Weihnachten nach der Hagelkatastrophe: Bei Sturm kommen die Erinnerungen hoch
Weihnachten steht für viele Geschädigte in Benediktbeuern noch unter dem Eindruck des Hagelunwetters. Einiges ist heuer anders als sonst.
Benediktbeuern – Weihnachten ist ein Fest der Freude, des Friedens und der Besinnung. Für viele Menschen im Landkreis stehen die Feiertage aber auch noch immer unter dem Eindruck des verheerenden Hagelunwetters vor vier Monaten. Gerade beim Sturm der vergangenen Tage kam noch einmal ein mulmiges Gefühl auf. Dank des Zusammenhalts in der Dorfgemeinschaft, so formuliert es der Benediktbeurer Bürgermeister Anton Ortlieb, gibt es aber auch viel Optimismus.
Zu Weihnachten ist in Benediktbeuern noch so manches anders als sonst. In der Kloster-Basilika finden weder Christmette, Weihnachtsgottesdienste noch Silvesterkonzert statt. Weihnachten gefeiert wird in der Marienkirche. Auf großes Verständnis stieß laut Ortlieb das Feuerwerksverbot zu Silvester aus Sicherheitsgründen.
Auf den Dächern wird weitergearbeitet, so lange es geht
Ein Teil der Hagelgeschädigten verbringe Weihnachten schon unter einem neuen Dach, meint Ortlieb. Das gelte für etwa ein Drittel der Betroffenen, schätzt der Benediktbeurer Pfarrer Bernhard Stiegler. Allgemein prägen weiter viele Kräne und Planen auf den Dächern das Bild im Ort. „Immer, wenn es die Temperaturen hergeben, sind die fleißigen Zimmerer und Dachdecker auf den Dächern zu sehen“, so Stiegler.
Bis alle Schäden beseitigt sind, werde es insgesamt sicher eineinhalb Jahre dauern, schätzt Ortlieb. Bisher sei es „ein Glücksfall für Benediktbeuern“, dass auf dem Bau nicht gerade Hochkonjunktur herrsche. Dadurch seien viele Handwerker von außerhalb verfügbar und im Dorf im Einsatz. „Doch sie werden nach und nach in ihre Regionen zurückkehren. Dadurch werden sich die Arbeiten verlangsamen.“ Schäden an Fassaden oder Holzverschalungen habe bisher noch keiner in Angriff genommen.
„Die Leute sind spürbar traumatisiert“, sagt der Pfarrer
Auch seelisch wirkt das Hagelunwetter nach. „Die Leute sind spürbar traumatisiert“, sagt Pfarrer Stiegler. Bei stürmischem Wetter kämen die Erinnerungen hoch. Man merke das daran, dass „die Leute unruhig werden, wenn Wind oder ein Gewitter aufzieht und das Notdach zu flattern beginnt“. Auch ihn selbst hätten Unwetter in der Nacht bereits wachgehalten.
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Gerade der jüngste Sturm habe so manches Notdach verrutschen lassen, bestätigt Ortlieb. Eine Reparatur sei erst möglich, wenn das Wetter wieder trocken ist und man die Dächer sicher betreten kann. Dringe in der Zwischenzeit Wasser ins Haus, merke man das unter Umständen erst viel später an Feuchtigkeitsschäden und Schimmel.
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Arbeiten an der Basilika gehen gut voran
Zuvor hatten die Schneemassen Anfang Dezember zusätzliche Sorgen hervorgerufen. „Seitdem haben wir im Rathaus auch wieder vier Bautrockner stehen, um Schimmel vorzubeugen“, sagt Ortlieb. Im Pfarrheim, so berichtet Stiegler, habe man das Dach so weit repariert, dass es erst mal über den Winter dichthalten sollte. Für die Fortsetzung der Arbeiten im Frühjahr steht schon alles bereit. „Die Dachziegel sind bestellt, ein Kran ist schon vor Ort und das Gebäude bereits eingerüstet.“
Auch an der Basilika gehen die Arbeiten laut dem Geistlichen gut voran. Hier hätten die Feuerwehr und zahlreiche weitere Helfer Schlimmeres verhindert. „Wenn sie nicht gewesen wären, wäre ein unwiederbringlicher Schaden an der Basilika entstanden“, drückt der Pfarrer seine Dankbarkeit aus. Die Katastrophe habe die Benediktbeurer zusammengeschweißt. „Das hat den Zusammenhalt in der Gemeinde gewaltig gefördert“, ist sich der Geistliche sicher.
Benediktbeuern blickt nach vorne
Jetzt gehe es darum, den Blick nach vorne zu richten. „Ich denke, da spreche ich für Benediktbeuern genauso wie für die Menschen in Bichl, Ried oder Arzbach“, sagt Ortlieb. „Wir stecken nicht den Kopf in den Sand.“ Das Gros der Bürger begrüße es, wenn es wieder gesellschaftliche Veranstaltungen gebe, so wie zuletzt den Christkindlmarkt. Auch eine Besprechung mit den Vereinen für Feste im Jahr 2024 habe es in Benediktbeuern schon gegeben. „Es geht weiter.“
Als Zeichen dafür thront hoch über den Türmen der Basilika ein festlich geschmückter und auf einem Kran befestigter Weihnachtsbaum. „Ein kleiner Lichtblick in der Weihnachtszeit“, findet Pfarrer Stiegler. (ast/fs)
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