Coronavirus-Ursprung: Trumps neuer CIA-Direktor Ratcliffe ändert offizielle Einschätzung

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Jahre nach der Covid-Pandemie ist der Ursprung des Virus nicht final geklärt. Nun verändert der neue CIA-Direktor das offizielle Statement seiner Institution.

Washington, D.C. – Als Ende 2019 erstmals Nachrichten eines neuartigen Coronavirus vom chinesischen Wuhan aus in die Welt getragen wurden, konnten sich wohl nur die wenigsten vorstellen, was damit auf Gesellschaften auf dem gesamten Globus zukommen würde. Über fünf Jahre später ist die Frage nach dem Ursprung von SARS-CoV-2 noch immer nicht abschließend geklärt. Zur Uneinigkeit trägt bei, dass auch US-Geheimdienste bezüglich des Virus-Ursprungs unentschlossen sind. Während die United States Intelligence Community (IC) nicht davon ausgeht, dass chinesische Behörden vor dem Ausbruch des Virus von ihm wussten, vermuten CIA und FBI schon länger, Covid-19 gehe auf eine Laborpanne zurück. Eingang in offizielle Statements fand die Theorie aber bislang nicht.

John Ratcliffe ändert den Kurs der CIA zum Coronavirus-Ursprung

Bis hierhin zumindest: Verfochten wird diese These nämlich auch von John Ratcliffe, dem Verbündeten Donald Trumps, der am Freitag vom US-Senat denkbar klar mit 74 zu 25 Stimmen zum neuen CIA-Chef ernannt wurde. Und nur gut 24 Stunden später machte der neue CIA-Direktor gleich einmal auf sich aufmerksam. Mit seiner ersten Amtshandlung überhaupt änderte Ratcliffe das offizielle Statement der CIA zur Entstehung des Coronavirus. 

Fotomontage des neuen CIA-Chefs John Ratcliffe und Coronavirus-Grafik © picture alliance/dpa/AP | John McDonnell und IMAGO / Shotshop

„Die CIA schätzt mit geringem Vertrauen ein, dass ein forschungsbedingter Ursprung der Covid-19-Pandemie auf der Grundlage der verfügbaren Berichte wahrscheinlicher ist als ein natürlicher Ursprung“, heißt es in einer Mitteilung, über die verschiedene US-Medien, darunter die New York Times, am Samstag übereinstimmend berichteten. Worin das Coronavirus seinen konkreten Ursprung hat, werde jedoch weiter untersucht. 

Trumps Sohn wirbt in den sozialen Medien für die Entscheidung Ratcliffes, das CIA-Statement zu ändern

Angepriesen wurde die Entscheidung des neuen CIA-Direktors auch von Trumps Sohn Donald Junior, der Ratcliffes Statement zum Kurswechsel auf dem Kurznachrichtendienst X (ehemals Twitter) teilte. Obwohl die CIA auch zuvor schon zur Labor-Theorie als Covid-Ursprung tendierte, gab sie in offiziellen Dokumenten bislang an, über nicht ausreichend Informationen für ein sicheres Urteil zu verfügen.

Jene Position vertrat auch Trumps Vorgänger-Regierung um den Demokraten Joe Biden, indem sie immer wieder betonte, dass für keine der dargelegten Theorien die nötigen sattelfesten Beweise vorlägen. Trump selbst dagegen hatte schon während seiner ersten Amtszeit im Mai 2020, gut ein halbes Jahr nach dem Corona-Ausbruch in Wuhan, erklärt, ihm lägen Hinweise auf die Entstehung des Virus in einem chinesischen Labor vor. Jene Aussage traf er mit einem „hohen Maß an Selbstzuversicht“ in jener Frage, wie der US-Sender CNN Trump zum damaligen Zeitpunkt zitierte. 

Versucht der neue CIA-Direktor, die Frage des Coronavirus-Ursprungs zu instrumentalisieren?

Der New York Times zufolge reagierte das CIA auf die Ankündigung ihres neuen Direktors, indem sie mitteilte, ihre Ansichten in keinster Weise einem neuen Chef unterzuordnen. Stattdessen sei der Kurswechsel zur Coronavirus-Entstehung das Resultat einer neuen Einschätzung, die schon einige Zeit lang in Arbeit war.

In den letzten Zügen der Biden-Regierung hatte Jake Sullivan, nationaler Sicherheitsberater Bidens, eine neue geheime Überprüfung zum Ursprung von Covid-19 angeordnet. Im Rahmen dieser Überprüfung habe der frühere Direktor der Behörde, William J. Burns, den Expertinnen und Experten mitgeteilt, dass sie zum Ursprung von Covid neu Stellung nehmen müssten. Dabei sei er sich jedoch nicht sicher gewesen, welche Theorie durch die Ergebnisse gestützt werden sollte, heißt es von der New York Times weiter. Ein anderer hochrangiger US-Beamter sagte, es sei die Entscheidung von Herrn Ratcliffe gewesen, die neue Analyse freizugeben und zu veröffentlichen, was eine politische Instrumentalisierung der Thematik nahe legen würde.

In der Wissenschaft gilt ein Laborunfall als Ursache des Coronavirus nach wie vor als unwahrscheinlich

In einem im Sommer 2021 veröffentlichten Artikel ging auch National Geographic der Frage nach dem Ursprung des Coronavirus nach und zog zum Resümee der Wahrscheinlichkeit verschiedener Entstehungsszenarien eine Einschätzung der Weltgesundheitsorganisation WHO heran. Obwohl die Labor-Theorie für viel Aufmerksamkeit sorgte und reichlich diskutiert wurde, bewertete die WHO sie schon zum damaligen Zeitpunkt als „äußerst unwahrscheinlich“. Im Kern der Theorie steht die Annahme, SARS-CoV-2 sei bei der Untersuchung von Coronaviren von Fledermäusen in einem chinesischen Labor in Wuhan ausgebrochen. 

Von der Labor-Theorie existierten zunächst zwei Versionen: Der ersten zufolge hat sich ein Mitglied des dort arbeitenden Forschungsteams aus Versehen mit dem Virus infiziert. Laut der anderen wurde das Virus durch Manipulation eines natürlichen Coronavirus-Stamms absichtlich entwickelt und in die Welt getragen. Letzteres schlossen Expertinnen und Experten jedoch rasch grundlegend aus, da es genetische Beweise für einen natürlichen Ursprung gibt. Von chinesischer Seite wurde die Theorie der Covid-Entstehung durch einen Laborunfall bislang vehement zurückgewiesen. (fh)

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