Peitinger Gemeinderat: Finger weg vom Erbbaurecht in Heimgartenstraße
In den vergangenen Jahren gab’s die Überlegung, beim Verkauf gemeindlicher Grundstücke an der Heimgartenstraße das Erbbaurecht anzuwenden. Doch nun wurde einstimmig beschlossen, dass der Markt Peiting die Finger von diesem Modell lässt.
Die Frage, ob es Sinn macht, Grundstücke im Erbbraurecht anzubieten, steht und fällt mit dem Zins, der dafür genommen wird. Dazu hatte der geschäftsleitende Beamte im Rathaus, Stefan Kort, eine Berechnung angestellt.
Wer sich für ein 500 Quadratmeter großes Grundstück interessiert, der muss – bei einem Bodenrichtwert von 530 Euro – ohne Kosten für die Erschließung 265.000 Euro aufwenden. Bei einem Erbbauzins von drei Prozent kommt man im Jahr auf eine Belastung von knapp 8.000 Euro bzw. auf 662 Euro im Monat. So hat der Erbbaunehmer (Häuslebauer) Bei einer Laufzeit von 70 Jahren 556.000 Euro an den Markt Peiting zu leisten. Das wäre mehr als das Doppelte des ursprünglichen Grundstückswertes. Eine zweite Berechnung nimmt einen reduzierter Erbbauzins von 1,5 Prozent an – über 70 Jahre mindestens 278.000 Euro.
Heimgartenstraße in Peiting: Klassisches Darlehen attraktiver als Erbbaurecht
Zum Vergleich: Wer über ein klassisches Bankdarlehen den Grundstückspreis von 265.000 Euro auf eine Laufzeit von 20 Jahren bei einem Zinssatz von 3,65 Prozent finanziert, muss Zinszahlungen in Höhe von rund 100.000 Euro leisten. Das entspricht inklusive einer Tilgung zirka 1.100 Euro im Monat. Dabei geht aber das Eigentum am Grundstück – anders als beim Erbbaurecht – schließlich an den Hausbesitzer über.
Auf der anderen Seite würde es sich, wenn die Gemeinde Erbbaurechte einräumt, negativ auf die Einnahmeseite des Haushalts und auf die gemeindliche Liquidität auswirken. Wird eine Baulandfläche von rund 4.800 Quadratmeter für die zehn gemeindlichen Grundstücke angenommen, erzielt die Gemeinde jährlich knapp 77.000 Euro an Zinseinnahmen bzw. die Hälfte davon, wenn man nur von 1,5 Prozent Zins ausgeht.
Erbbaurecht in Peiting? Auch eine Frage der Einnahmen
Im Fall einer vollständigen Grundstücksveräußerung auf dem klassischen Weg könnte der Markt Peiting Einnahmen bis zu 2,5 Millionen Euro generieren. Eine solche Lösung sei klar zu bevorzugen, resümierte Kort mit Blick auf erhebliche Investitionen der Gemeinde. Überdies sei aus dem Kreis der Interessenten für gemeindliche Grundstücke keine besondere Nachfrage nach einem Erbbaurechtsmodell festzustellen.
„Wir werden damit keinen Bauherrn mehr generieren“ kommentierte Michael Deibler (CSU) die Vergleichszahlen. Christian Lory (Unabhängige Peitinger) sah den Nachteil, dass die Kosten für das Grundstück beim Erbbaurecht selbst nach einer Generation noch nicht „abfinanziert“ seien. Die Zinszahlungen würden andauern, wenn am Haus schon wieder Aufwand für Sanierungen entstehe.
Claudia Steindorf (SPD) plädierte klar für die klassische Variante beim Verkauf gemeindlicher Grundstücke und hatte die Finanzlage der Gemeinde im Blick. „Wir haben in den nächsten Jahren noch viele Hausaufgaben vor uns.“
Meine news
Die Erschließung des Baugebiets Heimgartenstraße II im Süden Peitings mit Wasser, Kanal und Straße ist seit einigen Monaten abgeschlossen. Verkauft werden dort 20 Grundstücke, die laut Bebauungsplan relativ klein geschnitten sind mit 430 bis 550 Quadratmetern. Die Hälfte vermarktet die Gemeinde nach einem Punktemodell, die andere Hälfte kann der bisherige Grundstückseigentümer anbieten.