Finte im Ukraine-Krieg: HIMARS-Angriff trifft „übermütige“ Russland-Soldaten in Kursk schwer

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Im Krieg zählen nicht nur die koordinierten Angriffe, sondern auch Täuschungsmanöver: Ein ukrainischer Hinterhalt fügte Putin nun offenbar erheblichen Schaden zu.

Kiew/Moskau – Monatelang schon halten die schweren Gefechte an der Front in der westrussischen Grenzregion Kursk an. Dort versucht Wladimir Putin, von Ukrainern besetzte Stellungen mit aller Macht zurück unter seine Kontrolle zu bringen. Dabei scheint der Kreml im Ukraine-Krieg willentlich einen Preis hoher Verluste in Kauf zu nehmen, der von internationalen Medienberichten immer wieder nahe gelegt wird. Halt machen sie auch nicht vor den Soldaten von Russlands Verbündetem Nordkorea. Obwohl die exakten Zahlen gefallener Soldaten Russlands in Kursk im Unklaren und nicht unabhängig verifizierbar bleiben, werden immer wieder Nachrichten massiver Kampfhandlungen von der Front publik, die neue Einbußen Putins vermuten lassen. So auch in einer Situation, die sich am Donnerstag unweit des umkämpften Dorfes Swerdlikowo zutrug.

Ukrainer täuschen in umkämpftem Grenzort in Kursk ihren Rückzug an 

Es sind nicht nur die erfolgreich ausgeführten, gezielten Angriffe, die im Krieg Wirkung entfalten und massiven Schaden beim Gegner anrichten können: Wirkmacht haben im mittlerweile fast drei Jahre andauernden Ukraine-Krieg auch Finten, mit denen der Feind in einen für ihn möglichst verheerenden Hinterhalt gelockt wird. Wie effektiv ein solches Vorgehen sein kann, bewiesen die ukrainischen Streitkräfte nun. 

Im Krieg zählen nicht nur die koordinierten Angriffe, sondern auch Finten: Ein ukrainisches Täuschungsmanöver fügte Russland nun offenbar erheblichen Schaden zu.
Ein russischer Soldat in der Grenzregion Kursk (Symbolfoto) © IMAGO / SNA

Seit nunmehr Monaten ist das Dorf Swerdlikowo unmittelbar an der russsisch-ukrainischen Grenze im Oblast Kursk schwer umkämpft. Beteiligt an den dortigen Gefechten ist aktuell auch das 225. ukrainische Sturmbataillon, das es am Donnerstag schaffte, eine große russische Streitmacht in eine Falle zu locken. Wie der US-Nachrichtendienst Forbes ausgehend von Informationen des Sturmbataillons berichtete, setzten Kiews Streitkräfte unweit von Swerdlikowo zum Rückzug an, der von russischer Seite beobachtet wurde. Der jedoch erwies sich als Täuschungsmanöver, wie die Kreml-Soldaten schon bald feststellen mussten. 

In Erwartung ihres Sieges rücken Russen vor – und sind im Visier des HIMARS-Raketenwerfers 

Als „übermütig“ umschreibt Forbes dem Bericht des Sturmbataillons nach das Vorgehen der Russen im umkämpften Kursk, mit dem sie auf den vermeintlichen Rückzug der Ukrainer reagierten. Möglicherweise im Glauben, endlich die Kontrolle über den strategisch bedeutenden Grenzort zurückerlangen zu können, stieß die russische Truppe bis zu einer Baumreihe vor und näherte sich den Ukrainern bis auf wenige Kilometer. 

Dort ahnten die Russen wohl scheinbar nicht, dass sie bereits von einem HIMARS-Raketenwerfer der Ukrainer ins Visier genommen wurden. Dem Bericht nach beobachtete eine ukrainische Drohne, wie eine M30/31-Rakete zahlreiche granatengroße Bomben über der Baumgrenze und den dort befindlichen Russen verstreute: „Der Angriff zerstörte einen bedeutenden Teil der feindlichen Truppen, und unsere Gruppen kehrten zurück, um die Räumung des Gebiets abzuschließen“, heißt es im Bericht des Sturmbataillons.

Zahlen ukrainischer und russischer Verluste in Kursk bleiben uneindeutig

„Es kommt nicht oft vor, dass wir die Details solcher Operationen enthüllen können. Aber dieses Mal konnten wir zeigen, wie Koordination, Taktik und moderne Waffen in den Händen der ukrainischen Streitkräfte funktionieren“, fügten die Angehörigen des Bataillons hinzu. Wieviele Russen bei dem ukrainischen Hinterhalt anwesend waren und wieviele von ihnen getötet wurden, bleibt zwar im Unklaren, jedoch beziffert das Bataillon die gewöhnlichen Truppengrößen russischer Streitkräfte bei Angriffen auf höchstens „50 Fahrzeuge und ein paar Hundert Soldaten“ – die meisten russischen Angriffe würden jedoch mit deutlich weniger Personen geführt. 

Obwohl immer wieder Berichte neuer verheerender Angriffe mit offenbar massiven Verlusten auf Seiten Russlands und seines Verbündeten Nordkoreas bekannt werden und der Kreml es in Kursk nun auch mit Luftangriffen auf die Ryazan Ölraffinerie zu tun hat, wie RBC Ukraine am Sonntagvormittag vermeldete, bleiben die Angaben zu gefallenen Soldaten auf beiden Seiten uneindeutig: In der ersten Januarwoche (6. Januar 2025) sprach Wolodymyr Selenskyj von 15.000 getöteten russischen Soldaten in Kursk, wie The Kyiv Independent berichtete, am 16. Januar sollen es laut Interfax Ukraine dann bereits 30.000 bis 35.000 tote Russen in Kursk gewesen sein.

Umgekehrt nannte das russische Verteidigungsministerium schon im November (21. November), in Kursk seien 34.540 Ukrainer getötet worden, wie die staatliche russische Nachrichtenagentur Tass berichtete. Unabhängig verifizieren lassen sich diese Zahlen nicht. Genauso wenig wie die 38.000 angeblich getöteten ukrainischen Soldaten in Kursk, von denen die britische BBC im Dezember (8. Dezember) ausgehend von Informationen des russischen Verteidigungsministeriums berichtete. (fh) 

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