Grafinger Radweg: Gefährliche Rutschpartie oder harmlose Strecke?
Der Gefährlichkeitsgrad des Radwegs zwischen Grafing und Grafing-Bahnhof ist umstritten. Während die einen ihn als halsbrecherisch einstufen, sehen andere kein Problem. Ein Ortstermin soll Klarheit schaffen.
Der Radweg von Grafing-Bahnhof nach Grafing ist eine gefährliche Falle. Das behauptet der Grünen-Stadtrat Josef Biesenberger, und das fand auch die Mehrheit der knapp 50 Radfahrer, die an einem von Biesenberger dort initiierten Ortstermin teilnahmen. Aber nicht alle fanden den Abschnitt halsbrecherisch, der an einer Stelle ein starkes Gefälle aufweist. „Ich komme mit dem zurecht. Ich würde es lassen, wie es ist“, sagte eine Frau unumwunden. Das wollten die wenigsten hören.
Fahrradweg nach Grafing birgt Gefahrenpotenzial
Es geht um die Strecke, die am Biergarten beim Griechen in Grafing-Bahnhof beginnt, dort Georg-Fuchs-Weg heißt, und beim Kindergarten St. Elisabeth endet, und dort Gindlkofener Weg genannt wird. Im letzten Abschnitt ist der Weg bereits asphaltiert. Es war den Wortmeldungen zu entnehmen, dass sich die Radfahrer diesen Belag auch für den nicht geteerten, abschüssigen Abschnitt wünschen, wenn sie das nicht sogar fordern. „Mit dem Auto fahren wir immer auf gut geteerten Straßen, man darf gewisse Standards auch für Radfahrer voraussetzen“, machte eine Frau ihren Anspruch deutlich.
Das Problem: Der Richtung Grafing abfallende Abschnitt wurde mit gequetschtem Kies ertüchtigt, der den Rädern etwas Halt und Grip gibt. Bei Starkregenfällen wird das Material abwärts gewaschen, übrig bleibt Rollkies, der Bremsmanöver zu gefährlichen Rutschpartien machen kann, wie Biesenberger erläuterte. Nachdem der Weg von der Stadtverwaltung als Rad- und Fußweg qualifiziert worden sei, liege die Verkehrssicherungspflicht bei der Stadt, und damit sei auch er als Stadtrat in der Verantwortung. An dem Ortstermin nahmen insgesamt fünf Stadträte teil, wobei sich besonders Christian Einhellig (FW) zu Wort meldete. Er sprach sich gegen eine Asphaltierung aus, im Hinblick auf die Wintermonate mit Eis und Schnee. „Was glauben Sie, was da los ist?“, meinte er zur dann erst recht drohenden Rutschgefahr auf dem Radweg.
Wegen Landwirtschaft: Asphaltierung der Strecke sei nicht möglich
Witzig: Während die Teilnehmer über in ihren Augen notwendige Maßnahmen diskutierten, demonstrierten unbeteiligte und zufällig vorbeikommende Radler mit rasanten Abwärtsfahrten, wie gefährlich sie selbst diesen Abschnitt einschätzen, nämlich gar nicht gefährlich. Biesenberger hingegen liegt nicht ganz falsch, denn auf dem Teilstück haben sich tatsächlich schon Unfälle ereignet, die er auch dokumentierte. Am Ende des Auslaufs kommt Richtung Grafing eine scharfe S-Kurve, und die ist tatsächlich nicht ohne, weil dort immer abgeschwemmter Kies liegt, auf dem ein Radler im Handumdrehen ins Rutschen kommen kann. „Damit ist aber der gefährlichste Teil ohnehin schon geteert“, sagte eine Frau ihre Meinung. Dass der Bauhof dort öfter mal kehren könnte, sei kein Problem, meinte Florian Solfrank von der Verwaltung. Eine Asphaltierung scheide aber aus, wegen des Gewichts der Landmaschinen, die diesen Weg auch benutzen, informierte er.

Eine Vertreterin des Bund Naturschutz hatte in diesem Zusammenhang ebenfalls Bedenken gegen die Asphaltierung des Weges, weil dann im Winter Salzeinträge auf den daneben liegenden Feldern landen würden. Der Bund Naturschutz und eigentlich auch die Grünen selbst gehören sonst eher zu den Kritikern von Versiegelungsmaßnahmen. Große Zustimmung erhielt eine Frau, die sich eine nächtliche Beleuchtung des Weges wünschen würde, weil sie sich sonst alleine nachts in der einsamen Gegend nicht von Grafing-Bahnhof nach Grafing zu fahren traut. Dafür hatten alle Verständnis.
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Radweg zeigt Defizit an anderer Stelle: Weg viel zu schmal
Biesenberger hatte mehrere Vorschläge: Ein Schild aufstellen mit dem Hinweis „Radfahrer langsam fahren“, den Weg ganz sperren (das will keiner, er am wenigsten) oder ein Schild aufstellen: „Radfahrer absteigen“. Das quittierte eine Frau so: „Ich fahr doch nicht Fahrrad, dass ich dauernd absteigen muss.“ Die Präferenz der Versammlung lag eindeutig auf einem Asphaltbelag, und dabei ging eines unter. Nämlich, dass der Radweg tatsächlich Defizite hat, aber an einer ganz anderen Stelle.
Vom Biergarten in Grafing-Bahnhof bis zur Brünnsteinstraße ist der Radweg ein ganz schmaler Schlauch, auf dem ein Radler nicht einmal an einem Kinderwagen vorbeikommt. Außerdem ist der Weg rechts und links von Büschen zugewachsen, von denen es bei Regen in die Kinderwagen reintropft. Ein bisschen verbreitern würde hier Abhilfe schaffen.
Biesenberger versprach, sich im Bauausschuss weiter für die Belange der Grafinger Radler einzusetzen, die diesen Abschnitt täglich lebhaft bevölkern. Das war bei dem Ortstermin anhand des Verkehrs deutlich zu erkennen.