Unternehmerfrühstück in Gauting: Netzwerker unter sich
Die Gemeinde Gauting hat am Donnerstag wieder zu ihrem Unternehmerfrühstück geladen. Der Zweck: Firmen, die in derselben Branche arbeiten, miteinander zu vernetzen. Diesmal ging es um einen Sektor, in dem das besonders nötig ist: Gesundheit und Medizin.
Gauting – Ärzte, Apotheker, Psychologen, Physiotherapeuten, Hebammen, Pflegedienste, Betreiber von Yoga-Studios und, und, und: Im Gesundheitssektor sind viele Unternehmen tätig. Ihnen gemein ist, dass sie schwierige Zeiten durchmachen. „Das Gesundheitssystem ist auf Kante genäht“, sagte Gautings Wirtschaftsförderer Dr. Fabian Kühnel-Widmann zur Begrüßung der Teilnehmer des Unternehmerfrühstücks in der Asklepios Klinik. „Umso wichtiger ist es, dass man zusammen zu Lösungen findet.“ Deshalb hatte der Rathausmitarbeiter 140 Unternehmen aus dem Gemeindegebiet eingeladen, sich auszutauschen, wovon die Hälfte der Einladung folgte. Es war die 16. Veranstaltung dieser Art in den vergangenen acht Jahren, wobei wegen Corona pausiert werden musste. Dass der Versuch glückte, war nicht zu übersehen: Nach der Vorstellungsrunde wurde eifrig diskutiert, viele Visitenkarten wurden ausgetauscht.
Zur Begrüßung ermunterte Bürgermeisterin Dr. Brigitte Kössinger die Teilnehmer, ins Gespräch zu kommen und Synergieeffekte zu nutzen. Die Erfahrung aus den früheren Veranstaltungen zeige, dass die Firmen teils selbst nicht wüssten, welche anderen Firmen im Ort es gebe, mit denen sich kooperieren lasse. In diesem Fall sei dies besonders wichtig, denn: „Das Klinikwesen kriselt.“
Pflege wird immer wichtiger
Die Einschätzung unterstrich Landrat Stefan Frey – zum ersten Mal Gast beim Gautinger Unternehmerfrühstück – voll und ganz. Das Grundproblem bestehe darin, dass die große Politik sich zu weit von den Menschen entfernt habe, eine Reform jage die nächste, sagte er. „Vor allem ärgert es mich, dass Mitarbeiter in eine große Unsicherheit gestoßen werden und nicht wissen, wo sie morgen arbeiten werden. Das macht die Leute mürbe.“
Auch die Kommunalpolitik habe darunter zu leiden, etwa der Landkreis, der den Neubau einer Klinik in Herrsching habe stoppen müssen, ohne Rücksicht darauf, dass schon eine Million Euro investiert worden und ein Bebauungsplan fertig gewesen sei. Frey stellte in Aussicht, noch dieses Jahr eine Pflegekonferenz einzuberufen, wo „jenseits von Grundsatzfragen Hilfestellungen für die Praxis gegeben werden sollen“.
Der Landrat hob hervor, dass die Pflege ein Bereich ist, der immer wichtiger wird. Der Landkreis werde immer älter. So seien von den 139 000 Einwohnern, die der Landkreis aktuell zählt, 20 000 über 80 Jahre alt und 50 000 über 65 Jahre alt. Dabei spiele freilich auch eine Rolle, dass viele Rentner in den Landkreis ziehen, um dort ihren Ruhestand zu genießen. Der Asklepios Klinik bescheinigte Frey, als Lungenfachklinik „europaweite Bedeutung“ zu haben und erinnerte daran, dass dort während der Corona-Pandemie das Impfzentrum untergebracht war. „Ich erinnere mich gut, wie hier an einem Tag 2000 Menschen geimpft worden sind. Die Menschen hatten ein glückliches Lächeln im Gesicht.“ Das Thema Gesundheit sei eines, das den Menschen „auf den Nägeln brennt“.
Krankenhausreform sorgt für Unsicherheit
Felix Rauschek, Asklepios- Regionalgeschäftsführer Bayern Süd/West, gab einen Einblick, wie sich die aktuelle Unsicherheit auf ein Unternehmen wie Asklepios mit seinen 70 000 Mitarbeitern und 160 Einrichtungen deutschlandweit auswirkt. „Die große Reform schwebt seit eineinhalb Jahren über uns. Das macht es natürlich schwer, Investitionen zu tätigen.“ Insgesamt gehe die Tendenz dahin, die Verweildauer von Patienten in Krankenhäusern zu reduzieren. „Von den Kostenträgern wird uns gesagt: macht schneller, macht ambulant.“ Hätten sich früher Patienten im Schnitt zwei Wochen in einer Klinik aufgehalten, wären es jetzt im Schnitt nur noch fünf Tage. „Wenn man weiß, dass die Vergütung nur noch bei einem Drittel bis einem Zehntel liegt, dann weiß man, dass viele Prozesse umstrukturiert werden müssen.“
In die Gautinger Klinik, die Rauschek als „hidden champion“ bezeichnete, wird investiert: Die sogenannte Weaning-Station wird für sechs Millionen Euro erneuert, wobei sich der Freistaat und Asklepios die Kosten teilen. „Im Spätsommer wollen wir fertig sein“, sagte Rauschek. Außerdem stellte er für 2024 die 90-prozentige Digitalisierung der Dokumentation in Aussicht. „Früher haben wir kilometerweise Papier produziert. Damit ist es nun vorbei.“
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