„Wird uns extrem treffen“: Rathauschef sieht Stadt vor großer Herausforderung

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Die Fachwerkbogenbrücke im Stadtteil Weidach muss saniert werden. „Es wird zu Verkehrsbeeinträchtigungen kommen“, kündigte Wolfratshausens Rathauschef Klaus Heilinglechner in der jüngsten Bürgerversammlung in der Loisachhalle an. © Sabine Hermsdorf-Hiss

In der jüngsten Bürgerversammlung legte Wolfratshausens Rathauschef seinen Rechenschaftsbericht ab – und warf den Blick aufs Jahr 2025.

Wolfratshausen – Angesichts einer Antragsflut aus den Reihen der Wolfratshauser (wir berichteten) fasste sich Rathauschef Klaus Heilinglechner bei seinem Rechenschaftsbericht in der jüngsten Bürgerversammlung kurz. Dennoch war es ihm wichtig, einige Punkte herauszustellen. Dazu zählte der Schuldenstand der Stadt: Statistisch betrachtet drücken jeden Bürger und jede Bürgerin derzeit 111,10 Euro Miese. In mit Wolfratshausen vergleichbaren Kommunen in Bayern sind es 802 Euro pro Einwohner.

17,1 Millionen Euro müssen an den Landkreis überwiesen werden

Den Haushalt für das Jahr 2023 bezeichnete Heilinglechner rückblickend als „gut“, kurz vor Ende des Jahres 2024 erkenne er eine „positive Bilanz“. Heuer rechnet Stadtkämmerer Peter Schöfmann mit 14,5 Millionen Euro Gewerbesteuer sowie 16,2 Millionen Euro Einkommensteuer. „Extrem treffen“ werde die Flößerstadt allerdings die höchstwahrscheinliche Erhöhung der Kreisumlage. 15,05 Millionen Euro hat Wolfratshausen in diesem Jahr an den Landkreis überwiesen, voraussichtlich 17,1 Millionen Euro werden es 2025 sein. Der Grund, das erläuterte Dritter Landrat Klaus Koch in der Bürgerversammlung, seien die gestiegenen Ausgaben des Kreises für Sozialaufgaben – zudem müsse „der Ausbau des ÖPNV bezahlt werden“.

Die laufende Sanierung und Erweiterung der Grund- und Mittelschule am Hammerschmiedweg, der Aufbau eines Fernwärmenetzes, die Kinderbetreuung, die Aufwertung der Innenstadt, der Bau eines Parkhauses auf dem Hatzplatz: Die Loisachstadt habe große Investitionen vor der Brust. Aufgrund der fragilen Wirtschaftslage in ganz Deutschland sei jede Ausgabe jedoch mit einem hohen Risiko verbunden, so der Bürgermeister. Der Stadtrat müsse bei finanziellen Entscheidungen „Vorsicht“ walten lassen. Nicht zuletzt aufgrund der Tatsache, dass die derzeit rund 16,55 Millionen Euro Rücklagen in den kommenden Jahren aufgezehrt würden. „Spielraum“ für kostspielige Wünsche oder zusätzliche freiwillige Aufgaben sieht Heilinglechner nicht.

S7-Verlängerung: Laut Rathauschef nur „vage“ Aussagen

Mit Blick auf die geplante S-Bahn-Verlängerung nach Geretsried erinnerte Heilinglechner an die aktuelle Nutzen-Kosten-Untersuchung (NKU), die seit August auf dem Tisch liegt. Mit einem Wert von 1,27 nahm die NKU eine entscheidende Hürde, ab dem Faktor 1,0 kann der Bund Projekte mit Fördermitteln ausstatten. Zur Wahrheit gehört auch: Die Baukosten liegen laut neuer Berechnung bei 433 Millionen Euro. Bis dato waren waren die Projektverantwortlichen von rund 200 Millionen Euro ausgegangen. Als nächster Schritt steht der Planfeststellungsbeschluss an, der immer wieder angekündigt und dann wieder verschoben worden ist. Im Moment gebe es nur „vage“ Aussagen zu dem Thema, sagte der Rathauschef. „Wohl im Laufe des Jahres 2025“ sei mit dem Beschluss des Eisenbahnbundesamts zu rechnen. Er werde dazu vermutlich in der nächsten Bürgerversammlung berichten – „oder in der übernächsten“.

