Neue Biotope werden ausgewiesen – so ist die Lage im Landkreis
Die Biotopkartierung in Bayern leistet einen umfassenden Beitrag zu Natur- und Artenschutz. Da das bisherige Datenmaterial schon vor einiger Zeit Staub angesetzt hatte, wurde eine Neuerfassung notwendig.
Landkreis – „Eine hervorragende Naturausstattung“ besitzt der Landkreis Weilheim-Schongau. Dieser Meinung ist zumindest Michael Stellmach vom Bayerischen Landesamt für Umwelt (LfU). Um die bestehenden Naturschätze für die Folgegenerationen erhalten zu können, ist man beim LfU bestrebt, mit der Neuauflage der Biotopkartierung künftig den gesamten Freistaat abdecken zu können.
Im Süden Bayerns schaute es diesbezüglich bislang noch etwas mager aus – und das, obwohl die alpennahen Landkreise Stellmach zufolge „sehr reichhaltig an Biotopen“ sind. Der kartografischen Erfassung jener Naturjuwelen widmet man sich im Pfaffenwinkel bereits seit Jahrzehnten. „In Weilheim waren die Daten jetzt aber schon 30 Jahre alt“, merkte Stellmach an. Für die Region Weilheim-Schongau präsentierten das LfU sowie die Untere Naturschutzbehörde des Landratsamts nun eine Teilfertigstellung der Neuauflage, die bis dato etwa 50 Prozent der Landkreisfläche abbildet. Einige noch ausstehende Gebiete – vorrangig im Raum Schongau und in Richtung Starnberger See – sollen im Laufe der nächsten zwei Jahren folgen.
Acht Prozent der Gesamtfläche: Landkreis hat hohe Biotopdichte
„Lebensräume erfassen und gemeinsam bewahren“, lautet das Leitmotto. Ein Ziel, das man nur gemeinsam erreichen könne, ergänzte Stellmach und zeigte während des eineinhalbstündigen Onlinevortrags eine Übersichtskarte mit den Ergebnissen der regionalen Datenerhebung. 2753 Moore, Nass- und artenreiche Mähwiesen sowie viele weitere schützenswerte Flächen, die zusammen ein Gebiet von circa 7741 Hektar überspannen, finden sich über das gesamte Untersuchungsgebiet verteilt. Mit rund acht Prozent seiner Gesamtfläche besitzt der Landkreis im Übrigen eine doppelt so hohe Biotopdichte wie der Rest des Freistaats.

Michael Stellmach beschrieb die regionalen Biotope vorrangig als Rückzugsort der heimischen Flora und Fauna. Wo früher „großflächige Landschaften“ das Umgebungsbild geprägt hatten, verschaffen die übrig gebliebenen Biotopflächen lediglich noch einen mageren Eindruck des damaligen Glanzes. Relikte früherer Zeiten, so Stellmach. Eine rückläufige Zahl dieser kostbaren Lebensräume hätte womöglich eine Kettenreaktion zur Folge, an deren Ende ein Großteil der heimischen Tier- und Pflanzenarten wegbrechen könnte, gab er zu Bedenken.
Experten waren monatelang im Gelände unterwegs
Um ein solches Szenario zu verhindern, waren Fachleute im Auftrag von LfU und Landratsamt eifrig mit einer Neuauflage der kartografischen Erfassung regionaler Biotope beschäftigt. Eine wahre Sisyphusarbeit. Schließlich ist nicht jede grüne Wiese auch gleich ein Biotop. Um diesen Titel führen zu dürfen, bedarf es der Erfüllung sämtlicher Bedingungen, weshalb die Experten monatelang im Gelände unterwegs gewesen waren und die einzelnen Kandidaten zahllosen Untersuchungen unterzogen hatten. Übrigens: Nicht alle Biotope kommen in den Genuss eines gesetzlichen Schutzes. Die Experten haben auch hierfür Regelungen, Abstufungen und Ausnahmen getroffen. Ein Blick auf die Gesetzeslage konfrontiert den Laien zunächst mit einem Dschungel an Paragrafen. Hier den Überblick zu behalten, ist eine Wissenschaft für sich.
Allerdings bilden die Ergebnisse der Kartierarbeiten für vielfältige Anwendungsbereiche eine „zentrale Arbeitsgrundlage“, so Stellmach. Insbesondere für künftige Bauvorhaben spielen die erhobenen Daten eine große Rolle, erklärten die Verantwortlichen. Aber auch andere Projekte können von der Neuauflage profitieren. Gerade die Eigentümer der Biotopflächen – vorrangig Landwirte – werden deshalb im Zuge der jüngsten Datenerhebung mit ins Boot geholt und umfassend informiert. Für eine artgerechte und naturnahe Bewirtung der erfassten Biotopflächen können die Landwirte im Rahmen des Bayerischen Vertragsnaturschutzprogramms (VNP) sogar eine finanzielle Förderung beantragen.
Finanzielle Förderung für Landwirte
Eine extensive Bewirtung der Fläche sei nämlich nicht nur geduldet, sondern in der Regel sogar erwünscht, erklärte Johannes Wölfl von der Unteren Naturschutzbehörde. Gutachter würden die Flächen im Vorfeld einer finanziellen Förderung genau inspizieren und am Ende eine Entscheidung treffen. Um kahle oder verbuschte Brachflächen wieder auf Vordermann zu bringen, sei auch eine Unterstützung durch das Landschaftspflegeprogramm denkbar. Der VNP-Bestand verzeichnet im Landkreis momentan 760 Landwirte, deren naturnahe Bewirtschaftungsmethoden aktuell jährlich mit über eineinhalb Millionen Euro gefördert werden. „Sehen sie das als Chance“, richtete sich Johannes Wölfl an die vielen anwesenden Grünlandbesitzer.
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Die aktuellen Daten zu allen aktuell erhobenen Biotopen sind im Bayerischen Umweltatlas öffentlich einsehbar.