Die Gemeinde Nandlstadt verschickt nach der Kläranlagen-Sanierung die ersten Bescheide für die Verbesserungsbeiträge. Den Bürgern stehen hohe Einmalzahlungen ins Haus – und engagierte Verwaltungsmitarbeiter zur Seite.
Nandlstadt – Die Sanierung und Erweiterung der Nandlstädter Kläranlage hat in den vergangenen Jahren für viele Diskussionen und erhitzte Gemüter bei den Bürgern und Markträten gesorgt. Grund: Die Kosten von gut fünf Millionen Euro müssen, entsprechend der gesetzlichen Vorgaben, auf die Bürger umgelegt werden – zum Ärger vieler Haus- und Grundstückseigentümer. Auf der Suche nach der besten Lösung für die Bürger einigte sich der Gemeinderat im vergangenen Jahr auf die 50:50-Variante. Will heißen: Die Kosten werden zu 50 Prozent durch Verbesserungsbeiträge (Einmalzahlung) sowie zu 50 Prozent durch die neu zu kalkulierenden Abwassergebühren finanziert. Im Oktober nun werden die ersten Gebührenbescheide verschickt.
Die Berechnungen für die Verbesserungsbeiträge sind kompliziert
Alev Selmaier von der Marktverwaltung, die die Gebührenbescheide erstellt, weiß, dass auf die Bürger nicht unerhebliche Zahlungen zukommen. Umso wichtiger ist es ihr, dass jedes Grundstück und Gebäude genau bemessen und berechnet wird. Als Berechnungsgrundlage für die Verbesserungsbeiträge werden nämlich die Grundstücks- und Geschoßflächen herangezogen. Deshalb ist die Rathaus-Mitarbeiterin – ebenso wie ihre Kollegen – seit Monaten damit beschäftigt, „Straße für Straße und Haus für Haus“ genau unter die Lupe zu nehmen. „Das ist sehr zeitintensiv“, erzählt sie im FT-Gespräch. Oft muss sie vor Ort sein, um nachzumessen – mitunter auch mit dem Meterstab. Immer wieder fehlen wichtige Daten, teilweise auch Eingabeplänen – und immer mal wieder hakt es an der Kooperation der Bürger. „Es gibt so viele Fälle, die individuell und schwierig sind“, sagt sie. Entsprechend habe es gedauert, bis die ersten Gebührenbescheide fertig waren. Doch jetzt ist es soweit.
Gut zu wissen
Informationen zu Ratenzahlung oder Stundung für die Vermessungsbeiträge gibt‘s auf der Homepage der Gemeinde unter www.markt-nandlstadt.de – unter der Rubrik „Bauen“.
„Nach dem Hopfenfest schicken wir etwa die Hälfte der Bescheide raus“, erklärt Bürgermeister Gerhard Betz. Nach welchem System das geschieht, verrät Alev Selmaier: „Ich arbeite mich alphabetisch durch die Straßen.“ In einem ersten Schritt sind die Straßen der ersten Alphabet-Hälfte dran, im März oder April kommenden Jahres folgt der Rest.
„Die Bürger sollen verstehen, was sie zahlen“
Die Bürger, dessen ist sich Alev Selmaier bewusst, werden nicht erfreut über die Post aus dem Rathaus sein. Doch es gibt keine Alternative: „Der Bürger ist verpflichtet, zu zahlen“ – getreu dem Sprichwort: „Eigentum verpflichtet“, sagt sie. Allerdings hält sie auch den kursierenden Gerüchten entgegen, dass bei „Otto-Normal-Menschen“ die Gebühren nicht, wie viele befürchten, im fünfstelligen Bereich liegen werden. Trotzdem wird es für viele eine große finanzielle Belastung werden.
Um den Bürgern zur Seite zu stehen und (Rück-)Fragen zu beantworten, „haben wir uns selbst eine Urlaubssperre verpasst“, berichtet Alev Selmaier. „Wir müssen erreichbar sein“, sagt die Rathaus-Mitarbeiterin. Um Widersprüchen oder Klagen vorzubeugen, müsse und werde man das direkte Gespräch mit den Bürgern suchen, bei Bedarf jeden Fall einzeln mit den Betroffenen durchgehen und die Anfragen „so zeitnah wie möglich abarbeiten“. Denn Alev Selmaier ist ganz wichtig: „Die Bürger sollen verstehen, was sie zahlen.“
Vielleicht, so sagt sie, hätte man im Vorfeld noch mehr Aufklärungsarbeit leisten müssen. Denn viele Bürger wüssten noch immer nicht, dass es es sich bei den Vermessungsbeiträgen um eine einmalige Zahlung handelt. Doch jetzt ist es zu spät. Nun gelte es, die Fragen und Sorgen der Bürger ernst zu nehmen. „Meine Tür steht immer offen – ich bin jederzeit erreichbar“, sagt Alev Selmaier.