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Als eine der größten Herausforderungen bezeichnete Heilinglechner den Klimawandel. Vor diesem Hintergrund wies er auf das Sturzflut-Risikomanagement hin, dessen Ergebnisse – versehenen mit Handlungsempfehlungen – kürzlich im Stadtrat vorgestellt worden sind. Das Untersuchungsgebiet solle nun noch ausgeweitet werden, im Anschluss müsse der Stadtrat ein Büro mit der Planung der Maßnahmen beauftragen.

Vorreiter sei die Flößerstadt bei der nachhaltigen Mobilität: 14 öffentliche Standorte mit insgesamt 42 Ladepunkten für E-Fahrzeuge gebe es mittlerweile in Wolfratshausen. „Das ist das größte Angebot im Oberland“, stellte der Rathauschef fest. Klimaschutz sei „eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe“, daher werde die Stadt im kommenden Jahre mehrere Info-Veranstaltungen zu dem Thema organisieren.

Stadt investierte 290 000 Euro in Kinderspielplätze

Dass die Stadt auch ihre jüngsten Bewohner auf dem Radar hat, davon zeugen laut Heilinglechner unter anderem zwei neue Spielplätze sowie ein komplett neu gestalteter. Knapp 290 000 Euro sind zu diesem Zweck aus dem Stadtsäckel genommen worden – „das ist nicht selbstverständlich“, merkte der Rathauschef an. „Da können sie gerne mal einen Blick in die Nachbarkommunen werfen.“ Bei dieser Gelegenheit rief Heilinglechner in Erinnerung, dass die Stadt den ehemaligen Montessori-Kindergarten an der Ludwig-Thoma-Straße übernommen hat. Gut 100 000 Euro steckte die Kommune in die Immobilie und erhöhte die Zahl der Betreuungsplätze von 15 auf 25.

Stadtrat muss Geld für Brückensanierungen bereitstellen

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Der Rathauschef riss in der Bürgerversammlung auch einige Projekte an, die im nächsten Jahre auf der Agenda stehen: Die Fachwerkbogenbrücke und die Stahlbetonbrücke im Stadtteil Weidach müssen saniert werden. Überprüfungen haben ergeben, dass in beiden Fällen Handlungsbedarf besteht – „die Standsicherheit ist jedoch gegeben“, betonte Heilinglechner. 2025 erfolge die Planung, 2026 solle die Sanierung durchgeführt werden. Etwa 500 000 Euro muss der Stadtrat dafür bereitstellen, schon in der Bürgerversammlung bat der Bürgermeister um Verständnis: „Es wird zu Verkehrsbeeinträchtigungen kommen.“

Sanitäranlage auf dem Friedhof wird modernisiert

In Angriff genommen werde darüber hinaus die von Ex-CSU-Stadtrat Paul Brauner angemahnte Modernisierung der Sanitäranlage auf dem Friedhof in Nantwein. Heilinglechner sprach von Barrierefreiheit und einer neuen Heizungsanlage. Stichwort Sanitäranlage: Erfreut zeigte sich der Rathauschef, dass der Hauptausschuss des Stadtrats die Aktion „Nette Toilette“ auf den Weg gebracht hat. Wie berichtet kam der Impuls von einer Bürgerin, zeitnah stellen Gewerbetreibende und Gastronomen in der Innenstadt ihre WCs kostenlos zur Verfügung. Im Gegenzug bekommen sie jeweils monatlich 50 Euro von der Kommune für den Betrieb und die Reinigung der „netten Toiletten“. cce

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