„Therapiezentrum PRO“: Künftig zwei Geschäftsführer für die Reha
Das „Therapiezentrum PRO“ war für die Peißenberger Gemeindewerke als wirtschaftlicher „Mutterkonzern“ ein ziemliches Sorgenkind. Die finanzielle Schieflage scheint aber nun behoben zu sein.
Peißenberg – Als das „Therapiezentrum PRO“ (Prävention-Rehabilitation-Oberland) 2019 im Gesundheits- und Bäderpark Rigi-Rutsch’n eröffnet wurde, waren die Erwartungen hoch. Die damals Verantwortlichen gaben einen jährlichen Betriebsgewinn von 500 000 Euro als Zielmarke aus. Der Erlös sollte das Bäderpark-Defizit in einen moderaten Rahmen drücken. Den Fokus auf den finanziellen Ertrag zu legen und nicht auf den Mehrwert für das orthopädisch-therapeutische Angebot in der Region, das war vermutlich ein Geburtsfehler – aber bei weitem nicht der einzige. Es fehlte anfangs vor allem die Anerkennung durch die Deutsche Rentenversicherung, wodurch eine wichtige Patientengruppe nicht erschlossen werden konnte.
Die Zulassung durch die Rentenversicherung wurde erst später verliehen – und das auch nur übergangsweise. Die Frist läuft in zwei Jahren ab. Doch die ambulante Reha strebt eine dauerhafte Anerkennung an. Und die Chancen stehen gut: Umsatz und Effizienz in der Tagesklinik wurden erheblich gesteigert. „Es geht nach oben. Wir lassen die bitteren Jahre nach und nach hinter uns“, erklärt Stefan Ziegler bei einem Pressegespräch. Der Vorstand der Gemeindewerke spricht bezüglich der Reha von einer „tollen Entwicklung“. Nach Jahren mit Verlusten von jeweils bis zu 750 000 Euro würde man heuer eine „schwarze Null“ als Jahresergebnis anpeilen – und ab 2025 sogar positive Zahlen. „Es ist unglaublich viel passiert“, sagt Ziegler, der im November 2022 als Chef der Gemeindewerke einstieg.
„Wir wollen künftig einfach nur noch fokussierter unterwegs sein.“
Der vermutlich wichtigste Schritt: Die Werke holten sich fachliches Know-how mit ins Boot - und zwar über „f + p“ aus Kempten. Das Unternehmen von Ralf Fetzer und Robert Pfund ist seit zehn Jahren in der ambulanten Reha-Branche tätig. Aktuell beschäftigt das Firmengeflecht an mehreren Standorten im Allgäu und Schwaben rund 270 Mitarbeiter. „f + p“ wurde von den Gemeindewerken mit einem Beratungsvertrag ausgestattet und übernahm die Vertragsverhandlungen mit den Krankenkassen. Außerdem wurde im Rahmen eines umfangreichen Maßnahmenkatalogs die Personalstruktur angepasst: „Unser Gehaltsniveau war sehr hoch im Vergleich zu anderen Einrichtungen“, sagt Reha-Geschäftsführerin Karin Hosse.
Auch bezüglich der Ausstattung wurde abgespeckt: „50 Prozent der Therapiegeräte stand nur rum oder war nicht zweckmäßig“, sagt Ralf Fetzer. Was fehlte war auch die fachliche Kompetenz in der Entwicklung des therapeutischen Leistungsbereichs. Fetzer wurde deshalb parallel zu seiner eigenen Firma in einer Art „Doppelfunktion“ als Geschäftsführer der „Tagesklinik PRO“ eingestellt – neben Karin Hosse, die sich künftig ganz auf die kaufmännisch-wirtschaftliche Reha-Verwaltung konzentrieren wird.
Für die bisherige, alleinige Geschäftsführerin ist das alles andere als eine Degradierung: „Karin Hosse hat hervorragende Arbeit geleistet“, lobt Stefan Ziegler: „Wir wollen künftig einfach nur noch fokussierter unterwegs sein.“ Hosse selbst äußert sich ähnlich: „Ich ziehe mich aus dem fachlichen Teil zurück. Dadurch habe ich mehr Luft für andere Themen.“
Potenzial in Tagesklinik
Fetzer, der sich vor knapp 30 Jahren als Physiotherapeut selbstständig gemacht hat, wird ein- bis zweimal die Woche in Peißenberg anwesend sein. Der 57-Jährige sieht in der Tagesklinik viel Potenzial. Die Mitarbeiter (aktuell über 40, davon 20 in Vollzeit) seien mit Herzblut bei der Sache. In der näheren Umgebung habe die Reha eine „herausragende Stellung“: „Es hat nur an der Struktur und an der therapeutischen Draufsicht gefehlt“, so Fetzer.
Um von der Rentenversicherung dauerhaft anerkannt zu werden, muss die Tagesklinik erweitert werden. Dazu müssen die Patienten-Umkleiden in die Reha-Räume integriert werden und ein größerer Trainingsraum entstehen. „Die Anforderungen sind machbar. Es muss nicht überdimensioniert sein“, sagt Fetzer. Aktuell werden pro Tag 35 Patienten behandelt, 45 sollen es nach der Erweiterung sein. Doch die höhere Anzahl an Patienten stehe gar nicht so sehr im Vordergrund, erklärt Karin Hosse: „Ziel ist es, das Angebot in Nachsorge und Therapie zu optimieren und mehr an produktiver Fläche zu schaffen.“
Baulich soll die Erweiterung über die Umgestaltung des jetzigen Kabinentrakts für das Eisstadion erfolgen. Selbiger ist Bestandteil des Bäderparkbetriebsgebäudes und dem TSV Peißenberg gegen Zahlung der Nebenkosten zur Nutzung überlassen. Eine Deadline für die Räumung gibt es für den TSV laut Stefan Ziegler nicht: „Das kann Ende 2024 oder Anfang 2025 sein. Das muss man sehen.“