Weilheim: Ein Zeichen gegen rechts trifft auf Kritik an der aktuellen Politik

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Brigitte Gronau (mit Mikro) und Alfred Honisch (rechts daneben) moderierten den offenen Bürgerdialog. © Gallmetzer

Weilheim – Zeitgleich wurde in Weilheim am Montag zu zwei verschiedenen politischen Veranstaltungen geladen. Zwischen Kirche und Stadtmuseum fand eine Mahnwache unter dem Motto „Gemeinsam gegen rechts, denn ‚nie wieder‘ – das ist jetzt“ statt. Am Marienplatz wurde unter dem Mantel von „Weilheim steht auf“ laut Plakat für „Frieden, Recht und Freiheit“ demonstriert.

Auch der strömende Regen und ein aufkommender Sturm hielten die Organisatoren der Mahnwache nicht von ihrem wöchentlichen Treffen unter dem Slogan „Frieden, Demokratie und Solidarität“ ab. In Anbetracht der aktuellen gesellschaftlichen Entwicklung sollte bei der 91. Auflage der Zusammenkunft diesmal vor allem ein Zeichen gegen Rechtsextremismus gesetzt werden.

Über 90 Menschen harrten trotz Unwetter auf dem Reinhard-Schmid-Platz aus und lauschten den einleitenden Worten von den Organisatoren und Grünen-Mitgliedern Brigitte Gronau und Alfred Honisch. „Wir sehen die Gefahr, die von rechts kommt“, sagte Gronau und sprach vor allem die Pläne der AfD an. Es sei zu bemerken, wie schwer Demokratie in unseren Zeiten zu leben sei, stellte Honisch fest. Umso wichtiger sei es, betonte Gronau, sich friedlich für eine liberale Demokratie einzusetzen. „Bitte sprechen Sie mit Ihren Bekannten und Freunden darüber“, so ihr Appell an die Anwesenden in Hinblick auf die anstehenden Wahlen, dem sie hinzufügte: „Die Rechten dürfen nicht die Mehrheit haben!“

Wie es im offenen Bürgerdialog seit der ersten Ausgabe an üblich ist, wagten sich zahlreiche Besucher ebenfalls ans Mikrofon. Einige berichteten begeistert von ihren Eindrücken bei der großen Demo gegen rechts in München. Immer wieder wurde für mehr Austausch und Dialog zwischen den einzelnen Gruppen plädiert. Stadtrat Bernhard Kerscher (SPD) bedauerte zum Beispiel, dass es statt zum wirklichen Dialog oft nur noch zum Schlagabtausch komme. Er gab zu bedenken, dass nur diejenigen in der Lage seien, in den Dialog zu gehen, die zuhören und argumentieren könnten. Dies sei jedoch nur möglich, wenn komplexe Probleme zuvor gut erklärt würden und jeder auch für Gegenargumente offen sei.

Mehrere Redner wünschten sich, nicht die „rechte Menschen“, sondern den Rechtsextremismus zu bekämpfen. Weiter empfahlen einige, die Sympathisanten der AfD nicht per se als Nazis zu bezeichnen und lieber auf Aufklärung und Gespräche zu setzen. „Wir sollten versuchen, die, die keine Nazis sind, nicht zu verschrecken“, bat unter anderem Felix Henkel, der bei „Wir in Weilheim“ und in der SPD aktiv ist.

Dr. Josef Hingerl (orange Jacke) kam als Hauptredner für „Weilheim steht auf“. Das Plakat eines Mannes hinter ihm erregte seine Aufmerksamkeit.
Dr. Josef Hingerl (orange Jacke) kam als Hauptredner für „Weilheim steht auf“. Das Plakat eines Mannes hinter ihm erregte seine Aufmerksamkeit. © Gallmetzer

Währenddessen wurde es auf dem Marienplatz laut. Gemeinsam sangen die 130 Anwesenden „Die Gedanken sind frei“ und machten mit Glocken auf sich aufmerksam. Viel Applaus erntete der geladene Redner, Dr. Josef Hingerl. Ein Mann, der hinter der Mariensäule ein „FCK AFD“- Plakat in die Luft reckte, erhielt zunächst mehrere Minuten seine volle Aufmerksamkeit und traf auf sein Unverständnis. Als Hingerl dann in seine eigentliche Rede einstieg, ging es zunächst um den Begriff „Querdenker“, den er durchaus positiv auffasste. Denn er habe schon von klein auf anders gedacht.

Hingerl monierte mit Blick auf die vergangenen Jahre, dass die Politik nicht mehr im Parlament stattgefunden habe und durch die Medien Angst geschürt worden sei. „Ich kann nicht auf unsere Politiker hoffen, da sie von anderen Mächten gesteuert werden“, so seine Meinung. Er ermutigte die Zuhörenden: „Wir haben keine Angst – vor nichts und niemand.“ Nach viel Zustimmung machte sich die Gruppe mit Regenschirmen und begleitet von der Polizei auf zum Spaziergang durch Weilheim. Wer mit dem Auto durch die Stadt wollte, brauchte vor allem auf der B2 in Richtung Süden Geduld, denn nur im Schritttempo ging es hinter der Gruppe her..

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