Schongau feilt an Kulturentwicklungsplan: „Für Jugendliche fehlt so ziemlich alles“

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Gemeinsam diskutierten Kulturschaffende im Ballenhaus über ihre Zukunftsperspektiven. © Ursula Gallmetzer

Seit Herbst wird in Schongau am Kulturentwicklungsplan gefeilt. Nun stand bei zwei Workshops im Ballenhaus und im Jugendzentrum der nächste Schritt an.

Schongau – Zwei Onlineumfragen sowie Einzelgespräche haben bereits stattgefunden, um herauszufinden, wie es um die Kultur in Schongau steht. „Mit aktiven Maßnahmen weiterführen“ wolle man das Vorhaben nun, erklärte Standortförderin Tina Birke den rund 20 Kulturschaffenden im Ballenhaus. „Wir sind schon ein gutes Stück des Weges gekommen“, erläuterte Kulturmanagerin Martina Taubenberger, die von der Stadt beauftragt wurde, sich dem Thema anzunehmen. Zunächst stellte sie die Ergebnisse der Umfrage vor, an der sich 81 Institutionen beteiligt hatten. Die Bereiche Musik, kulturelle Bildung und Heimatpflege waren am stärksten vertreten.

Heraus kam, dass die meisten Engagierten im Kulturbereich Ehrenamtliche und fast die Hälfte in Vereinen organisiert sind. „Ein Wunder, dass das so klappt. Eigentlich müsste es zur Überforderung führen“, zeigte sich Taubenberger überrascht. Doch die Schongauer hätten in den vergangenen Jahren eine unfassbare Energie freigesetzt, um die vorhandenen Einrichtungen zu retten. Ein hoher Professionalisierungsgrad habe sich entwickelt. Die Erkenntnisse der Umfrage seien für alle, die im Kulturbereich agieren, „eine Einladung, mit den Ergebnissen zu arbeiten“.

Es fehlt an ansprechenden Veranstaltungsstätten

Bemerkenswert sei, dass die meisten der befragten Kulturträger sich derzeit selbst finanzieren. „Eine erweiterte Förderberatung ist ein Handlungsfeld, das mir sofort ins Auge fällt“, sah Taubenberger noch viele Möglichkeiten, Gelder zu generieren. Viele der Befragten wünschten sich eine bessere Vernetzung der einzelnen Kulturträger, obwohl der Kooperationsgrad laut Taubenberger bereits außergewöhnlich hoch sei. Ausgeprägt ist ebenfalls die Zusammenarbeit mit Institutionen in den Nachbarkommunen – 54 Prozent kreuzten an, eine solche zu haben. „Das ist ein sehr guter Wert und nicht selbstverständlich“, lobte die Expertin und sah die Musik- und Trachtenverbände als Ursache hierfür.

Dass Aspekte wie Nachhaltigkeit ganz hinten angestellt werden, sei schade, aber üblich, so Taubenberger. Hier sieht sie den Stadtrat in der Pflicht, Impulse zu setzen, auf die die Kultureinrichtungen dann reagieren könnten. Von der Stadt Unterstützung erhoffen sich Akteure zudem bei Veranstaltungen und in Form von weniger Bürokratie.

Eine weitere Umfrage galt den Bürgern. 252 Fragebögen wurden ausgewertet. Hier zeigte sich Schongaus Bedeutung als kulturelles Zentrum – auch im Umland. Viele kritisierten jedoch, dass es kaum ansprechende Veranstaltungsstätten gebe. Das geringe Angebot an Veranstaltungen mit „mehr Anspruch“, ein zu kleines Kinoangebot, zu wenig Treffpunkte für Jugendliche und eine fehlende Kneipenkultur wurden moniert, mehr Optionen zur Teilhabe im Kulturbereich erbeten.

In vier wechselnde Gruppen aufgeteilt diskutierten die Anwesenden nach dem Vortrag zu den Themen „Qualitätsmanagement“, „kulturelle Vielfalt“, „Vernetzung und Kooperation“ sowie „Zukunftssicherung“. Schnell zeigte sich, dass viele Ideen vorhanden sind, die Sichtbarkeit, Nachwuchsgewinnung oder Vernetzung positiv beeinflussen könnten. „Eine hohe Qualität der Diskussionen“, attestierte Taubenberger den Teilnehmern. „Ich bin sehr positiv gestimmt“, sah sie viel Potenzial in den entstandenen Ansätzen, auf denen man gut aufbauen könne. Ein „Steuerkreis“ könne beispielsweise relativ unkompliziert ins Leben gerufen werden, um Vernetzung sicherzustellen und Qualifizierungsmaßnahmen gemeinsam anzupacken. Symbiosen könnten so genutzt werden.

Nächstes Treffen am 14. März

Am Donnerstag, 14. März, findet ein weiteres Treffen statt, zu dem außer den Vereinen und Institutionen auch die freie Künstlerszene oder Menschen, die darin aktiv werden möchten, eingeladen sind. Mitte April soll der Kulturentwicklungsplan mit Handlungsempfehlungen dann stehen.

Noch nicht ausgereift sind die Ideen im Jugendbereich. Bei der Umfrage waren Jugendliche mit 20 Personen nur schwach vertreten. Die wenigen Teilnehmer zeigten sich einigermaßen zufrieden mit dem Angebot in Schongau. „Beim Workshop stellte sich das ganz anders heraus“, berichtete Taubenberger vom Stimmungsbild beim Treffen mit Schülern. „Für Jugendliche fehlt so ziemlich alles. Sie fühlen sich im öffentlichen Raum nicht willkommen und nicht gesehen“, erläuterte Taubenberger. Besonders zu schaffen mache den Schülern die Einteilung in das dreigliedrige Schulsystem samt der damit verbundenen Vorurteile. Die Schülervertretungen möchten daher künftig kooperieren. Die meisten der Anwesenden hatten von der Umfrage gar nichts erfahren. Daher wird sie nun noch einmal online gestellt. Ein weiteres Treffen ist zusätzlich geplant.

Von Ursula Gallmetzer

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