Kein Bedarf für Sturzflutrisikomanagement

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Vom jüngsten Hochwasser verschont: Auch an der Weissach tritt an einigen Stellen immer wieder Wasser über. Der Gemeinderat Kreuth diskutierte deshalb, ob es akuten Handlungsbedarf gibt. © THOMAS PLETTENBERG

Der Gemeinderat Kreuth diskutierte jüngst Fördermöglichkeiten für ein Sturzflutmanagement. Die Gemeinde sieht keinen akuten Handlungsbedarf.

Kreuth – Der Schreck über das jüngste Hochwasser in etlichen Orten des Landkreises sitzt nicht nur den Betroffenen in den Knochen, sondern auch den Entscheidern in den Verwaltungen und Gremien der Städte, Märkte und Gemeinden. So auch bei Gemeinderat Markus Wrba (FWG) aus Kreuth. In der jüngsten Sitzung hob er deshalb kurzfristig das Thema Sturzflutrisikomanagement auf die Tagesordnung. Auch wenn Kreuth vom jüngsten Hochwasserereignis verschont geblieben sei, regte er an, die Fördermöglichkeiten für ein Sturzflutrisikomanagement zu prüfen.

Gefahren von Überflutung mit digitaler Flurkarte berechnet

Dazu brachte Bürgermeister Josef Bierschneider (CSU) in Erinnerung, dass den Gemeinderäten die Hinweiskarte „Oberflächenabfluss und Sturzflut“ des Bayerischen Landesamts für Umwelt bereits im vergangenen Jahr zur Information übermittelt worden sei und die Verwaltung die Karte gemeinsam mit der Bauhof- und der Feuerwehrleitung auf Handlungsbedarf hin überprüft habe. Dabei ging es um Überflutungsgefahren durch wild abfließendes Oberflächenwasser. Aus der über ein Rechenmodell anhand der digitalen Flurkarte erstellten Gefahrenkarte habe man nach Überprüfung der tatsächlichen Verhältnisse keinen akuten Handlungsbedarf gesehen. 

Die Bäche, die in die gemeindliche Unterhaltungslast fallen, werden regelmäßig überprüft. Dazu zählen kleinere Zubringergewässer zur Weissach, die über die Ufer treten, und Flächen, die überspült werden könnten. Nur diese würden in der Verantwortung der Gemeinde liegen, während die größeren Zuläufe zum See, wie etwa die Weissach, in die Zuständigkeit des Wasserwirtschaftsamts gehörten. „Wir haben keine Bereiche erkannt, die die Notwendigkeit ergeben würden, ein Sturzflutrisikomanagement-Gutachten in Auftrag zu geben“, sagte Bierschneider. Da ein solches Gutachten bei aller staatlichen Förderung auch einen Eigenanteil der Gemeinde erfordert, habe es nur dann Sinn, wenn Gefährdungspotenziale erkennbar seien. 

Keine Risikolage erkannt

In der Regel werde ein Sturzflutrisikomanagement auch nicht für die gesamte Gemeinde, sondern nur für jene Teilbereiche in Auftrag gegeben, in denen man aus der Risikokarte eine besondere Gefährdung herauslesen könne und diese auch nach Überprüfung der tatsächlichen Geländeverhältnisse bestätigt wird. Eine solche Risikolage, die das Erstellen eines Gutachtens für ein Risikomanagement aufdrängen würde, sei nicht erkannt worden, sagte Bierschneider.

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Wrba forderte daraufhin Auskunft vom Wasserwirtschaftsamt, ob dieses im Fall eines Hochwassers einen Plan für die Weissach habe. „Gewissermaßen einen Notfallplan, wenn die tatsächlich einmal Hochwasser führen sollte?“

Bebaute Bereiche kaum betroffen

Den gibt es tatsächlich. Wie der für den Landkreis Miesbach zuständige Baudirektor Andreas Holderer vom Wasserwirtschaftsamt Rosenheim auf Anfrage bestätigt, habe das Wasserwirtschaftsamt bereits in den späten 1980er- und Anfang der 1990er-Jahre die Deiche der Weissach linksseitig an manchen Stellen abgesenkt. Sollte die Weissach beispielsweise bei einem 80-jährigen Hochwasser über ein bestimmtes Maß steigen, würde das Wasser über diese Senken in den Weissachauwald fließen. Als Retentionsbecken hätte die Weissachau eine Kapazität von rund 800 000 Kubikmetern.

Im Falle des Falles würde das Wasser durch die Au und verzögert vor Oberhof – etwa in dem Bereich, wo sich der Biber angesiedelt hat – wieder ins Flussbett fließen. „Ein aktives Eingreifen zum Öffnen von Deichen ist nicht vorgesehen“, schreibt Holderer auch an die Gemeinde Kreuth.

Außerdem weist Holderer darauf hin, dass das Wasserwirtschaftsamt für die Weissach den Überflutungsbereich für ein 100-jähriges Hochwasserereignis ermittelt habe. Die Ergebnisse seien im Bayernatlas einsehbar. Er resümiert: „Nach den Berechnungen sind im Gemeindegebiet Kreuth keine nennenswerten bebauten Bereiche von Überflutungen betroffen. Der Ortsteil Weissach ist bis zu diesem Bemessungsabfluss vor Hochwasser geschützt.“    

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