Der Klimawandel ist eine der drängendsten Herausforderungen unserer Zeit. Doch wie gut schützen die Staaten der Erde unseren Planeten wirklich? Die Ergebnisse der Organisationen Germanwatch, NewClimate Institute und Climate Action Network fallen ernüchternd aus: Kein Land schafft es auf die Podestplätze eins bis drei. Weil einfach niemand genug Gas gibt.
Der CCPI-Test: Barometer für den Klimaschutz
Der Climate Change Performance Index (CCPI) ist seit 2005 ein etabliertes Barometer für internationale Klimapolitik. Der Index prüft die Klimaschutzbemühungen von 63 Ländern plus der EU, die zusammen für über 90 Prozent der globalen Emissionen verantwortlich sind.
Er misst die Leistungen in vier gleichgewichteten Kategorien:
- Treibhausgasemissionen (40 Prozent)
- Erneuerbare Energien (20 Prozent)
- Energieverbrauch (20 Prozent)
- Klimapolitik (20 Prozent)
Dabei fließen nicht nur aktuelle Daten ein, sondern auch Trends und Fortschritte bei der Reduktion von Emissionen.
Dänemark als Klimachampion mit Lücken
Dänemark sichert sich im aktuellen CCPI den vierten Rang – und damit die Spitze der Rangliste. Es ist bereits das fünfte Jahr in Folge, dass das skandinavische Land die Liste anführt. Grund dafür sind starke Fortschritte bei erneuerbaren Energien und eine ambitionierte Klimapolitik.
Expertin Thea Uhlich von Germanwatch vergleicht Dänemark mit dem „FC Bayern München des internationalen Klimaschutzes“. Es setzt Maßstäbe, etwa durch hohe Ziele für den Ausbau von Wind- und Solarenergie. Erst am Montag hatte das Land in Belém die ambitioniertesten Klimaziele der Welt verkündet – bis 2035 sollen die dänischen CO2-Emissionen um 82 bis 85 Prozent im Vergleich zu 1990 zurückgehen.
Auf Platz 5 und 6 folgen das Vereinigte Königreich und Marokko. „Während wir insgesamt noch keinem Land sehr guten Klimaschutz attestieren können, gibt es in einigen Kategorien Länder mit positiven Entwicklungen“, sagt der Klimaforscher Niklas Höhne vom NewClimate Institute. So punkten Norwegen und Schweden ebenfalls stark beim Ausbau der Erneuerbaren Energien, und Pakistan schneidet überraschend gut in Emissionen und Energieverbrauch ab – dank niedriger Pro-Kopf-Werte.
Deutschland fehlt der Schwung
Deutschland rutscht um sechs Plätze auf Rang 22 ab – die schlechteste Platzierung seit Jahren. Das Land wird in allen Kategorien als „mäßig“ eingestuft. Positiv: Betrachtet man einzig den Energieverbrauch, liegt Deutschland auf Platz 13.
International engagiert sich Deutschland bei multilateralen Initiativen und hat ein Rekordniveau in der Klimafinanzierung erreicht. Doch Kürzungen in der Entwicklungshilfe gefährden Ziele. Experten fordern strengere Umsetzung, mehr Transparenz und ehrgeizigere Finanzierungsziele.
Besonderer Fokus liegt auf der Klimapolitik der neuen Bundesregierung, die seit Mai 2025 im Amt ist. Sie habe die Kernstrukturen der bisherigen Klimaschutzmaßnahmen weitgehend übernommen, ohne jedoch neue Impulse zu setzen, heißt es in dem Bericht. Der Abstieg im CCPI wird auch auf Pläne zurückgeführt, geltende Klimagesetze zu lockern und Gaskraftwerke zu fördern.
Dennoch bleibt Deutschland mit einem soliden Fundament ausgestattet: Das Klimaschutzgesetz legt klare Reduktionsvorgaben fest, es gelten EU-weite Effizienzregeln, und eine CO2-Bepreisung ist bereits etabliert. Das EU-Emissionshandelssystem (ETS1) regelt Emissionen für Industrie, Kraftwerke und Flugverkehr. Das ETS2 wurde kürzlich um ein Jahr nach hinten verschoben. Experten hoffen dennoch, dass diese Grundlagen für zukünftige Fortschritte genutzt werden, um den Rückstand aufzuholen.
Die Schlusslichter: Die Petrostaaten
Am Ende der Liste landen Saudi-Arabien und der Iran, die als größte Petrostaaten gelten. Ihre Abhängigkeit von Öl und Gas führt zu katastrophalen Bewertungen in allen Kategorien. Sie tun wenig, um Emissionen zu senken oder Erneuerbare auszubauen – ein Muster, das auch bei anderen fossilen Giganten wie Russland, Kanada oder Australien zu beobachten sei, heißt es in dem Bericht.
Die USA rutschen auf Rang 65 ab und schneiden in allen Bereichen „sehr schlecht“ ab. Rückschritte unter der Trump-Ära, wie der Ausstieg aus dem Pariser Abkommen, wirken nach. China auf Platz 54 kämpft trotz Fortschritten bei E-Autos und Erneuerbaren mit hoher Kohleproduktion und steigenden Emissionen. Indien fällt um 13 Plätze und erhält die schlechteste Trendbewertung bei Treibhausgasen.
„Bei den G20 zeigt sich der Konflikt um das Ende des fossilen Zeitalters wie unter dem Brennglas“, sagt Jan Burck von Germanwatch. „Eine Gruppe der Petrostaaten will das fossile Zeitalter um jeden Preis fortsetzen.“
- –
- –
- Dänemark
- Vereinigtes Königreich
- Marokko
- Chile
- Luxemburg
- Litauen
- Niederlande
- Norwegen
- Portugal
- Schweden
- Spanien
- Pakistan
- Rumänien
- Nigeria
- Estland
- Philippinen
- Europäische Union (27)
- Frankreich
- Deutschland
- Indien
- Vietnam
- Malta
- Schweiz
- Brasilien
- Slowenien
- Finnland
- Griechenland
- Mexiko
- Thailand
- Irland
- Lettland
- Österreich
- Kolumbien
- Belgien
- Ägypten
- Zypern
- Algerien
- Südafrika
- Tschechische Republik
- Indonesien
- Neuseeland
- Kroatien
- Italien
- Slowakische Republik
- Ungarn
- Malaysia
- Polen
- Bulgarien
- Türkei
- Usbekistan
- China
- Belarus
- Australien
- Japan
- Argentinien
- Chinesisch Taipeh
- Kasachstan
- Kanada
- Vereinigte Arabische Emirate
- Korea
- Russische Föderation
- Vereinigte Staaten
- Islamische Republik Iran
- Saudi-Arabien