Gefräßige Biber: Landwirte plädieren für Lebendfallen – oder Abschuss

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Verärgert über die Biberschäden an den Bäumen: (v.li.) Paul Heinritzi, Erhard Hagn, Johann Fagner, Paul Gilgenrainer und Paul Aichler. © Sabine Hermsdorf-Hiss

Landwirte rund um den Thanninger Weiher verzweifeln: Das Gebiet am Ufer entlang weist große Schäden auf – die Biber angerichtet haben.

Egling – Eine dünne Eisschicht liegt auf dem dritten Thanninger Weiher. Im hinteren Teil zieht Nebel über das Gewässer. Leise raschelt das Laub unter den Füßen von Paul Aichler, der mit seinen Kollegen am Ufer entlang streift. Ihre Mienen sind besorgt – und verärgert. Die Landwirte und Waldanrainer sind unterwegs, um Bäume zu inspizieren. Das Gebiet am Ufer entlang ist immens von Biberschaden betroffen. „In den vergangenen Jahren ist es immer mehr geworden“, sagt der 63-Jährige betrübt.

Entschädigung deckt Kosten nicht annähernd ab

Am 1. Oktober 2016 wurde am zweiten Thanninger Weiher der erste Biber gesichtet, erinnert sich Weiherbesitzer Paul Heinritzi. Mittlerweile leben in dem Gebiet etwa 20 Nager, vermutet der 71-Jährige. „Ein, zwei Biber wären ja verträglich. Doch es werden immer mehr“, klagt Aichlers Sohn Paul Gilgenrainer. „An sich haben wir nichts gegen die Tiere. Die gehören zur Natur mit dazu – aber halt in Maßen“, betont Kreisjagdberater Johann Fagner.

Ihre Lösungsvorschläge: Die Tiere in Lebendfallen fangen und in Gebiete umsiedeln, wo sie keinen Schaden anrichten. Oder den Abschuss erhöhen. Pro Jahr liegt die Abschussgenehmigung derzeit bei drei Stück. Gilgenrainer deutet mit dem Kopf auf einen Stamm, an dem ein Biber sichtbare Spuren hinterlassen hat. „Der ist frisch abgenagt. Der Baum ist kaputt.“ Anfang November haben die Landwirte und Waldanrainer mit einem Biberberater eine Schadensaufnahme durchgeführt. Die befallenen Bäume – etwa 150 Stück – wurden nummeriert. Seitdem sind weitere Schäden dazugekommen.

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Aus den Aufzeichnungen wird die Schadenshöhe ermittelt. Wie hoch die ausfällt, weiß der 24-jährige Gilgenrainer noch nicht. Doch ihm ist klar: „Die Summe wird bei weitem nicht die Kosten abdecken, die ich allein für die Aufarbeitung der Schäden in dem unwegsamen Gelände habe.“

Zum Teil sind die angefressenen Bäume 150 bis 200 Jahre alt. Bis das wieder nachwächst, das ist Irrsinn.

Stichwort Schäden: Ein Großteil davon wird erst sichtbar, wenn der nächste Sturm kommt, sind sich die Männer einig. Die Bäume, die im Abstand von weniger als zehn Metern zum Ufer wachsen – überwiegend Buchen und Eichen – stellen einen Windschutz dar. Ein Großteil davon ist vom Biber angefressen. Schon Aichlers Vater und Großvater haben den Mischwald bewirtschaftet. Bemühten sich, einen guten Windschutz zu schaffen, die richtigen Bäume zu pflanzen. „Das geht jetzt alles kaputt. Im Frühling müssen wir das alles abholzen“, sagt Aichler resigniert.

Infolgedessen sind auch die Gewächse dahinter gefährdet. Sie bieten nun Angriffsfläche für Wind und Käfer. „Zum Teil sind die angefressenen Bäume 150 bis 200 Jahre alt. Bis das wieder nachwächst, das ist Irrsinn“, sagt der 61-jährige Fagner und schüttelt den Kopf. Ein paar Meter weiter ragen kleine, angenagte Stümpfe aus dem Boden. „Das sind Buchen, alle abgefressen“, weiß Gilgenrainer. Sie waren als zukünftiger Windschutz gedacht.

Künftiger Windschutz aus Buchen abgefressen

„Eigentlich können wir die ersten Meter hinterm Ufer nicht mehr bewirtschaften“, sagt er. Und ergänzt nach einer kurzen Pause: „Und es ist ja nicht so, dass der Biber dahinter stoppt.“

Die Männer sind ratlos. „Was sollen wir denn aufforsten? Es kommt ja doch wieder der Biber“, sagt Paul Aichler in die Runde. Er erntet zustimmendes Nicken. Einen Schutz, etwa in Form von Drahthosen, an circa 3000 Bäume anbringen? „Das wäre uferlos“, so Fagner. Aichler lässt den Blick über das Waldstück schweifen. „Es ist traurig. Da steckt wirklich Herzblut drin. Nun können wir nur zusehen, wie unser Holz kaputtgeht.“ Seit etwa 50 Jahren arbeitete er im Familienbetrieb in Wörschhausen. „Aber sowas habe ich noch nicht erlebt.“

Nutzen können die Landwirte das angefressene Holz zwar, „aber meist nur als Brennholz“, so Gilgenrainer. Ihr Rundgang hat die Männer in ihrer Befürchtung bestätigt: Der Biber ist weiter aktiv – und eine schnelle Lösung für sie nicht in Sicht. kof

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