Auf den Knall soll der Ruck folgen: Freisinger Grüne äußern sich zur Rücktrittswelle in Berlin

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Der grüne Knall ist auch in Freising zu spüren: Die Grünen-Parteivorsitzenden Ricarda Lang und Omid Nouripour haben ihren Rücktritt erklärt. © dpa

Der grüne Knall in Berlin ist auch an der Freisinger Basis spürbar. Die Vertreter der Grünen im Landkreis sehen entscheidende Tage auf ihre Partei zukommen.

Freising - Erst der angekündigte Rücktritt der Grünen-Doppelspitze samt Bundesvorstand, dann der Eklat durch den Bundesvorstand der Grünen Jugend, der nicht nur geschlossen zurücktrat, sondern komplett aus der Partei austritt: Es sind aufwühlende Tage für die Mitglieder.

Leon Eckert, Grünen-Bundestagsabgeordneter aus Eching, begrüßt aber die Entscheidung von Ricarda Lang und Omid Nouripour: „Nach den enttäuschenden Wahlergebnissen braucht unsere Partei einen Neustart. Dieser Schritt zeigt, dass wir bereit sind, Verantwortung zu übernehmen und der Partei Raum für neue Impulse zu geben.“

Bundestagsabgeordneter Leon Eckert
MdB Leon Eckert: „Nach den enttäuschenden Wahlergebnissen braucht unsere Partei einen Neustart.“ © privat

Zugleich betont Eckert, dass die Serie an Wahldebakeln in Ostdeutschland nicht nur Lang und Nouripour zu verantworten hätten. „Es wäre unfair, die Niederlagen allein der Parteispitze zuzuschreiben, da äußere Faktoren eine erhebliche Rolle spielten.“ So sei es Fakt, dass Russland Millionen investiere, um Debatten zu beeinflussen und rechtsextreme Kräfte in Deutschland zu stärken.

Hinzu komme eine europaweit erstarkende rechtsextreme Bewegung, erklärt Eckert. „Unsere grüne Art zu Arbeiten ist es, im Detail pragmatische Lösungen vorzuschlagen. Diese treten in der lauten Debatte oft in den Hintergrund.“ Lang und Nouripour hätten unter schwierigen Bedingungen in einer sich verschärfenden politischen Diskussionskultur im Land gute Arbeit geleistet.

Auch der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen im Landtag, Johannes Becher, zollt der Doppelspitze in Berlin seinen Respekt. „Es ist eine große Verantwortung, ein Amt zu übernehmen, und eine umso größere, es aus freien Stücken niederzulegen, wenn man spürt, dass es für das große Ganze so besser ist.“

Johannes Becher (Grüne) schlägt vor, mehr Frauen für den Kulturpreis zu nominieren.
MdL Johannes Becher (Grüne) schlägt vor, mehr Frauen für den Kulturpreis zu nominieren. © Kathrin Schierl Fotografie

Becher habe seit dem Knall am Mittwoch bereits viele Gespräche mit Parteimitgliedern geführt. „Was ich spüre, ist eine große Aufbruchstimmung. Ich hoffe jetzt, dass dieser Ruck, der durch die Partei geht, und die vielen Diskussionen, die wir dazu jetzt führen werden, auch dazu beitragen, dass wir insgesamt gestärkt aus dieser Phase hervorgehen und wieder nach oben kommen.“

Eckert plädiert dafür, „mit voller Kraft“ auf die Kernanliegen der Grünen zu setzen: Klimaschutz und eine gerechte, zukunftsfähige Gesellschaft. „Dabei ist es entscheidend, dass wir diese Themen klarer und verbindlicher kommunizieren, um Vertrauen zurückzugewinnen“, erklärt er.

Besonders wichtig werde es sein, Wählergruppen wie junge Menschen und Familien wieder stärker anzusprechen, die sich zuletzt abgewendet hätten. „Durch glaubwürdige, pragmatische Lösungen – etwa im Bereich der Katastrophenvorsorge und Resilienz – können wir zeigen, dass wir als Partei die drängenden Herausforderungen anpacken und gemeinsam mit der Gesellschaft gestalten wollen.“

„In krisenhaften Zeiten ist es dringender denn je, der eigenen regierenden Mutterpartei den Spiegel vorzuhalten und sie kritisch zu verfolgen.

Nicht mehr gemeinsam weiter geht es mit dem bisherigen Bundesvorstand der Grünen Jugend, die am Mittwochabend sogar ihren Austritt aus der Partei verkündeten – verbunden mit der Gründung einer neuen linken Bewegung. „Die Entscheidungen des Bundesvorstands sind persönliche, und diese haben wir zu respektieren“, erklärt Andreas Hauner, Sprecher der GJ Freising. „Wir können auch den Frust und die Analyse des Bundesvorstands, sei es zum Beispiel die Migrationsverschärfungen, nachvollziehen.“

Auch in der Grünen Jugend finden derzeit viele Gespräche statt, wie es weitergehen kann. Für Hauner steht aber fest, dass sie weiterhin eine stabile Kraft bleiben müsse: „In krisenhaften Zeiten ist es dringender denn je, der eigenen regierenden Mutterpartei den Spiegel vorzuhalten und sie kritisch zu verfolgen.“ Er hofft auf ein Umdenken in der Partei: „Natürlich wünschen auch wir uns einen linken Kurswechsel der Grünen, doch sind wir überzeugt, dass wir das nur gemeinsam schaffen. Gerade jetzt ist die Zeit für einen Schulterschluss, statt Zersplitterung.“

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