„Bin manchmal nur ein Rad im System“: Königsdorfs Bürgermeister Rainer Kopnicky im Interview

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Wie die Rathaustüren ist auch Königsdorfs Bürgermeister Rainer Kopnicky offen für kreative Ideen – die Grundlage seiner Arbeit als Rathauschef. © Sabine Hermsdorf-Hiss

Königsdorfs Bürgermeister Rainer Kopnicky setzt auf Teamgeist

Königsdorf – Keiner von uns ist so klug wie wir alle – diesen Sinnspruch scheint Königsdorfs Bürgermeister Rainer Kopnicky verinnerlicht zu haben. Auch bei den Herausforderungen, die die Gemeinde im vergangenen Jahr zu bewältigen hatte, setzte er auf sein stärkstes Pferd im Rathaus: die Gemeinschaft. Wir sprachen mit dem 56-Jährigen über das vergangene Jahr, warum er nur auf andere stolz ist und in welchem Bereich er gerne noch mehr geschafft hätte.

Herr Kopnicky, 2023 ist vorbei. Ein neues Jahr mit neuen Herausforderungen hat begonnen. Was ist stärker: Vorfreude oder Sorge?

Vieles, was wir im vergangenen Jahr angepackt haben, konnten wir gut voranbringen. Also eher Freude darüber, was wir auch 2024 für die Gemeinde bewegen können.

Sehen das Ihre Gemeinderatskollegen auch so?

Da bin ich mir sicher. Freilich wird auch mal hart diskutiert. Das gehört mit zur Arbeit in einem Gemeinderat. Aber es geht uns immer um die Sache. Wir greifen uns nicht persönlich an, sind uns alle nahe. Und das ist gut so.

Einigkeit haben Sie ja beim Thema Photovoltaik (PV)-Anlage in Mooseurach demonstriert. Seit Mai ist der größte Solarpark Oberbayerns beschlossene Sache. Was ist seither passiert?

Viel, aber bisher nur auf dem Papier. Der Aufstellungsbeschluss für die Änderung im Flächennutzungsplan und den Bebauungsplan im Mai 2023 war der erste kleine Schritt. Wir stehen regelmäßig in Kontakt mit den Beteiligten. Damit zum Schluss jeder zufrieden ist, gibt es noch viel Abstimmungsbedarf. Und das kostet Zeit, klar. Aber von bürokratischer Seite könnte der Weg Ende 2024 geebnet sein. Und wer weiß, vielleicht steht ja schon Ende dieses Jahres oder im Frühjahr 2025 das erste Panel.

Die PV-Anlage ist eins von zwei Großprojekten in der Gemeinde. Wie steht’s um den Neubau der Turnhalle und der Mittagsbetreuung?

Die Außenarbeiten konnten wir 2023 fast komplett abschließen und den Bau winterfest machen. An den Fenstern muss noch gearbeitet werden. Wenn das fertig ist, geht’s an den Innenausbau. Die Ausschreibungen für die Heizung, Sanitäranlagen und Lüftung laufen gerade.

„Holen alle Beteiligten an einen Tisch“ – Teamgeist im Rathaus

Sie nennen es das größte Hochbauprojekt seit 30 Jahren. Das flößt Respekt ein.

Wir holen – egal, um was es geht – alle Beteiligten an einen Tisch. Das hilft bei so großen Dimensionen – egal ob beim Neubau der Turnhalle und Mittagsbetreuung oder dem 23-Hektar-Solarpark. Für die Christbaum-Aktion haben wir dafür extra den Gesamtverein Königsdorf gegründet. Und für die Turnhalle und Mittagsbetreuung sitzen angefangen mit dem Architekturbüro, dem Bauausschuss, der Gemeindeverwaltung, der Sportverein, der Jugendförderverein bis zur Schulleitung und dem Sportlehrer alle an einem Tisch. Jeder hat gute und kreative Ideen, die in die Umsetzung eingearbeitet werden.

Also ist Teamgeist gefragt?

Genau. Manchmal bin auch ich nur ein Rad im System. Meiner Meinung nach hat man aber lieber viele Zahnräder, die gut ineinandergreifen, als Sand im Getriebe.

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Sieben Millionen Euro sind für den Bau der Turnhalle und Mittagsbetreuung veranschlagt. Eine Stange Geld.

Das stimmt. Bis 2023 haben wir ausschließlich aus unseren liquiden Mitteln gewirtschaftet. Das wird sich damit ändern. Wir haben zwar auch mit den Kosten für den Neubau noch Rücklagen. Die wollen wir aber nicht bis zum Exzess abschmelzen. Also müssen wir Darlehen aufnehmen. Das Eis wird dünner. Allein die Sanierung des Grundstücks hat knapp unter einer Million Euro gekostet. Und noch ist das letzte Wort nicht gesprochen – Stichwort Kreisumlage. Aber wir haben im vergangenen Jahr gut vorgesorgt und Bausparverträge abgeschlossen, die wir bereits bedienen und jetzt beleihen können. Bisher liegen wir gut im Kostenplan.

Gibt es denn etwas, was Ihnen wirklich Sorgen bereitet?

Sie meinen wohl die Kreisumlage? An manche Dinge denke ich schon mehr als an andere. Ein Beispiel: die Unterbringung der Asylbewerber. Aber in der Vergangenheit und auch im Jahr 2023 war vieles machbar, weil sich sehr viele Personen ehrenamtlich einbringen. Das wird sich hoffentlich auch dieses und die nächsten Jahre nicht ändern.

Christbaum aus München kommt aus Königsdorf – „Ich war stolz“

Und trotzdem lag 2023 ganz schön viel Verantwortung auf Ihren Schultern.

Das ist zwar auf der einen Seite richtig, aber andererseits verteilt sich die Last, wenn man gemeinsam an einer Sache arbeitet. Wie bei der Christbaumspende an die Landeshauptstadt.

Ich habe mich schon gefragt, wann wir darauf näher zu sprechen kommen.

Das war natürlich ein Highlight im vergangenen Jahr: ein nadeliger Botschafter Königsdorfs auf dem Münchner Marienplatz. Das war großartig.

Das Aufstellen des Weihnachtsbaums war ein besonderer Moment. Wie haben Sie sich da gefühlt?

Ich war stolz, klar. Aber nicht auf mich, dass ich das geschafft habe. Sondern auf alle, die mitgeholfen haben. In der Endphase, also kurz vor Beginn des Christkindlmarkts, haben wir uns fast wöchentlich getroffen. Begonnen haben die Vorbereitungen schon Ende 2022. Die Idee, sich als Gemeinde um die Lieferung des Christbaums für München zu bewerben, hatte Anfang der 2000er-Jahre ein Gemeinderat unter Altbürgermeister Alfred Stangler. Und die Hauptarbeit leisteten die Königsdorfer Ortsvereine unter dem Dach des Gesamtvereins. Vom Baumtransport bis zur Bewirtschaftung des Glühweinstands im Prunkhof des Münchner Rathauses.

Alles in allem: Mit welchem Gefühl haben Sie das Jahr 2023 hinter sich gelassen?

Grundsätzlich bin ich zufrieden. An manchen Stellen hätte ich gerne noch mehr gemacht. Sozialer Wohnungsbau ist hier ein Beispiel. Das ist nicht optimal, bei uns allerdings auch nicht einfach. Aber ich bin froh, dass zumindest alles andere so funktioniert hat. Sogar die dezentrale Unterbringung der Geflüchteten konnten wir beibehalten. Es braucht viele helfende Hände, damit das Gemeinwesen gut funktioniert.

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