Waakirchen auf dem Weg zum Radfahrer-Gütesiegel
Waakirchen will eine fahrradfreundliche Gemeinde werden. Im Gemeinderat wurde ein Konzept dazu vorgestellt. Und auch in der Praxis passiert schon viel.
Waakirchen – Vor nun zwei Jahren hat Waakirchen das Ziel ausgerufen, fahrradfreundliche Kommune zu werden. Im Gemeinderat war jetzt ein auf längere Sicht angelegtes Radverkehrskonzept Thema. In der Praxis passiert schon viel: Nächste Woche geht der Bau des Radwegs zwischen Schaftlach und der Sportanlage Krai mit Volldampf weiter. Genutzt wird die halb fertige Strecke jetzt schon.
Eine sichere Radstrecke zum Krai steht schon lange weit oben auf der Agenda. 2023 wurde der erste Bauabschnitt fertiggestellt. Er wird bereits eifrig genutzt, was im Gemeinderat teils mit Sorge betrachtet wurde. Sogar von Sperrung war die Rede. Dies deshalb, weil Beschilderungen und Markierungen fehlen. Dies könnte zu gefährlichen Situationen führen. Bürgermeister Norbert Kerkel (FWG) bremste die Kritiker: „Der Weg ist noch im Rohzustand.“ Es handle sich um einen Baustellenbereich, in dem man nicht nach Belieben Schilder aufstellen dürfe.
Eine Sperrung hält Kerkel aber für den absolut falschen Weg: „Dann fahren die Leute direkt auf der Straße.“ Alexander Mayr (CSU) schüttelte ebenfalls den Kopf. Es gebe auch noch eine gewisse Eigenverantwortung: „Man darf die Kinder auch nicht unterschätzen.“ Der Nachwuchs habe durchaus so viel Hirn, beim Queren zu schauen, ob ein Auto kommt.
Arbeiten für zweiten Bauabschnitt beginnen nächste Woche
Letztlich war die Sperrung kein Thema mehr. Zumal Kerkel berichtete, dass der zweite Bauabschnitt nächste Woche beginnen soll. Dieser Tage hat es Vorbesprechungen mit den Fachbehörden gegeben. Ein wichtiger Punkt war die sichere Anbindung an den Kreisverkehr. Idealerweise soll der neue Radweg bis zum Ortseingang Schaftlach führen. Doch es gibt noch eine Lücke. „Da laufen gerade noch Grundstücksverhandlungen“, berichtet Kerkel. Mit der Fertigstellung des Radwegs ist in etwa zwei Monaten zu rechnen.
Auch Radverkehrsplaner Maurice Funk hat den Weg schon erkundet. Als Mitarbeiter des Stadt- und Verkehrsplanungsbüros Kaulen in Aachen erstellt er im Auftrag der Gemeinde Waakirchen ein Radverkehrskonzept. Das gehört dazu, wenn eine Kommune nach dem Gütesiegel „Fahrradfreundliche Kommune“ strebt. Wie berichtet, hat die Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundliche Kommunen (AGFK) Waakirchen nach einer sogenannten Vorbereisung im Herbst 2022 als vorläufiges Mitglied aufgenommen. Die Gemeinde hat nun vier Jahre Zeit, einen Maßnahmenkatalog aufzustellen und zumindest Teile auch umzusetzen. Wie ernsthaft eine Gemeinde das Thema angeht, wird bei einer Hauptbereisung beurteilt. Fällt das Fazit der Experten positiv aus, gibt’s das Siegel.
Radverkehrskonzept vorgestellt
Im Gemeinderat stellte Planer Funk das fast fertiggestellte Radverkehrskonzept vor. Dabei ging es nicht nur um den Bau neuer Radwege. Funk zeigte Möglichkeiten auf, Radschutzstreifen auf Straßen zu schaffen, Piktogramme zu platzieren und die Beschilderung zu verbessern. Zum Konzept gehören auch qualitativ hochwertige Radabstellanlagen. Am Schaftlacher Bahnhof stünden inzwischen komfortable Modelle mit Bügel bereit, vermerkte der Planer. Allerdings reiche deren Zahl nicht aus. Er empfehle 15 zusätzliche Modelle. An der Schaftlacher Kita und an der Schule in Waakirchen allerdings seien nur Vorderradhalter vorhanden, was dem Standard nicht entspreche.
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„Machbar, aber ein Irrsinn“
Nicht alle Vorschläge kamen gut an. Rudi Reber (ABV) schüttelte den Kopf über die Vorstellung, auf die viel befahrene Bundesstraße Radfahrerschutzstreifen zu pinseln. Mit den Markierungen verleite man Radler dazu, sichere Routen zu verlassen und die Hauptstraße zu nutzen. „Das ist machbar, aber ein Irrsinn.“ Zum Glück verfüge die Gemeinde über viele Forstwege, die sie ins Radwegenetz einbinden könne. Wichtig sei es, diese gut instand zu halten. „Das sollten wir uns ans Revers heften.“ Auch Mayr hielt Schutzstreifen auf der Tölzer Straße für wenig hilfreich: „Bei dem Durchgangsverkehr fahren die Autos bergauf ja nur den Radlern hinterher.“
Kerkel beschwichtigte: Es handle sich nur um Vorschläge. Über die Umsetzung entscheide der Gemeinderat im Einzelfall. Und Planer Funk räumte ein: „Mit Theorie und Praxis ist das manchmal so eine Sache.“
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