Mit dem Schaftlacher Modell will die Gemeinde Waakirchen Schule machen, auch wenn aus dem Blitz-Start nichts geworden ist. Bürgermeister Norbert Kerkel kämpft weiter fürs Flüchtlingshaus – und seine Idee.
Waakirchen – Es sind angespannte Tage für Waakirchens Bürgermeister Norbert Kerkel. Es gilt, die Kuh vom Eis zu holen, damit das erste Haus im Modell „Solidarischer Schaftlacher Wohnbau“ (SSW) doch noch an der Schaftlacher Straße in Waakirchen entstehen kann. „Wir geben das noch nicht auf“, sagt Kerkel. Er hoffe weiter, mit den Beteiligten eine Lösung zu finden.
Das Problem: Die Wiese, auf der die Flüchtlingsunterkunft in Form eines Mehrfamilienhauses entstehen soll, gehört zwar der Gemeinde, ist aber langfristig an einen Landwirt verpachtet, zur Heugewinnung. Diesen Umstand hatte die Kommune offenbar nicht im Blick, als sie die Fläche als Standort wählte. Das Grundstück steht aktuell nicht zur Verfügung, weil der Pächter trotz vieler Gespräche am Vertrag festhält. Im Hintergrund, so ist aus sicherer Quelle zu hören, spielen Interessen von Anwohnern eine Rolle. Die Verhandlungen haben jedenfalls bisher noch nicht zum Erfolg geführt, darum verhindert der Pachtvertrag den Baubeginn, der eigentlich schon erfolgt sein sollte.
Baugenehmigung für Asylunterkunft als erster Schritt
Die Baugenehmigung hat das Landratsamt am 8. April erteilt. Sie gilt für ein Gebäude aus mobilen Einzelmodulen zur Unterbringung von Flüchtlingen oder Asylbegehrende, befristet auf drei Jahre.
Ein Passus, der manchen im Ort misstrauisch macht. „Investitionen von 2,5 Millionen Euro für drei Jahre Nutzungszeit, im Anschluss Zusatzkosten für den Rückbau. Im Sinn des Steuerzahlers ist das Vorhaben dringend zu stoppen“, schreibt ein Waakirchner an die Redaktion. Bürgermeister Kerkel kann über solche Aussagen nur den Kopf schütteln. Die jetzt erteilte Genehmigung entspreche dem Schaftlacher Modell, das sich durch seine Nachhaltigkeit auszeichne.
Gebäude soll später Einheimischen Wohnraum bieten
Das Modell fußt darauf, ein als Flüchtlingsunterkunft errichtetes Gebäude im zweiten Schritt zu günstigem Wohnraum für Einheimische zu machen. „Das ist jetzt der erste Schritt“, erklärt Kerkel. Weil das Mehrfamilienhaus aus fertigen Betonmodulen besteht, die theoretisch versetzt werden können, geht es baurechtlich als mobile Unterkunft durch.
Eben dies hat eine Genehmigung auf der Wiese im Außenbereich überhaupt ermöglicht. Für Flüchtlingsunterkünfte, die nicht lange stehen, gelten andere Regeln als für den üblichen Wohnungsbau. Das Okay ist für drei Jahre erteilt und kann um drei weitere Jahre verlängert werden. Zeit genug, um parallel ordentliches Baurecht für Wohnungen auf dieser Fläche zu schaffen.
Bislang war die Rede davon gewesen, dass der Neubau 15 Jahre als Flüchtlingsheim für rund 40 Migranten genutzt werden soll. Dieser Zeitraum, so Kerkel, habe sich durch das Finanzierungsmodell ergeben. Er sei aber nicht festgezurrt: „Es kann auch kürzer sein.“ Noch ist vieles offen.
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Asylhalle in Marienstein noch nicht abgehakt
Eilig hat es die Gemeinde mit der Umsetzung, weil die Belegung der Lagerhalle von Franz Haslberger in Marienstein als Asylunterkunft für 150 Geflüchtete droht. Der Deal war: Wenn Waakirchen bis zum Sommer das erste Haus im SSW-Modell bereitstellt, verzichtet der Landkreis auf die Massenunterkunft im kleinen Marienstein.
Noch ist aber auch der Kampf um die Asylhalle nicht ausgefochten. Der Bauausschuss hat den Bauantrag des Landratsamts zur Umnutzung der Halle abgelehnt. Das Landratsamt kann sich über den Beschluss hinwegsetzen, doch hat die Anhörung der Gemeinde dazu bisher nicht stattgefunden. Möglicherweise, hofft Kerkel, ist zeitlich mehr Luft als zunächst angenommen.
Gelände von Angerkircherl als zweite Option
Er setzt alles daran, die Baugenehmigung in Waakirchen doch noch zeitnah umsetzen zu können. Das gemeindliche Kommunalunternehmen, das den Bau realisiert, sei bereit für den Startschuss. Zudem hat die Gemeinde mit dem Grundstück in Hauserdörfl, auf dem jetzt noch das evangelische Angerlkircherl steht, einen zweiten Standort parat. Allerdings ist ein Bauantrag dafür bisher nicht eingereicht. In dem Gebäude, seit Langem marode, wurde am Ostermontag der letzte Gottesdienst gefeiert. Der Plan ist, auch das Hauserdörfler Projekt noch heuer umzusetzen.