Ohne Amerikaner: Deutschland tüftelt an Ukraine-Befreiungsschlag

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Während die Waffen-Lieferungen aus den USA blockiert sind, arbeitet Deutschland an einem riesigen Panzer-Paket für die Ukraine. Einen Lerneffekt inklusive.

Kiew – Was die Waffen für die Ukraine angeht, liegt Deutschland bei den Ausgaben für die Lieferungen weit hinter den USA. Aber ebenso weit vor allen anderen Nato-Partnern.

Ukraine: Deutschland tüftelt an riesigem Waffenpaket für Kiew

In Zahlen: Laut „heute journal“ des ZDF hat Berlin Kiew bislang Waffen im Wert von 17,13 Milliarden Euro (Stand 31. Januar) geschickt. Die Vereinigten Staaten hatten die ukrainischen Streitkräfte im Abwehrkampf gegen die Invasion durch Russland bisher mit 43,86 Milliarden Euro unterstützt. Auf Platz drei dieser Statistik zum Ukraine-Krieg folgt Großbritannien mit 6,57 Milliarden Euro.

Italien (0,69 Milliarden Euro) und Frankreich (0,54 Milliarden Euro) haben dagegen vergleichsweise wenig für Waffen-Lieferungen an die Ukrainer ausgegeben, weswegen Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) die Partner aus der Europäischen Union (EU) zuletzt deutlich in die Pflicht nahm. Auch, weil die Militärhilfen aus den USA aktuell durch die Republikaner blockiert sind. Währenddessen tüftelt Deutschland an einem riesigen Waffenpaket für die ukrainische Armee, die zumindest auf dem Land – im Gegensatz zum Schwarzen Meer – schwer in die Defensive geraten ist.

Kündigt eine riesige Zahl deutscher Leopard 1 Panzer für seine Heimat an: der ukrainische Botschafter Oleksii Makeiew.
Kündigt eine riesige Zahl deutscher Leopard 1 Panzer für seine Heimat an: der ukrainische Botschafter Oleksii Makeiew. © Screenshot Twitter@Makeiev

Waffen für Ukraine: Deutschland hat 30 „Leos“ 1 und 90 Marder geliefert

Wie die Übersicht über militärische Unterstützungsleistungen der Bundesrepublik Deutschland für die Ukraine zeigt (Stand 4. Februar), wird gerade an den Voraussetzungen für die Lieferung von 105 Kampfpanzern Leopard 1A5 und 30 Schützenpanzern Marder gearbeitet. Deutschland hatte den ukrainischen Streitkräften seit Frühjahr 2023 bereits 30 „Leos“ 1 sowie 90 Marder und 18 Leopard-2A6-Kampfpanzer geliefert, von denen die meisten aber mittlerweile in einem Reparatur-Hub in Litauen stehen sollen. Die Leopard-1-Panzer aus alten Industrie- und Bundeswehrbeständen werden dagegen vom Rüstungskonzern Rheinmetall aufbereitet und saniert.

Deutschland plant laut der Liste der Ampel-Bundesregierung aus SPD, Grünen und FDP ferner die Lieferung 15 weiterer Gepard-Flugabwehrkanonenpanzer (bisher 52 geliefert) sowie von neun Luftverteidigungssystemen IRIS-T SLM zur Sicherung von Städten gegen Raketenangriffe durch die russischen Truppen. Interessant sind indes die Panzer-Lieferungen, nachdem das amerikanische Nachrichtenmagazin Forbes jüngst bereits berichtet hatte, die Ukrainer würden eine Panzer-Brigade einzig mit deutschen Leopard-1-Panzern und Mardern aufstellen.

Waffen-Lieferungen: Bis zu 135 Leopard-1-Panzer sollen an die Ukraine gehen

Ein Vergleich: Eine Panzerbrigade besteht nach Bundeswehr-Verständnis aus zwei Kampfpanzer-Bataillonen und zwei Schützenpanzer-Bataillonen. Jedes Bataillon hat laut ZDF 46 Panzer. Würde rund 90 Kampfpanzer sowie 90 Schützenpanzer zum Transport von Infanterie (Fußsoldaten) ins Gefecht machen.

135 Leopard-1-Panzer und insgesamt 120 Marder, die auf dem Schlachtfeld offenkundig noch zurückgehalten werden, würden nach diesen Maßstäben eine Brigade und ein zusätzliches Bataillon für die Ukrainer ergeben. Bereits im Juni 2023 hatte der ukrainische Botschafter in Deutschland, Oleksii Makeiew, von der Liefer-Zusage für 110 „Leos“ 1 berichtet. Die aktuelle Zusammenstellung sowie die weiteren Waffen-Lieferungen deuten darauf hin, dass es die ukrainische Armee in Zukunft wohl mit geschlossenen Großverbänden probieren will.

Im Schnee von Weitem zu sehen: ein Leopard 1A5 der ukrainischen Armee.
Im Schnee von Weitem zu sehen: ein Leopard 1A5 der ukrainischen Armee. (Archivfoto) © Screenshot X@DefenceU

Ukraine-Krieg: Kiew will wohl Großverbände aus Panzern zusammenstellen

Und nicht mit kleinen Trupps aus etwa zwei Kampfpanzern und vier Schützenpanzern, die bei der gescheiterten Gegenoffensive im vergangenen Sommer wiederholt in russischen Minenfeldern stecken blieben oder durch die schlagkräftigen Kamow Ka-52 Alligator-Helikopter Moskaus aus der Luft abgeschossen wurden. Bezeichnend: Unter der jüngsten Militärhilfe vom 31. Januar waren drei Wisent-Pionierpanzer und ein Biber-Brückenlegepanzer. Das ukrainische Verteidigungsministerium dankte daraufhin für „unerschütterliche Unterstützung“.

Insgesamt gingen bisher 19 Minenräumpanzer Wisent und 15 Biber an die Ukrainer. Dabei handelt es sich jeweils um Unterstützungspanzer, die Minen (Wisent) aus dem Weg räumen oder eine Brücke über eine schmales Gewässer (Biber) verlegen sollen. Auch sie sollen wohl Teil eines kombinierten Großverbandes werden. Dieser könnte zu einem regelrechten Befreiungsschlag an zumindest einem Frontabschnitt werden, nachdem die ukrainischen Streitkräfte trotz spektakulärer Angriffe auf die annektierte Halbinsel Krim vielerorts seit Wochen permanent russische Angriffe abwehren. (pm)

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