Ein Biber, der in Kreuth viel Schaden angerichtet hat, sollte nach Frankreich umgesiedelt werden. Es gelang, ihn lebend zu fangen. Doch ein Unbekannter ließ den Biber wieder frei –und brachte das Projekt damit zum Scheitern.
Kreuth – Der stattliche Biber saß in der Falle. Sehr zur Freude von Mike Vermeulen, Biberberater des Landkreises Miesbach. Sein Plan: Er wollte das in der Nacht auf gestern in Kreuth gefangene Tier abholen und die ersten Schritte zu dessen Transport nach Frankreich in die Wege leiten. Dort sollte der Biber auf einer Fläche wieder angesiedelt werden, wo sein Dammbau den Lebensraum sogar aufwertet.
In Kreuth richtet der Groß-Nager hingegen großen Schaden an. Um einen Abschuss zu vermeiden, wurde er zum Kandidaten für das erste Biber-Umsiedlungsprojekt im Landkreis gekürt. Dass er in die Falle tappte, hätte ihm eine Reise nach Nordfrankreich beschert. Doch dazu kam es nicht. Während der Transport noch organisiert wurde, öffnete ein Unbekannter den Metallkasten. Dies wohl in bester Absicht, um das Tier zu befreien. „Aber das war sein Todesurteil“, macht Landratsamt-Sprecherin Sabine Kirchmair klar. Der Biber müsse nun zum Abschuss freigegeben werden.
Tierschutzverein hat jetzt Schilder an den Fallen angebracht
Denn ein zweites Mal, da sind sich die Experten sicher, wird der Biber nicht in die Falle tappen. „Es sind kluge Tiere“, weiß Kirchmair. Alle Beteiligten seien „zutiefst betroffen“, dass die Umsiedlung gescheitert sei. Dazu gehört Johanna Ecker-Schotte, Vorsitzende des Tierschutzvereins Tegernseer Tal. Um zu verhindern, dass gleiches noch einmal passiert, hat sie gestern Nachmittag Schilder an den beiden Fallen im Tegernseer Tal angebracht. Darauf ist die Bitte zu lesen, den Kasten nicht zu öffnen – nur so lasse sich das Leben des Bibers retten.
Insgesamt sind drei Biber-Fallen im Landkreis Miesbach platziert: an der Rottach, in Kreuth und in Fischbachau. Überall besteht laut Landratsamt ein „naturschutzfachlicher Zielkonflikt“. Heißt: Der eigentlich geschützte Biber richtet so großen Schaden in der Natur an, dass er weichen muss. „Wir sind sehr froh, dass durch das Wiederansiedlungsprojekt der Abschuss vermieden werden kann“, sagt Biberberater Vermeulen.
Aufwendiger Transport nach Frankreich
Um das zu bewerkstelligen, arbeiten Landratsamt, Tierschutzverein, Tierheim und Jäger zusammen. Im Kreuther Fall hatte der Jäger den Biber in der Falle nahe der Wallbergstraße am frühen Morgen entdeckt. Doch er hatte sein Handy vergessen und eilte nach Hause, um Biberberater Vermeulen Bescheid zu geben. „Sonst hätte er die Falle nicht allein gelassen“, sagt Kirchmair. Doch als der Jäger zurückkehrte, was der Blechkasten leer. Dass der Biber sich selbst befreien konnte, ist nach Aussage der Experten unmöglich. Vor Ort sei ersichtlich gewesen, dass ein Mensch – vielleicht ein früher Gassigänger oder Jogger – die Falle geöffnet habe.
Über 20 Biber aus Südbayern umgesiedelt
Unterdessen hatte Vermeulen im Landratsamt bereits den Pickup organisiert, um den Biber mitsamt der 1,60 Meter langen und 80 Zentimeter breiten Falle abzutransportieren. Die erste Station wäre das Tierheim Rottach-Egern gewesen. „Wir hatten schon alles vorbereitet“, berichtet Ecker-Schotte. Der Biber sollte im Tierheim als Wildtier mit möglichst wenig Kontakt zum Menschen artgerecht untergebracht und versorgt werden. Dies als Vorbereitung für die zweite Etappe: die Abholung durch Gerhard Schwab, Bibermanager für Südbayern. Er koordiniert das europaweite Umsiedlungsprojekt. Biber aus ganz Süddeutschland werden lebend gefangen, dann von Projektpartnern aus Frankreich abgeholt und in ihrem neuen Lebensraum angesiedelt. „In den vergangenen Wochen konnten wir über 20 Tier umsiedeln“, berichtet Schwab.
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Freigabe zum Abschuss
Der Kreuther Biber wäre der erste seiner Art aus dem Landkreis gewesen, der in Frankreich neu anfängt. In seinem jetzigen Lebensraum kann er nach Auskunft der Naturschutzbehörde nicht bleiben: Der Biber setze Flächen unter Wasser, auf denen bis dahin sehr seltene Pflanzen wuchsen. Die Gemeinde müsse nun einen Jäger mit dem Abschuss beauftragen.