Plötzlich Zahnschmerzen? - Kreidezähne bei Kindern: Ursachen, Symptome, Präventionsmaßnahmen und Behandlung

Kreidezähne, medizinisch auch als Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation (MIH) bekannt, sind ein zunehmendes Problem, das bei Kinderzähnen auftritt. Diese Erkrankung führt dazu, dass die betroffenen Zähne spröde, porös und oftmals sehr empfindlich werden.

Was sind Kreidezähne?

Kreidezähne zeichnen sich durch eine Störung des Zahnschmelzes aus, welche die Zähne weniger mineralisiert und damit weicher und deutlich anfälliger für Schäden macht. Der Begriff "Kreidezähne" leitet sich vom kreideähnlichen Aussehen dieser Zähne ab, die oft weiße oder gelb-bräunliche Flecken aufweisen und leicht abbrechen können. Diese Hypomineralisation betrifft meist die Backen- und Schneidezähne (sprich, Molaren und Inzisivi) und kann zu erheblichen Beschwerden führen, darunter Schmerzen beim Zähneputzen und beim Konsum von heißen oder kalten Lebensmitteln.

Wie entstehen Kreidezähne?

Die fehlerhafte Entwicklung von Kreidezähnen beginnt bereits im Mutterleib und setzt sich bis in die ersten Lebensjahre des Kindes fort. Der Prozess der Mineralisation des Schmelzes, des harten Schutzpanzers des Zahns, ist bei Kreidezähnen gestört. Dieser Schmelz enthält weniger Mineralien, wie das kritische Hydroxylapatit, und mehr Wasser und Proteine, was ihn weich und anfällig für Bakterien und Abrieb durch andere Zähne oder harte Nahrung macht. Die genauen Ursachen sind nicht vollständig geklärt, jedoch gibt es mehrere vermutete Faktoren.

Kreidezähne: Vermutete Ursachen

 

Infektionskrankheiten

Infektionskrankheiten wie Windpocken, Masern oder Bronchitis, besonders in den ersten Lebensjahren des Kindes, können die Entwicklung von Zahnschmelz negativ beeinflussen. Diese Krankheiten können den Körper stressen und somit die ordnungsgemäße Mineralisation des Zahnschmelzes stören. Auch Erkrankungen oder Mangelzustände der Mutter spielen hierbei möglicherweise eine Rolle.

Verwendung von Antibiotika

Der Einsatz von Antibiotika während der Schwangerschaft (oder in frühen Lebensjahren) kann ebenfalls die Zahnschmelzbildung stören. Der Zusammenhang zwischen Antibiotika und Kreidezähnen ist noch nicht vollständig geklärt, jedoch gibt es Hinweise darauf, dass Antibiotika wie z.B. Amoxicillin das Risiko erhöhen könnten.

Weichmacher in Kunststoffen oder Umweltgifte

Der Weichmacher Bisphenol A (BPA), der in Plastikprodukten wie Babyflaschen und Spielzeug verwendet wurde, steht im Verdacht, die Entstehung von Kreidezähnen zu begünstigen. Obwohl BPA seit 2011 in der EU in Babyflaschen verboten ist, sind die genauen Auswirkungen auf die Zahngesundheit weiterhin Gegenstand der Forschung. Auch andere Umweltgifte (z.B. Dioxine) befinden sich im Kreis der Verdächtigen.

Genetische Faktoren

Erbliche Veranlagungen spielen ebenfalls eine Rolle. Eine genetische Störung, bekannt als Amelogenesis imperfecta, kann zu einer verminderten Mineralisation des Zahnschmelzes führen. Zudem gibt es verschiedene genetische Syndrome wie das Seckel-Syndrom oder das Usher-Syndrom, die Kreidezähne zur Folge haben können.

Symptome von Kreidezähnen

Die Symptome von Kreidezähnen können variieren, je nach Schwere der Mineralisationsstörung. Zu den häufigsten Anzeichen zählen:

  • Verfärbungen: Weißlich-cremige bis gelblich-bräunliche Flecken auf den Zähnen, insbesondere auf den Kauflächen der Backen- und den Fronten der Schneidezähne.
  • Empfindlichkeit: Schmerzen beim Konsum von heißen oder kalten Lebensmitteln und beim Zähneputzen.
  • Brüchigkeit: Der Zahnschmelz ist porös und entsprechend instabiler. Schmelzeinbrüche sind dadurch gehäufter.
  • Fehlende Zahnhöcker und Furchen: Strukturelle Anomalien wie abgenutzte, flache oder gänzlich fehlende Zahnhöcker.

