„Pulsierendes Herz der Stadt“: Haus für Kinder im Miesbacher Kloster eingeweiht
Architektonische und bauliche Herausforderungen, Kosten von 7,4 Millionen Euro: Der Umbau des Miesbacher Klosters in ein Haus für Kinder war nicht leicht. Jetzt aber war die Einweihung.
Miesbach – Honoratioren waren reichlich gekommen. Beim wichtigsten Teil des Nachmittags aber die wichtigsten Personen: die Kinder. Diese durften das Wasser für den Segen aus Karaffen in eine Schüssel gießen und es mit Buchsbaumzweigen nach Herzenslust auch verteilen. Erwischt hat es vor allem die Eltern. Den Segensspruch für das Haus für Kinder in Miesbach übernahmen dann doch die evangelische Pfarrerin Annika Sergel-Kohls sowie Schwester Cäcilia Schwaiger aus Birkenstein, die ihren Part aber sehr kindgerecht gestalteten. Das ehemalige Klostergebäude neben der Portiunkulakirche ist somit offiziell und vollumfänglich Quasi-Eigentum der Kinder. Bis zu 141 finden dort in sechs Krippen- und drei Kindergartengruppen Platz. Jeweils eine Gruppe weniger sind schon in Betrieb.
In seinem Grußwort blickte Miesbachs Bürgermeister Gerhard Braunmiller (CSU) auf die Geschichte zurück, vor allem auf die jüngere. Bis 2005 diente ein Teil des Ensembles als Schule, 2010 kaufte es die Stadt, und seit 2013 werden im nördlichen Teil Krippenkinder betreut. Als dann 2017 der Stadt beschloss, auch den restlichen Teil für Kinderbetreuung zu nutzen – und damit einem Museum eine Absage erteilte – lag die Kostenschätzung bei 3,5 Millionen Euro. So wie er nun dasteht, kostet der Umbau Braunmiller zufolge 7,4 Millionen Euro, immerhin kommen 3,2 davon von Bund und Land als Förderung. Er sei immer für den Umbau gewesen. „Das einzigartige Flair, das kriegt kein Neubau hin – das Haus wirkt, wie es ist.“
Herausforderungen für Architekten
Diese Wirkung zu erhalten, war keine leichte Aufgabe: Das dreiteilige Ensemble barg wegen seiner unterschiedlichen Boden-Niveaus für die Architekten einige Herausforderungen, wie Planer Christian Goldbach sagte. Ein komplizierter Bau sei es gewesen. Aber: „Das Haus hat uns ertragen und hat kein Problem damit, dass jetzt kleinere Kinder kommen.“ Ebenso wie diese Kinder kein Problem mit dem steilen Hang am Spielplatz hätten, „bei dem uns schlecht wird“. Als Geschenk brachte der Architekt das allererste Modell mit, dass er angefertigt hatte. „Man sieht das Gebäude als pulsierendes Herz der Stadt“, sagte er.
Geschenke wurden noch einige verteilt an diesem Nachmittag. Die Einrichtungsleiterinnen Verena Lausmann und Juliana Kalz überreichten Hubert Rummel vom städtischen Hochbauamt eine Bierprobe und dem Betreuungsteam Sonnenblumen, und der Elternbeirat hatte eine Zapfsäule (Ökostrom, Benzin, Diesel) gebastelt – für die Bobby-Car-Strecke auf dem Gelände. Ein buntes Kreuz legte Sergel-Kohls in die Hände eines kleinen Mädchens, das es stolz den Zuschauern präsentierte.
Neun Gruppenräume und viel Platz für Aktivitäten
Stolz ist auch Braunmiller auf das, was da gemeinsam erschaffen wurde und nun von der Diakonie Rosenheim als Träger betrieben wird. Neben neun Gruppenräumen für „Eulen“, „Elche“, „Libellen“ & Co. bietet das Haus unter anderem auch Bibliothek, Atelier/Werkraum, Musik-, zwei Bewegungsräume sowie einen kleinen Saal – alles hell und freundlich gestaltet. Vermutlich wird den Kindern das durchaus etwas verwinkelte Gebäude mit seinen historischen Treppen sogar besser gefallen als ein nüchtern und funktionell geplantes Haus mit breiten Gängen und großen Glasfronten. In den Gruppenräumen selbst gibt es verschiedene Bereiche zum Spielen, Ruhen oder Basteln. Draußen locken im eingezäunten Bereich an der Kirche auch Sand- und Wasserspielplatz sowie ein kleiner Garten.
„Haus für Kinder“ und nicht mehr Kinderhaus nennen Stadt und Diakonie das frühere Kloster übrigens, weil dies die offizielle Bezeichnung für altersgemischte Einrichtungen ist, die auch staatlicherseits verwendet wird. Was noch nicht fertig ist, sind die drei Wohnungen unter dem Dach. Vorzugsweise werden diese an Betreuungspersonal vergeben, sagt Braunmiller.