Fahrrad-Club feiert Jubiläum: „Nicht mehr nur Exoten, die Radfahren“
Vor 30 Jahren gründete sich der ADFC Kreisverband in Miesbach. Das feiern die Mitglieder mit einem Rückblick und einer gemeinsamen Sternfahrt zur Weyhalla.
Landkreis – Anfang der 1990er Jahre war vieles anders: In den Gemeinden gab es keine Radbeauftragten oder das Label „fahrradfreundliche Kommune“, und für die meisten war das Auto das Fortbewegungsmittel der Wahl. Dass das heute anders ist, dazu hat auch der Kreisverband des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) beigetragen. „Es sind nicht mehr nur Exoten, die zum Beispiel auch im Winter Rad fahren“, sagt Frank Strathmann. Vor 30 Jahren hat er den Kreisverband mit Martin Gritschneder gegründet.
ADFC-Mitglieder hatten Pilotfunktion
„Die ADFC-Mitglieder hatten eine Pilotfunktion, um das Fahrradfahren voranzubringen.“ Heute ist das Radfahren in der Mitte der Gesellschaft angekommen, findet Strathmann. Das sei jedoch ein Kampf gewesen: Strathmann erinnert sich an erste Erfolge, wie die Radständer am Bahnhof Holzkirchen, das Radverkehrskonzept oder den Runden Tisch. Der Kampf hat sich gelohnt: Viele Bürger im Landkreis seien umweltbewusster und würden häufiger das Rad nutzen als noch vor 30 Jahren.
Auch in den Rathäusern bemerkt der Holzkirchner einen Bewusstseinswandel. In Holzkirchen habe das beispielsweise dazu geführt, dass das Thema Radverkehr auch im integrierten Mobilitätskonzept eine wichtige Rolle spielt. Die Gemeinden Gmund, Holzkirchen und neuerdings auch Rottach-Egern und Bad Wiessee tragen bereits das Siegel „fahrradfreundliche Kommune“ – andere, wie die Gemeinde Waakirchen, streben es an. Strathmann begrüßt, dass die Fachkenntnis zum Thema Radverkehr in vielen Rathäusern zugenommen hat.
ADFC-Vorsitzender sieht noch viel Bedarf im Landkreis
Auch, wenn der ADFC-Kreisverband in den vergangenen Jahrzehnten schon viel bewegt hat: Aufhören wollen sie noch lange nicht. Richard Westerberger, aktueller Vorsitzender des Clubs, sieht noch immer viel Verbesserungsbedarf – zum Beispiel im Tegernseer Tal. „Die Straßenbreiten geben oft nichts her, da ist man auf Mischnutzung auf den Straßen angewiesen.“ Mit einem Positionspapier wandte sich die Ortsgruppe Tegernseer Tal, deren Sprecher Westerberger ebenfalls ist, bereits an den Landrat und die Tal-Bürgermeister. Die Ortsgruppe fordert, von ihnen vorgeschlagene Maßnahmen zu überprüfen. Gespräche gab es dazu allerdings noch nicht, erklärt der Vorsitzende.
Auch auf Landkreis-Ebene sieht der ADFC noch Luft nach oben. Westerberger fehlt es vor allem an Verbindungen von Radwegen. Der Radweg zwischen Otterfing und Gmund sei im Abschnitt nach Holzkirchen zwar bereits fertiggestellt, scheitere nun aber am Abschnitt Warngau, weil die nötigen Grundstücke fehlen. „Wenn man die Historie anschaut, ist es oft ein sehr langer Weg von der Planung bis der Radweg entsteht.“ Dabei seien sichere Radwege essenziell: „Dass den Leuten ein sicherer Radweg abgeht, hindert viele daran, das Rad zu nehmen.“

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Für den Kreisverband ist eine gute Zusammenarbeit mit den Kommunen wichtig. „Eine Mitgliedschaft in der Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundliche Kommunen in Bayern ist wichtig, weil sie die Sensibilität der Kommunen stärkt und die Sichtweise der Radfahrer im Verkehr in den Vordergrund stellt.“
Jubiläumsfeier in der Weyhalla
Wie es in Zukunft mit dem Radverkehr im Landkreis Miesbach weitergehen soll, das soll auch bei der Veranstaltung zum 30-jährigen Bestehen des Kreisverbandes am Sonntag, 20. Oktober, Thema sein. Bei schönem Wetter wollen die Ortsgruppen Holzkirchen, Miesbach und Tegernsee ab 11 Uhr sternförmig mit dem Fahrrad zur Weyhalla in Weyarn fahren. Auch einige Bürgermeister haben sich laut Westerberger angemeldet, in Miesbach wird Bürgermeister Gerhard Braunmiller nach einer kurzen Ansprache am Marktplatz mitfahren. Ab 12 Uhr beginnt die Jubiläumsfeier mit einem Brunch in der Weyhalla. Dort lassen die Mitglieder die vergangenen 30 Jahre Revue passieren und diskutieren Ideen für die Zukunft.
Für Unterhaltung sorgen ein Glücksrad, ein Trainingsrad, mit dem Smoothies „erradelt“ werden können, und ein Lastenfahrrad, das die Besucher ausprobieren können. Wer teilnehmen möchte, kann sich per Mail an adfc-mb@web.de anmelden. Auch Nicht-Mitglieder sind willkommen. Ob die Sternfahrt zur Weyhalla stattfindet, erfahren angemeldete Teilnehmer kurzfristig per Mail. (sf)
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