Es war der Anziehungspunkt im Stadtmuseum: das riesige Modell Weilheims, das die Stadt im Jahr 1811 zeigt. Jetzt ist es ein vorerst letztes Mal zu bewundern, bevor es ins Depot wandert – um hoffentlich bald zurückzukehren.
Weilheim – Generationen von Weilheimern und Besuchern haben schon auf das Stadtmodell geschaut. Sie haben die kleinen Häuser, die Kirchen, Straßen, Bäume bewundert, die Stadtbächlein, die Weilheim umrundeten oder durchflossen, die Wiesen und Äcker außerhalb der eindrucksvollen Stadtmauer mit ihren Türmen. 35 Jahre lang war darauf Weilheim im Jahr 1811 zu sehen – ausgestellt im zweiten Stock des Stadtmuseums am Marienplatz. Jetzt bleiben den Weilheimern und Interessierten noch knapp sechs Wochen, um es im Foyer des Stadtmuseums unter dem Titel „Vogelperspektive“ zu bestaunen. Am 3. März wird das Modell erst mal ins Depot unter der Jahnhalle verräumt.
Zuletzt konnte es niemand mehr anschauen
Tobias Güthner bleibt nichts anderes übrig. Der Leiter des Stadtmuseums muss das Modell wie alle anderen Exponate einlagern, um die geplante Sanierung des Gebäudes weiter vorantreiben zu können. Anschauen konnte es eh niemand mehr, die oberen Stockwerke des Museums sind seit 2021 wegen baulicher Probleme geschlossen. Nun also die vorerst letzte Gelegenheit: „Genießen Sie es noch“, sagte Ragnhild Thieler bei der Ausstellungseröffnung am Samstag. Das Modell biete die Möglichkeit für eine „Reise durch Zeit und Raum“, so Weilheims Kulturreferentin. Damit sei es jahrzehntelang der Anziehungspunkt im Stadtmuseum gewesen.
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Ein gelernter Büchsenmacher schuf das Modell
Während derartige Modelle in früheren Jahrhunderten in Bayern bereits üblich waren, bekam Weilheim seines später, erklärte Museumsleiter Güthner. 1978 bis 1982 fertigte es Carl Stiegele in aufwendiger Handarbeit an. Fast 500 Gebäude entstanden so, die Straßen gestaltete er mit Ammersand, Wiesen und Äcker mit eingefärbten Sägespänen. „Er war Büchsenmacher, wahrscheinlich kam daher die Begabung zu so kleinteiligen Arbeiten“, so Güthner. Als Grundlage des Modells diente der erste Katasterplan der Stadt von 1811.
„Museumskino“ als echte Bereicherung
All das erfährt man in der Ausstellung, außerdem informieren rund um das gut drei auf drei Meter große Stadtmodell alte Fotografien, Gemälde und kleinere Modelle, wie die Stadt Anfang des 19. Jahrhunderts aussah – und wie sie sich zum Beispiel durch Brände veränderte. Eine echte Bereicherung ist da das „Museumskino“, die Medienstation. Auch sie stand vorher in den oberen Stockwerken. Jetzt bietet sie im Foyer die Gelegenheit, digital in Weilheims Geschichte einzutauchen. Fünf kurze Filme zum Stadtmodell nehmen den Besucher mit auf eine kleine Digitaltour durch das Weilheim von 1811. Ein kleiner Vorgeschmack auf ein modernes, zeitgemäßes Museum nach der Sanierung? Thieler und Güthner wünschen sich genau das. Ein Stadtmuseum für Weilheim, das mit Barrierefreiheit, digitalen Elementen und Räumen für alle Gesellschaftsgruppen der Zeit entspricht – und trotzdem seinen historischen Charme im ehemaliges Rathaus behält.
Planungsphase für die Museumssanierung soll heuer abgeschlossen werden
In diesem Jahr soll die Planungsphase für die Sanierung endlich abgeschlossen werden, so Thielers und Güthners Hoffnung. Wenn das Museum 2026 wiedereröffnet würde, „wäre das toll“, so Thieler. Für sie steht außer Frage, dass dann das Stadtmodell auch wieder einen Platz bekommt. Wo, ist allerdings die große Frage, so Güthner. Man denke über ein Aufhängen an einer Wand genauso nach wie über ein Versenken im Boden oder über eine Nutzung als Glastisch, an dem Kinder museumspädagogische Projekte verwirklichen können. „Hier sind die Ideen der Weilheimer gefragt“, sagt Thieler. Damit sich nachfolgende Generationen auch noch staunend über das Modell ihrer Stadt beugen können. Veronika Mahnkopf
Mitmachen erwünscht
Wer Ideen hat, wie das Stadtmodell im neuen Museum präsentiert werden könnte, kann sich bei Museumsleiter Tobias Güthner melden: info@stadtmuseum-weilheim.de. Gesucht werden auch Räume, in denen das Modell während des Umbaus weiter ausgestellt werden kann. Die jetzige Ausstellung dauert bis zum 2. März. Geöffnet ist dienstags bis samstags von 10 bis 17 Uhr.