Wirbel um Verwaltung der städtischen Wohnungen
76 städtische Wohnungen lässt die Stadt Weilheim von einer Hausverwaltungs-Firma betreuen. Doch der Prüfungsausschuss des Stadtrates moniert dabei „Missstände“ und empfiehlt, den Vertrag zu kündigen.
Einmal jährlich ist Rechnungsprüfung im Weilheimer Rathaus. Über mehrere Tage nimmt der dafür zuständige Stadtrats-Ausschuss jeweils die Jahresrechnung des Vorjahres unter die Lupe – und schaut sich dabei das ein oder andere Thema besonders intensiv an. So hat das fünfköpfige, quer durch die Fraktionen besetzte Gremium bei der jüngsten Prüfung unter anderem die städtischen Liegenschaften näher betrachtet. Und es stieß bezüglich deren Verwaltung auf einige „Missstände“, wie es in dem Bericht heißt, den zu diesem Punkt die inzwischen ausgeschiedene Stadträtin Saike Gebauer (FDP) verfasst hat und der im März dem Stadtrat vorgelegt wurde.
Probleme sehen die Prüfer vor allem bei der Betreuung zahlreicher städtischer Wohnungen durch eine bestimmte Hausverwaltungs-Firma. Seit 2018 betreue diese 76 der insgesamt rund 100 Wohnungen, erläuterte der Ausschuss-Vorsitzende Horst Martin (SPD) im Stadtrat. Doch die Zusammenarbeit mit der Firma sei „schwierig“, heißt es im Prüfbericht. Das Unternehmen komme einigen „vertraglich vereinbarten Bedingungen nicht oder nur teilweise nach“ – etwa bei der Übersendung benötigter Unterlagen und der Erstellung von Quartalsabrechnungen – und erfülle Formalien teils „unzureichend“. Das führe mitunter auch zu „erheblichen Erschwernissen“ für die Mieter.
Im Vertrag fehle eine Regelung zur Neuvermietung von Leerständen
Die Verwaltergebühr liege mit rund 28.000 Euro pro Jahr bei fast elf Prozent der Nettokaltmieten (ca. 263.600 Euro jährlich) und somit „deutlich über dem Durchschnitt“, schreibt die Prüferin: „Die üblichen Verwaltergebühren betragen ca. drei Prozent der Jahresnettokaltmiete.“ Zusätzlich bekomme die Firma Gebühren von drei Prozent der Rechnungssumme, wenn sie Sanierungsmaßnahmen in den Wohnungen beauftragt.
Übrigens: Die Kaltmieten in den betroffenen Wohnungen am Pänzingerweg, an der Pollinger Straße, der Paradeisstraße, der Ybelherstraße und der Kanalstraße betragen aktuell zwischen 3,60 und 7,02 Euro pro Quadratmeter. Sie seien zuletzt 2017 angepasst worden und lägen „weit unter dem marktüblichen Niveau“, so der Prüfbericht. Moniert wird, dass der Verwaltervertrag keine Regelung zur Neuvermietung von Leerständen enthalte. Die Hausverwaltung sei vertraglich nicht verpflichtet, eine leerstehende Wohnung neu zu vermieten; die Kosten des Leerstands gingen zu Lasten der Stadt, auch die vereinbarten Verwaltergebühren würden dennoch anfallen. Derzeit stünden „einige Wohnungen leer“.
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Stadt Weilheim soll die Wohnungen nach Möglichkeit selbst verwalten
Die Empfehlungen des Prüfungsausschusses sind deshalb eindeutig: Soweit es von der Stadtverwaltung leistbar ist, sollten die Wohnungen nach und nach „in die Eigenverwaltung zurück überführt werden“. Und der Vertrag mit der betroffenen Hausverwaltungs-Firma solle „auf jeden Fall baldmöglichst gekündigt werden“. Für Wohnungen, die das Rathaus nicht selbst verwalten könne, gelte es diese Leistung „fristgerecht auszuschreiben und neu zu vergeben“.
Die Hausverwaltungs-Firma selbst wollte sich gegenüber der Heimatzeitung nicht zu den Vorwürfen äußern. Es handle sich hierbei „um eine privatrechtliche Angelegenheit, zu der wir Dritten keine Auskünfte erteilen können“, schrieb die Geschäftsführung auf eine entsprechende Anfrage.
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Schon vor zwei Jahren monierte der Prüfungsausschuss mangelnde Transparenz
Im Stadtrat gab es keine Fragen und keine Diskussion zum vorgelegten Prüfbericht. Die Jahresrechnung 2023 der Stadt Weilheim (mit bereinigten Solleinnahmen sowie -ausgaben in Höhe von insgesamt rund 66,64 Millionen Euro) wurde einstimmig festgestellt und den Verantwortlichen dafür die Entlastung ausgesprochen. Was die Umsetzung der Empfehlungen zu den städtischen Liegenschaften betrifft, werde im Rathaus bereits daran gearbeitet, sagt der Ausschuss-Vorsitzende Horst Martin auf Anfrage unserer Zeitung. Schon vor zwei Jahren hatte das Prüfgremium bezüglich der Verwaltung der Wohnungen mangelnde Transparenz moniert und mehr Kontrolle gefordert (wir berichteten). Dazu sei es jedoch nicht im nötigen Umfang gekommen, weil die zuständige Stelle in der Stadtverwaltung länger verwaist gewesen sei. Das, so Martin, sei nun überwunden – und deshalb mit baldigen Änderungen in Sachen Wohnungsverwaltung zu rechnen.