Völkerverständigung als oberstes Ziel: Karpatendeutsche Landsmannschaft plant Studienreise

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Schwelgen in Erinnerungen: Michael Müller, Josefine Hogh und Walburga Siwon. © Sabine Hermsdorf-Hiss

Die Karpatendeutsche Landsmannschaft plant eine Fahrt nach Prag. Die Völkerverständigung ist das oberste Ziel.

Geretsried - Geretsried hat ein vielfältiges kulturelles Leben. Das ist ein Verdienst der zahlreichen Vereine und vor allem der Landsmannschaften, die für den Erhalt der Bräuche ihrer alten Heimat sorgen. Die größten sind die Eghalanda Gmoi und die Siebenbürger Sachsen. Mit die kleinste ist die Karpatendeutsche Landsmannschaft Slowakei mit rund zwei Dutzend Mitgliedern. Doch egal wie groß – sie alle werben für gegenseitiges Verständnis.

Kontakte fördern durch gemeinsame Unternehmungen

Gegründet wurde die Karpatendeutsche Landsmannschaft im Dezember 1949 in Karlsruhe. Vorsitzende im Bezirk München-Oberbayern ist seit 2022 die 75-jährige Josefine Hogh aus Geretsried. „Und das, obwohl ich gar nicht von dort stamme“, sagt sie und lacht. Die Verbindung zu den Karpaten kam über ihre Eheschließungen. Ihr ist es ein großes Anliegen, mit ihrer Arbeit den Austausch zwischen den Kulturen zu vertiefen. „Natürlich ist die Sprachbarriere nicht zu unterschätzen“, gibt sie genauso wie die Schatzmeisterin des Vereins, Walburga Siwon (83), zu bedenken. „Es ist eine Herausforderung, Slowakisch können die wenigsten.“ Den beiden Damen schwebt eher eine Förderung der Kontakte über Musik, Sport oder gemeinsame Unternehmungen wie Zeltlager vor. „Es sind die jungen Leute, auf die wir uns konzentrieren müssen“, betont Hogh. „Ein Blick in die Vergangenheit, sich zu fragen, wo seine Wurzeln sind, gehört dazu – aber man darf die Zukunft nicht vergessen. Denn zurückdrehen kann man die Zeit nicht.“

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Helfen würde auch, wenn die Geschichte der Karpartendeutschen intensiver in den Schulen behandelt werden würde. Vielleicht wäre eine Partnerschule mit dementsprechendem Schüleraustausch hilfreich. „Nur“, wirft Siwon ein, „müssten vorab die Fragen nach dem Kostenträger, Unterkünften und dem Programm geklärt sein.“ Eine Frage, die beim prominentesten Mitglied der Geretsrieder Landmannschaft auf offene Türen stößt: „Geretsried ist eine sehr offene Stadt“ betont Bürgermeister Michael Müller. „Wir sind an solchen Begegnungen sehr interessiert. Das spiegelt auch den europäischen Gedanken wider.“

Die Großeltern von Bürgermeister Michael Müller sind Karpatendeutsche

Müllers Großeltern sind Karpatendeutsche. „Mit dem Heranrücken der russischen Front haben sie mit einer Vertreibung gerechnet“, erzählt er aus seiner Familiengeschichte. Die Oma flüchtete zu einer Schwester ihres Mannes, die sich bereits in Wien befand. „Aber dort konnten sie auch nicht bleiben.“ Müllers Mutter wurde auf der Flucht geboren.

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Ende der 1970er Jahre landete die Familie, jetzt aus beruflichen Gründen, in Geretsried. „Mein Großvater hat viel von Pressburg, dem jetzigen Bratislava erzählt“, berichtet Müller. „Er hat sogar bis zuletzt auf Ungarisch gerechnet.“ 1983 besuchten die beiden Männer gemeinsam die alte Heimat des Opas. „Es waren bewegende Momente – vor allem, als wir am Ort seines damaligen Zuhauses unterhalb der Burg standen. Wir hatten ihn anhand eines noch dort stehenden Nussbaumes gefunden.“ Sowohl Müller als auch Siwon berichten von Begegnungen mit Einheimischen während ihrer Besuche. „Wir hatten uns auf Deutsch unterhalten. Und schon wurden wir angesprochen. Wir haben miteinander geredet, als ob wir alte Freunde wären.“

Studienreise nach Prag geplant

Hogh plant im Sinne des gegenseitigen Kennenlernens von Donnerstag, 30. Juli, bis Sonntag, 4. August, eine Studienreise nach Prag und ins Bäderdreieck. Auf dem Programm, durch das Erika Kavka – Hoghs Schwägerin – führen wird, stehen neben Prag Karlsbad, Marienbad und Franzensbad. Eine Schifffahrt auf der Moldau ist ebenso wie ein böhmischer Abend geplant. Interessierte dürfen sich Josefine Hogh unter 0 81 71/38 62 82, 01 76/72 26 53 90 oder per E-Mail an josefinehogh@web.de melden.

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