Massive Stellenkürzungen bei VW sorgen für Unmut: „Können sich bei Habeck bedanken“

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VW hat sich mit dem E-Auto-Absatz verkalkuliert. In Zwickau bekommt die befristet angestellte Belegschaft die Folgen zu spüren. © Ronny Hartmann / AFP

Trotz massiver Investitionen sieht sich VW in Zwickau mit der E-Auto-Krise konfrontiert: Geringe Verkaufszahlen bedrohen die Zukunft von über 1000 Leiharbeitern.

Zwickau/Wolfsburg - Die Verbindung Volkswagen und Elektromobilität ist spannend und geprägt von Höhenflügen, aber auch etlichen Tiefschlägen: Europas größter Autokonzern investierte massiv in moderne, umweltfreundliche Antriebstechnologie, im VW-Werk Zwickau wurde deswegen massiv Personal aufgestockt und Autos mit Verbrennerantrieb sind dort schon länger Geschichte.

Doch liegt der Elektroauto-Absatz mittlerweile weit unter den Erwartungen, was einerseits die Umsätze beeinträchtigt, aber auch die wirtschaftliche Zukunftsplanung. Die E-Auto-Krise führt im Osten der Republik abermals zu Produktionskürzungen und wie im vergangenen Jahr zu Entlassungen: Aufgrund der schwachen Nachfrage reduziert VW die Schichten, laut Freie Presse droht rund 1000 Leiharbeitnehmern im Jahr 2025 das Aus.

VW plant im Elektro-Werk Zwickau massiven Stellenabbau

Die Situation bei VW spiegelt die Herausforderungen wider, mit denen die gesamte Automobilindustrie konfrontiert ist, wenn es um die Akzeptanz und den Übergang von Verbrenner- zu Elektrofahrzeugen geht: Marktunsicherheiten und die hohen Kosten der Umstellung auf Elektromobilität tragen zur Komplexität der Situation bei.

Das endgültige Aus der befristet Angestellten bei VW in Zwickau ist allerdings noch nicht besiegelt: Im August 2024 will der Konzern endgültig entscheiden, ob die etwa 1000 bis 1200 Beschäftigten nach Ablauf ihres Vertrages zum Ende des kommenden Jahres gehen müssen.

Volkswagen und die E-Auto-Krise: „Autopapst“ gibt Habeck die Schuld

Professor Ferdinand Dudenhöffer macht in diesem Zusammenhang der Bundesregierung Vorwürfe: „Die 1200 Mitarbeiter in Zwickau können sich bei Herrn Habeck von den Grünen bedanken. Der hat zum Jahresende 2023 die E-Autoprämie von heute auf morgen eingestellt und den Markt damit erledigt“, zitiert Bild den deutschen „Autopapst“.

Der Wirtschaftswissenschaftler gibt der Politik die Schuld, die neben dem Stopp der Förderprämie auch wieder in Richtung Zukunftsfähigkeit von Verbrennermotoren tendiert. „Egal ob CDU, AfD, BSW oder SPD, die erzählen neuerdings alle immer wieder, was für eine tolle Innovation der Verbrennungsmotor ist und erledigen so den Elektroantrieb“, führt Dudenhöffer aus.

VW-Elektroautos verkaufen sich nicht so gut wie erhofft

In Zwickau setzt VW seit 2019 nur mehr auf E-Mobilität und investierte hierfür weit über 1,2 Milliarden Euro. VW-Modelle wie der ID.3, ID.4, ID.5 und auch der Audi Q4 e-tron verkaufen sich jedoch längst nicht so gut wie geplant. Neben herkömmlichen Stromern werden in dem Werk auch Sonderfahrzeuge für Einsatzkräfte sowie Karosserien für die edlen VW-Töchter Bentley und Lamborghini hergestellt.

Robert Habeck
Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen) und Co. haben Ende 2023 in Deutschland die Elektroauto-Förderprämie gestoppt. © Bernd von Jutrczenka/dpa

Der MDR wirft einen etwas anderen Blick auf die Lage in Zwickau: Zum einen steht schon seit vergangenem Jahr fest, dass VW dort Hunderte der Leiharbeiter mutmaßlich nicht übernehmen wird. Darüber hinaus arbeiten dort derzeit rund 9400 Menschen, das ist den Angaben zufolge mehr als in Zeiten vor der Umstellung des Werkes.

VW beschäftigt in Zwickau mehr Personal als zu Verbrennerzeiten

Als noch Modelle mit Verbrennungs- statt Elektroantrieb gefertigt wurden, habe VW 6500 bis 7500 Personen direkt beschäftigt. Mit der Umstellung auf E-Mobilität stieg die Belegschaft zunächst auf 8500 an und erreichte mit befristet Beschäftigten vorübergehend mehr als 10.000 Beschäftigte.

Wenn all diese Leiharbeitnehmer/innen nach 2025 ihre Koffer packen, hätte VW in Zwickau immer noch mehr Personal als früher. Dem Bericht zufolge setzt das Unternehmen auf Flexibilität, um bei einer Besserung der Konjunktur und steigender Nachfrage die Produktionskapazitäten wieder hochzufahren. (PF)

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