Günstigere Baugrundstücke mit Erbpachtmodell? Idee im Peitinger Gemeinderat durchgerechnet
Wer in Peiting ein Baugrundstück erwerben will, muss tief in die Tasche greifen. Die Gemeinde spielte nun mit dem Gedanken, mittels Erbpachtmodell ein preisgünstigeres Angebot zu schaffen.
Peiting – Die gute Nachricht zuerst: An Baugrundstücken mangelt es in Peiting derzeit nicht. Das war vor ein paar Jahren noch ganz anders. Die schlechte Nachricht allerdings ist: So groß das Angebot ist, so gering ist die Nachfrage. Im Baugebiet „Bachfeld I“ wurden binnen eines Jahres erst zwei der zwölf gemeindlichen Parzellen veräußert. Für den zweiten Teil sind im Rahmen des jüngst durchgeführten Vergabeverfahrens für die dortigen acht gemeindeeigenen Bauplätze gerade einmal drei Bewerbungen eingegangen.
Bald kommt mit dem Baugebiet „Heimgartensraße II“ noch ein weiteres hinzu, die Erschließungsarbeiten für die Parzellen auf dem Areal zwischen Bergwerkstraße und Zugspitzstraße sind abgeschlossen. Mit Blick auf die in den vergangenen Jahren immer weiter gestiegenen Bodenpreise und den schleppenden Verkauf der großen Grundstücke am Bachfeld wollte die Gemeinde bei der Vermarktung dort eigentlich neue Wege gehen. Mit kleineren Parzellen zwischen 410 und 550 Quadratmetern sowie einem Erbpachtmodell sollten sich auch Bauherren mit einem kleineren Geldbeutel ihren Traum vom Haus erfüllen können.
Erbpachtmodell für Peitinger Grundstücke durchgerechnet
Bei näherer Betrachtung kam man in der Verwaltung jedoch zu einem ernüchternden Ergebnis. Wie Geschäftsleiter Stefan Kort in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats ausführte, hatte man mehrere Fälle durchgerechnet. Bei einem angenommenen Erbbauzins von drei Prozent, bei dem man sich an einer „großen Stadt in Bayern“ orientiert hatte, müssten Bauherren für ein 500 Quadratmeter großes Grundstück pro Monat rund 660 Euro an Erbpacht zahlen. Die Erschließungskosten sind darin noch nicht eingerechnet. Bei einer Laufzeit von 70 Jahren kämen so rund 556 000 Euro zusammen – mehr als doppelt so viel wie der reine Grundstückswert von 265 000 Euro. Auch bei einem reduzierten Erbbauzins von 1,5 Prozent, für den nur Antragsteller mit einem geringen Einkommen in Frage kämen, lägen die Gesamtkosten über die Laufzeit mit rund 278 000 Euro darüber. Die monatliche Belastung würde in diesem Fall 331 Euro betragen.
Das ist zwar deutlich niedriger als bei einer klassischen Bankfinanzierung über 20 Jahre mit einem Zinssatz von 3,65 Prozent, wo sie mit rund 1104 Euro fast drei Mal so hoch wäre. Dafür würde man in diesem Fall aber auch das Eigentum am Grundstück erwerben, gab Kort zu bedenken. Die reinen Zinszahlungen lägen mit rund 100 000 Euro über die gesamte Laufzeit zudem deutlich unter den Erbpachtbeträgen. Nicht berücksichtigt in der Beispielrechnung sei zudem, dass der Erbzins sich über die Laufzeit erhöhen könnte, da er an die Entwicklung des Verbraucherpreisindexes gekoppelt würde. Zu Problemen könnten Erbpachtverträge zudem bei der Finanzierung führen, da das Erbbaurecht vor Grundschulden und Hypotheken eingetragen werde.
Gemeinderäte votieren einstimmig gegen Vergabe in Erbpacht
Auch für die Gemeinde brächte das Erbpachtmodell einen nicht unerheblichen Nachteil aus Sicht der Verwaltung mit. Bei einem klassischen Verkauf würden in absehbarer rund 2,6 Millionen Euro im Gemeindesäckel landen. „Diese Summe würde bei einem Erbbauzins von 1,5 Prozent erst nach rund 66 Jahren erreicht werden“, rechnete Kort vor. In Zeiten klammer Kassen keine allzu erfreulichen Aussichten. Große Nachfragen nach einem Erbpachtmodell habe es zudem in der Vergangenheit nicht gegeben. Als Verwaltung rate man daher von einer Anwendung ab.
Die geschilderten Nachteile sah man auch im Peitinger Gemeinderat. Michael Deibler (CSU) bezweifelte, dass man auf diese Weise mehr Bauherren gewinne als bei einem normalen Verkauf. Christian Lory (Unabhängige) gab zu bedenken, dass das Erbbaumodell nicht nur beim Neubau Probleme mit sich bringe, sondern auch bei einer späteren Sanierung, wenn es wegen der Restlaufzeit schwierig werde, einen Kredit zu bekommen. Auch Claudia Steindorf (SPD) zeigte sich skeptisch. „Ich glaube nicht, dass jemand viel in ein Haus investiert, wenn ihm das Grundstück nicht gehört.“