich eindrucksvollen Leistung begann der Reigen, bei der jede Gruppe, bestehend aus acht bis 14 Goaßlern, reihum ihre Stücke zum Besten gaben. Dazu kletterten sie auf die Tische, mit Blickrichtung auf den jeweiligen Vorschnalzer und den eigenen, zur Gruppe gehörenden Musikanten, die sich oben auf der Empore positioniert hatten. Dann galt es, die Goaßln so schnell in einer liegenden Acht über den Köpfen zu schwingen, dass sie in doppelter Schallgeschwindigkeit jene charakteristischen Knaller – und das im Takt wie im Gleichklang – von sich geben, mit denen quasi musiziert wird.

Gruppen brillieren mit unterschiedlichen Stücken

Dass das körperlich extrem anstrengend ist und neben Taktgefühl und viel Training auch höchste Konzentration erfordert, versteht sich von selbst. Auch, dass sich am Sonntag eine beeindruckende musikalische Vielfalt ergab. So punkteten die Kreuther Goaßlschnalzer unter Tobias Hagn zum Beispiel beim „Tölzer Schützenmarsch“ mit ihrer Dreistimmigkeit, auch Triolen genannt. Der „Bodenweiler Marsch“, den die Gmunder Goaßlschnalzer unter dem Wiesseer Florian Trinkl zum Besten gaben, hörte sich durch getragene Knaller fast schon romantisch-balladenhaft an.

„Dass es im Takt knallt, dafür kann auch der Musiker sorgen. Bei Wettbewerben kann man da ein bisserl tricksen“, verrät Scharmann. Aber im Wesentlichen zähle eine einwandfreie Technik mehr als Taktik, um aus dem an das Hanfseil gebundene, auseinandergefieselten Nylonspitzerl nach dem Knoten den richtigen Sound herauszubekommen. „Jede Goaßl ist in Länge und Beschaffenheit individuell auf seinen Schnoizer hergerichtet und darauf, mit welcher Technik er das besagte Nylonspitzerl auf Überschallgeschwindigkeit bekommt“, sagt Scharmann, der selbst im richtigen Zeitpunkt noch einmal mit einem kräftigen Abknicken im Handgelenk Gas gibt.

Publikum von Goaßlern begeistert

Jedenfalls stimmten und schwangen sich die einzelnen Gruppen vor jeder Darbietung ein, ließen es souverän über den Köpfen der Zuschauer knallen und erhielten anerkennenden Applaus, sowohl von den anderen Schnalzern wie vom fachkundigen Publikum. Einige machten sich am Sonntag nach dem Final-Stückerl der Schlierseer Goaßler „Auf der Autobahn“ auf den Rückweg auf selbiger. Vielen blieben aber noch bis abends, um das einmalige Jubiläums-Schnalzen noch an der Bar ausklingen zu lassen.

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