„Wachrütteln“ mit Pollinger Mahnfeuer

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An vorderster Front wiesen Hermann Karg (2.v.r.) und Bürgermeister Martin Pape (3.v.r.) den Weg. © ralf ruder

Trotz ersten Zugeständnissen seitens der Bundesregierung hat gerade der Agrardiesel-Streit für die Bauern noch zu keiner zufriedenstellenden Lösung geführt. Mit einem Mahnfeuer wollte man daher auch in Polling „wachrütteln“ – wobei jedoch nicht nur landwirtschaftliche Themen im Fokus standen.

Polling – Es war bereits finstere Nacht und bitterkalt, als sich vor der Pollinger Edeka-Filiale eine stattliche Menschentraube versammelt hatte. Gegen 19 Uhr wurde es dann plötzlich hell – und schon nach kurzer Zeit erleuchteten 25 Fackeln den Parkplatz vor dem Supermarkt.

Man möchte die Leute „aufrütteln“, erklärte der Ettinger BBV-Ortsobmann, Hermann Karg, nachdem er die zahlreichen Teilnehmer des Fackelzugs begrüßt hatte. Abgesehen von den Angelegenheiten, die seit Wochen vor allem die Landwirte bewegen, war es ihm ein Anliegen, auch weitere polarisierende Themen anzusprechen.

Neben der Maut kamen daher auch Sachverhalte wie die CO2-Steuer, die Karg zufolge „uns alle trifft“, zur Sprache. Bekanntlich klettert auch der Steuersatz in der Gastronomie wieder auf 19 Prozent – „und das spürt ja jeder“, merkte er an. Darüber hinaus machte er sich für eine Sache stark, die in den letzten Tagen vermehrt für volle Innenstädte und groß angelegte Demonstrationen gesorgt hatte. Gegen den Rechtsruck könne man „nur in der Gemeinschaft“ ankämpfen, stellte Hermann Karg klar und übergab das Wort im Anschluss an Bürgermeister Martin Pape.

„Überraschend viele Privatleute“

Auch der Rathauschef freute sich über die vielen Interessierten, die zum Zwecke einer friedlichen Fackelwanderung mit anschließendem Mahnfeuer ihre warmen Häuser verlassen hatten. Er könne es nachvollziehen, dass nach den Bauernprotesten, die mit ihren vielen Schleppern mitunter für lange Staus gesorgt hatten, in der Bevölkerung etwas Unmut herrscht. „Aber wenn man nicht aufsteht, wird man nicht gehört“, stärkte er die Seite der Landwirte. „Die Steuern, der Agrardiesel, die Summe macht’s halt“, ergänzte er. Gegen das Vorgehen in Berlin müsse man einfach aufstehen.

Dann brach die Schar mit ihren vielen lodernden Wachsfackeln in Richtung Steinbruchstraße auf. Sogar in den Hofeinfahrten wareteten Bürger und schlossen sich – dick eingepackt – dem Fackelzug an. Nach einigen Minuten wichen die Häuser schließlich zurück und gaben den Blick auf das von zahlreichen Schleppern umrahmte, hölzerne Gerüst frei, das anschließend entzündet wurde.

Im Kreis um das Feuer stellten die Landwirte ihre Traktoren auf.
Im Kreis um das Feuer stellten die Landwirte ihre Traktoren auf. © ruder

An den Feuerschalen und vor einer errichteten Hütte, in der Glühwein ausgeschenkt und Semmeln verkauft wurden, versammelten sich zusehends mehr Menschen, während sich abseits des Feldes eine wahre Traktor-Kolonne ihren Weg durch die Dunkelheit bahnte. Ununterbrochen rollten neue Schlepper vor und erleuchteten den Bereich um das rauchende Holzgerüst taghell.

Über 70 Traktoren und mehr als 40 Autos

Zufrieden blickte Hermann Karg auf die wachsende Menschenmenge und bemerkte, dass die Agrardiesel-Debatte für ihn heute „nur eine Nebensache“ sei. Dass die Menschen zusammenkommen und miteinander reden, sei schön zu sehen. Es müsse ein Wachrütteln stattfinden. Eine Diskussion an der sich jeder beteiligen kann, sei für ihn das Wichtigste. Dass nicht nur Landwirte und Handwerker angereist waren, sondern die Veranstaltung auch den Zuspruch „überraschend vieler Privatleute“ gefunden hatte, freute ihn. Organisiert hatte der Ettinger das Feuer mit seinen Kollegen aus den übrigen Gemeindeteilen. Die Ortsobmänner aus Oderding und Polling, Manfred Geißler und Leonhard Geiger, hatten sich ebenfalls auf der verschneiten Wiese eingefunden und waren mitunter als Ordner ständig auf Achse. Auch Vize-Kreisobmann Andreas Oswald mischte sich im Laufe des Abends unter die Anwesenden. „Wir sind ein Team“, stellte Hermann Karg klar.

Zwar sorgte der kalte und zugige Hügel für anfängliche Startschwierigkeiten, schließlich gelang es den tüchtigen Helfern aber, die ersten Feuerzungen aufschießen und die Besucher – weit im dreistelligen Bereich – an das zentrale Feuer zu locken.

„Mein Sohn hat noch mal nachgezählt“, sagte Hermann Karg am Montag. Über 70 Traktoren und mehr als 40 Autos aus dem südlichen und mittleren Landkreis hatten sich auf dem Areal eingefunden. Es sei „echt super“ und trotz der Kälte „gemütlich“ gewesen, teilte er mit. Erst gegen 2 Uhr waren die Letzten nach Hause gegangen. Schon jetzt werde er ständig gefragt, wann denn das nächste Treffen stattfinden wird, erzählte er lachend. Bereits am Vormittag habe man die letzten Glutnester gelöscht. Auch die Hütte soll am Nachmittag abgebaut und auf der Wiese wieder aufgeräumt werden.

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