Douglasie: Der Amerikanerin gefällt es auch bei uns recht gut
Die Douglasie, ein Baum mit beeindruckender Wuchskraft, ist auch in unserer Region zu finden, obwohl sie ihre Heimat in Amerika hat.
Bad Tölz-Wolfratshausen – Sie ist ein Kieferngewächs, und ihr natürliches Verbreitungsgebiet liegt in Amerika. In unserer Region gibt es einige Exemplare, weil Waldbesitzer sie bewusst angepflanzt haben. So, wie in Harmating (Gemeinde Egling). Revierförster Robert Nörr steht vor der vermutlich größten Douglasie im Landkreis und blickt in die Höhe. Er muss den Kopf in den Nacken legen: 47 Meter misst sie.

Lehmböden fördern Wachstum
Das Prachtexemplar steht eingerahmt von Bergahorn und Buche in der Nähe der Kapelle St. Leonhard in einem Waldstück in Straßennähe. „Charakteristisch für die Baumart ist ihre grobe, borkige Rinde“, sagt Nörr, während er seine Hände über den Stamm gleiten lässt. „Da geht’s ganz weit rein.“ In ihrer Heimat Amerika „spielen Waldbrände eine große Rolle“, erklärt der Revierförster. „Und diese Borke ist ein guter Schutz.“
Steckbrief
Nadel: weich, biegsam, oben dunkelgrün, unten zwei silberne Streifen;
Rinde: grob, längsrissig, im Alter extrem starke Borke;
Früchte: Zapfen;
Wurzel: tiefgreifende Herzwurzeln;
Höhe: in Bayern maximal 60 Meter; in den USA bis 133 Meter;
Altersgrenze: 600 Jahre;
Vorkommen im Landkreis: vereinzelt zum Beispiel in Wadlhausen, Dietramszell, Harmating;
Holzeigenschaften: Kernholz, mittelschwer, mäßig hart, hohe Elastizität und Festigkeit; sehr widerstandsfähig im Außenbereich;
Holzpreis: stärkere Douglasien bis zu 130 Euro je Festmeter, Wertholz bis zu 300 Meter je Festmeter.
Auffallend ist, dass die Douglasie sehr wenig Äste hat. Nörr erklärt das damit, dass sie früher dichter zu anderen Bäumen gestanden sei und weniger Licht bekommen habe. „Dann sterben die Äste ab und fallen runter.“ Ihre Nadeln sind weich und stumpf. An der Unterseite haben sie zwei weiße Streifen. Reibt man sie zwischen den Fingern, duftet es fruchtig-harzig nach Orange. Die Früchte der Douglasie sind längliche Zapfen. Sie werden ab dem zwölften bis 15. Lebensjahr gebildet.
Größte Douglasie ist 133 Meter hoch
Douglasien gehören zu den weltweit höchsten Bäumen. Die größte je gemessene Douglasie ragte 133 Meter gen Himmel. Aktuell hält den Rekord ein Baum in Kanada. Fast 74 Meter groß ist er, der Durchmesser liegt bei 4,2 Metern, der Umfang beträgt 13,28 Meter. Sein Alter wird auf weit mehr als 1000 Jahre geschätzt. Deutschlands größter Baum ist – eine Douglasie. Sie ist 67 Meter hoch und steht bei Freiburg. Trotz des hohen Alters von über 100 Jahren ist „Waldtraut“ noch vital und wächst Jahr für Jahr um 30 Zentimeter. Die Douglasie in Harmating bringt es immerhin auf 47 Meter und etwa 110 Jahre. Der immergrüne Baum wachse auf den sehr kräftigen Lehmböden in unserer Region in seiner Jugend so schnell, „dass er teilweise umfällt, weil die Wurzel nicht mitkommt“.
Die Wuchskraft sei es, was so viele Leute an der Douglasie fasziniere, sagt der Wolfratshauser. Das sei ein Grund dafür, warum viele Menschen sie als Zukunftsbaum sehen. Sie sei auch deutlich trockenresistenter als beispielsweise die Fichte. „Wenn man aber meint, mann könnte unsere Fichtenwälder einfach durch Douglasienwälder ersetzen, wird das nicht funktionieren“, schränkt Nörr ein. Denn die Douglasie habe viele Probleme in unseren Breiten.
Hohe Ausfälle bei kleinen Pflanzen
Lange Zeit seien Saatgut und Pflanzen aus Amerika importiert worden. Aber in unseren Gefilden sei die Douglasie nicht richtig gewachsen. Ihr Herkunftsgebiet in Amerika sei relativ groß. Es erstrecke sich von Kanada bis Mexiko und von der Pazifikküste bis zu den Rocky Mountains. „Es wurde festgestellt, dass die Douglasie, die mehr aus dem Landesinneren der USA kommt, bei uns nicht so gut wächst“, berichtet der Revierförster. Schuld daran seien unter anderem zwei Pilze, die die Bäume befallen und sie zum Absterben bringen. Nörr: „Mittlerweile wissen wir, welche Herkunft wir brauchen, nämlich grüne Douglasien aus dem ozeanischen Bereich. Die wächst bei uns prinzipiell recht gut.“
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Trotzdem seien kleine Pflanzen trockenheitsanfällig. Da gebe es relativ hohe Ausfälle, so der Förster. „Weil sie schmackhaft sind, werden sie obendrein vom Reh stark verbissen“, zählt der Experte ein weiteres Problem auf. „Und weil sie gut riechen, fegt der Bock das Gehörn dran, um den Bast abzustreifen.“ Bis man eine Douglasie „hoch bekommt“, das sei relativ aufwendig, sagt Nörr. Daher sei sie im Wald mehr als „Beimischung“ interessant.