EU-Plan: 112 Millionen Euro Fluthilfe aus Brüssel nach Hochwasser in Deutschland
Das Hochwasser richtete vier Milliarden Euro Schäden an. Klimaforschende warnen: Starkregenereignisse und gefährliche Dürren werden mit fortschreitenden Klimawandel gefährlicher.
Brüssel – Bayern und Baden-Württemberg sollen nach dem verheerenden Hochwasser im Frühling rund 112 Millionen Euro an EU-Fluthilfe bekommen. Wie die zuständige Europäische Kommission in Brüssel mitteilte, sieht ein Plan vor, dafür den sogenannten EU-Solidaritätsfonds anzuzapfen. Aus ihm können Zuschüsse für die teuren Aufräumarbeiten und Wiederaufbaumaßnahmen gezahlt werden.

Hochwasser in Süddeutschland: Mehr als vier Milliarden Euro Schäden
Der Plan, der auch Fluthilfen für die italienische Region Aostatal vorsieht, muss nun noch vom Rat der Mitgliedstaaten und dem Europaparlament gebilligt werden. Dies gilt in der Regel als Formsache. Vom 30. Mai bis zum 11. Juni hatte es in Bayern und Baden-Württemberg vielerorts massives Hochwasser infolge von Starkregen gegeben. Bayerns Finanzminister Albert Füracker (CSU) bezifferte die unversicherten Schäden in beiden Ländern Ende September auf mehr als 4,1 Milliarden Euro, davon 1,8 Milliarden in Bayern.
„Klimawandel ist eine existenzielle Bedrohung“ – Klimaforscherin über Hochwasser
Mit der weiteren Erderwärmung durch die Nutzung fossiler Brennstoffe würden Starkregen-Episoden noch heftiger und häufiger, warnte die Wissenschaftler-Initiative World Weather Attribution kurz vor den Hochwassern. Die Kosten der Klimakatastrophen drohten zu eskalieren. „Der Klimawandel ist eine existenzielle Bedrohung, insbesondere für die ärmeren Teile der Gesellschaft, und alle Europäer müssen wissen, dass die Bekämpfung des Klimawandels ihr Leben sehr viel besser machen wird“, betonte Friederike Otto, Leiterin der Initiative, die am Imperial College in London forscht.
EU-Umweltagentur: Gefährlicher Wassermangel steht in weiten Teilen Europas bevor
Gleichzeitig müsste sich Europa auf Süßwassermangel vorbereiten. EU-Umweltagentur EEA warnte Mitte Oktober, Europa müsse dringend seine Widerstandsfähigkeit verbessern und eine nachhaltige Süßwasserversorgung für Mensch und Umwelt sicherstellen, mahnt die EU-Behörde mit Sitz in Kopenhagen. Der Klimawandel stelle die Wasserversorgung vor große Herausforderungen. Sogenannter Wasserstress sei eine wachsende Sorge in Europa, vor allem mit zunehmender Wasserknappheit im Süden sowie häufigeren und stärkeren Dürreperioden auf dem ganzen Kontinent. Bereits jetzt seien jährlich 20 Prozent des europäischen Lands sowie 30 Prozent der Bevölkerung von Wasserstress betroffen.
Hochwasserkatastrophe in Europa zeigt massive Versäumnisse beim Klimaschutz
Sascha Müller-Kraenner, Geschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe (DUH) sagte, die Hochwasserkatastrophe in Mitteleuropa zeige die massiven Versäumnisse beim Klima- und Naturschutz. Michael Schäfer, Geschäftsführer des Klimaschutzverbands Germanzero, erklärte: „Während viele den Eindruck erwecken, dass Klimaschutzmaßnahmen wie der Verbrenner-Kompromiss oder das Heizungsgesetz zu weit gingen, zeigt diese Studie glasklar: Wer den Klimaschutz weiter ausbremst, wird immer mehr und immer schlimmere Hochwasserkatastrophen ernten.“
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Vorwürfe an den Bund: Nach dem Hochwasser „fehlt der politische Wille, Bayern zu unterstützen“
Seit den Hochwassern streiten Berlin und München über eine Beteiligung des Bundes am Wiederaufbau. Die CSU wirft der Bundesregierung regelmäßig Untätigkeit vor. Das Bundesfinanzministerium von Christian Lindner (FDP) argumentiert, Bayern müsse erst eine Katastrophe nationalen Ausmaßes feststellen, statt Schätzungen abzugeben, bevor der Bund helfen könne. Bayerns Finanzminister Füracker argumentierte hingegen, bei der Ahrtal-Flut sei auch auf Basis von Schätzungen gehandelt worden. „Beim Bund fehlen keine Unterlagen und Belege, sondern der politische Wille, Bayern zu unterstützen“, kritisierte Füracker. (dpa/kb)