Well-Brüder begeistern, Bürgermeister bedienen: Benefiz-Matinee für Hagelopfer mit 400 Besuchern

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Besten Service bieten die Bürgermeister Markus Hörmann (l.) aus Seehausen und Robert Stumpfecker (r.) aus Unterammergau bei der Wurstausgabe. Hier versorgen sie unter anderem Bad Bayersoiens Bürgermeisterin Gisela Kieweg (r.). © Antonia Reindl

Eine Sache war schade: Kabarettist Gerhard Polt war krank, von 500 Karten gingen etwa 100 zurück. Ansonsten aber war der Benefiz-Matinee in Oberammergau für Hagelopfer in Bad Bayersoien mit den Well-Brüdern ein voller Erfolg.

Das Bild zeigt einen vollen Saal mit vielen Menschen, die an Tischen sitzen.
Die Hoffnung der Organisatoren hat sich erfüllt: Auch wenn Kabarettist Gerhard Polt kurzfristig krank geworden ist, bleibt unten im Saal kaum ein Platz frei. © Antonia Reindl

Oberammergau – An der Kasse, am Eingang, am Wurstkessel: Um Bürgermeister kam am Sonntag nun wirklich niemand im Ammergauer Haus herum. Rathauschefs aus dem Landkreis waren in Oberammergau beim Benefizkonzert zugunsten der Hagelopfer von Bad Bayersoien im Einsatz. Nach einem geselligen Wiener- und Weißwurst-Frühschoppen zeigten die bekannten Well-Brüder, wie Plattler, Highland Dancing und Bauchtanz wirklich aussehen sollten und wie viele Facetten ein kleines bayerisches Dorf haben kann. Ihr begeisterndes Programm präsentierten die Musiker und Kabarettisten vor einem fast vollen Haus – das eigentlich voll gewesen wäre. Hätte Ohlstadts Bürgermeister Christian Scheuerer vor einer Woche nicht diesen Anruf bekommen.

Alle 500 Karten im Vorfeld verkauft, dann ändert sich kurzfristig das Programm

500 Karten hatten die Organisatoren, die Landkreis-Bürgermeister, im Vorfeld verkauft, damit war das Benefiz-Matinee ausverkauft. Doch am vergangenen Montag klingelte Scheuerers Telefon. Gerhard Polt ist krank – sein Auftritt muss ausfallen. Der Rathauschef und seine Mitstreiter mussten also das Programm kurzfristig ändern. Geplant waren Kabarettist Polt, das Geschwister-Duo TwoWell und Musik-Ass Michael Well. Stattdessen kam nun Letzterer mit seinen Brüdern Karl und Stofferl nach Oberammergau. Ebenfalls überaus hörenswert. Doch gaben etwa 100 Polt-Fans im Vorfeld ihre Tickets zurück. Scheuerer, an diesem Sonntag der Mann an der Kasse, hoffte, dass alle übrigen erscheinen und für einen vollen Saal sorgen würden – was sich erfüllte.

Drei Männer mit verschiedenen Instrumenten sitzen auf einer Bühne.
Mit ihrem Sammelsurium an Instrumenten sorgen die Well-Brüder Stofferl, Karl und Michael für beste Stimmung. © Antonia Reindl

Am Eingang entwertete Murnaus Bürgermeister Rolf Beuting die Tickets. Drinnen spielte die Musikkapelle Oberammergau, Bürgermeister schoben dampfende Kessel durch den Saal, verteilten die Würschtl und Brezen dazu. Spitzenservice. Die Plätze füllten sich, eine halbe Stunde vor Beginn des Auftritts lächelte Scheuerer, der das Benefiz-Matinee vorgeschlagen hatte. Er deutete mit dem Zeigefinger aufwärts. Oben seien auch schon Plätze besetzt. „Top!“ Unten fand man kaum noch einen freien Stuhl.

Nach mehreren Prosits der Gemütlichkeit hatten die Well-Brüder ihre Instrumente gestimmt. Auf eine Gage verzichteten sie zugunsten der Bad Bayersoier, die das Hagelunwetter am 26. August 2023 so hart getroffen hatte. Bewusst habe man sich dazu entschieden, die Benefizveranstaltung ein wenig später zu terminieren, wenn das Ereignis nicht mehr so präsent in den Köpfen sei.

Bürgermeisterin Gisela Kieweg: „Großartigen Unterstützung und Solidarität“ für Bad Bayersoien

Von einer „großartigen Unterstützung und Solidarität“ sprach Bad Bayersoiens Bürgermeisterin Gisela Kieweg, die versicherte, dass alle Spenden zu 100 Prozent ankommen. Die nach wie vor dringend gebraucht werden. Manche Häuser sind nach wie vor mit Planen oder Notdächern bedeckt. Dann war aber Lachen angesagt.

An einem roten Faden, der erstaunlich facettenreichen Gemeinde Hausen, entsponnen Michael, Karl und Stofferl Well ihre Geschichten. Natürlich hatten sie ihr umfangreiches Instrumentarium parat. Mit Tonflöte, Drehleier, Polyethylen-Brummtopf und Co. nahmen sie das Publikum mit in ein Skigebiet mit tropischem Alpinismus inklusive Lawinensurfing, vorbei an den „Zuchtperlen der Volksmusik“, weiter in die Politiklandschaft und schließlich zu diversen Marterln, von deren Sprüchen inspiriert die Wells zur „Carpe diem“-Haltung aufriefen. Das „pfiffigste, intelligenteste, toleranteste und am schönsten angezogene Publikum“ seit jeher applaudierte emsig – hätte es auch ohne Schmeichelei getan. Die Wells hatten es schließlich mehr als verdient.

Dass dieses Benefiz-Matinee eine „tolle Aktion“ sei, „brauche ich euch nicht zu sagen“, meinte Michael Well. Sich selbst zu helfen, stärke Gemeinschaft und Gemeinsinn. Apropos: Gegen Ende des rund eineinhalbstündigen Auftrittes gab’s Stubenmusik, Musik, der die Well-Brüder großes Schlichtungspotenzial zuschreiben. Spielten Menschen wie Putin oder Kim Jong Un Stubenmusik, „dann würde“, glaubt Stofferl Well, „die Welt ganz anders aussehen“.

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