Dieser Pfosten ist ein Windrad - und soll leise Strom erzeugen
Die Windenergie hat mitunter einen schweren Stand. Kritiker bezeichnen sie gerne als laut, wartungsintensiv und gefährlich für die Tierwelt. Das spanische Startup Vortex Bladeless geht nun neue Wege: Ihre Windturbine kommt ganz ohne Flügel aus. Stattdessen setzt sie auf das Prinzip der sogenannten Vortex-induzierten Vibration (VIV), um Strom zu erzeugen.
Das Prinzip: Wind streicht über einen schlanken, senkrechten Zylinder und versetzt ihn in Schwingungen. Diese Schwingbewegung wird dann an der Basis durch einen speziellen Permanentmagnet-Generator in Strom umgewandelt. Der Clou dabei: Es gibt keine sich drehenden Teile, keine Schmierstoffe, keine komplexe Mechanik. Das macht die Anlage leise, wartungsarm und ungefährlich für Flora und Fauna.
Der raffinierte „Tuning“-Trick
Ein weiterer Vorteil: Die Materialien und die Netzanbindung entsprechen weitgehend denen konventioneller Windräder. Auch die Einsatzbedingungen sind vergleichbar. Dadurch lassen sich bestehende Infrastrukturen und Windparks nutzen. Gleichzeitig eröffnet die Technologie aber auch neue Möglichkeiten: Da die Anlagen wartungsarm und harmlos für Wildtiere sind, eignen sie sich ideal für den Einsatz in Städten und Schutzgebieten.
Ein raffiniertes Detail ist das eingebaute „Tuning-System“: Durch Dauermagnete, die sich bei stärkerer Auslenkung abstoßen, passt sich die Steifigkeit des Systems automatisch der Windstärke an. So bleibt die Turbine auch bei unterschiedlichen Windgeschwindigkeiten im optimalen Schwingungsbereich.
Kleine Kraftwerke, große Möglichkeiten?
Doch es gibt auch Herausforderungen. Die Effizienz ist derzeit noch geringer als bei klassischen Turbinen. Die meisten Prototypen liefern bisher nur Leistungen im Watt- bis Kilowattbereich. Für den großen Durchbruch muss die Technologie also noch weiterentwickelt werden.
Trotzdem sehen Experten Potenzial. Gerade für den Einsatz im Kleinen, etwa zur Versorgung einzelner Gebäude oder Sensoren – wie zum Beispiel einer Wetterstation – könnte das System eine Alternative sein. Auch Gegenden mit schwachem oder unstetigem Wind kämen in Frage.
Auch wenn die flügellosen Windräder das klassische Modell nicht ersetzen werden, könnten sie eine sinnvolle Ergänzung sein – besonders dort, wo herkömmliche Anlagen an Grenzen stoßen. Entscheidend wird sein, ob es gelingt, die Leistung zu steigern und die Kosten zu senken. Das spanische Unternehmen arbeitet laut einer Aussage jedenfalls mit Hochdruck daran. Verschiedene Größen sind in Entwicklung, um unterschiedliche Anforderungen zu bedienen. Auch eine Crowdfunding-Kampagne ist geplant, um die Serienproduktion anzukurbeln.