Diagnose von Kreidezähnen

Die Diagnose erfolgt in der Regel durch eine visuelle Untersuchung der Zähne durch einen Zahnarzt. Dieser untersucht die Zähne auf Verfärbungen, erhöhte Sensibilität und Porosität und erstellt Röntgenaufnahmen, um das Ausmaß und den Verlauf der Hypomineralisation zu bestimmen. Regelmäßige Zahnarztbesuche sind entscheidend, um Kreidezähne frühzeitig zu erkennen und entsprechend zu behandeln.

Behandlungsmöglichkeiten bei Kreidezähnen

Es gibt verschiedene Behandlungsmöglichkeiten, abhängig vom Schweregrad der Hypomineralisation:

  • Fluoridbehandlung: Hochkonzentrierte Fluoridpräparate können helfen, den Zahnschmelz zu härten und die Empfindlichkeit zu reduzieren. Diese können in Form von Lacken oder Gels direkt auf die Zähne aufgetragen werden. Auch fluoridfreie Präparate basierend auf Milchproteinen können für Linderung sorgen.
  • Versiegelung: Bei leichten Formen können die betroffenen Zähne mit einer Kunststoffschicht versiegelt werden, um sie vor weiteren Schäden zu schützen.
  • Füllungen und Kronen: Bei stärkeren Schäden kann der Zahnarzt Füllungen oder Kronen einsetzen, um die Funktion des Zahns wiederherzustellen. Dabei kommen verschiedene Materialien wie Komposit oder Keramik zum Einsatz.
  • Zahnextraktion: In schweren Fällen, bei denen der Zahn stark beschädigt ist, kann eine Extraktion notwendig sein. Die entstandene Lücke kann durch eine kieferorthopädische Behandlung geschlossen werden.

Präventionsmaßnahmen gegen Kreidezähne

Da die genauen Ursachen von Kreidezähnen noch nicht vollständig bekannt sind, gibt es keine spezifischen Präventionsmaßnahmen. Dennoch können einige allgemeine Maßnahmen das Risiko verringern:

  • Gesunde Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung, die reich an Kalzium und Phosphat und möglichst säure- und zuckerfrei ist, kann zur Entwicklung eines starken Zahnschmelzes beitragen.
  • Vermeidung von Weichmachern: Der Verzicht auf Lebensmittelverpackungen und Spielzeug aus Kunststoff kann die Exposition gegenüber BPA reduzieren.
  • Regelmäßige Zahnarztbesuche: Regelmäßige Kontrollen ermöglichen eine frühe Erkennung und Behandlung von Kreidezähnen.
  • Gute Mundhygiene: Sorgfältiges Zähneputzen, idealerweise mit fluoridhaltiger Zahnpasta, und die Verwendung von Zahnseide sind wichtig, um Karies vorzubeugen und den Zahnschmelz zu schützen.

Kosten der Behandlung von Kreidezähnen

Die Kosten für die Behandlung von Kreidezähnen variieren je nach Art und Umfang der notwendigen Maßnahmen. Gesetzliche Krankenkassen übernehmen in der Regel die Kosten für prophylaktische Maßnahmen wie die Fluoridierung und die Fissurenversiegelung der hinteren Backenzähne. Für weitergehende Behandlungen wie Füllungen, Kronen oder Zahnextraktionen und kieferorthopädische Behandlungen können Zuzahlungen erforderlich sein. Eine Zahnzusatzversicherung kann hierbei entlasten und die Kosten decken. Diese gilt es meist frühzeitig abzuschließen, z.B. vor dem ersten Besuch beim Kieferorthopäden.

Fazit

Kreidezähne stellen eine ernsthafte Herausforderung dar, die eine ganzheitliche und kontinuierliche Betreuung erfordert. Während die Ursachen noch nicht vollständig erforscht sind, gibt es zahlreiche Ansätze, um die Symptome zu lindern und die Zahngesundheit zu erhalten. Eltern sollten auf Anzeichen von Kreidezähnen bei ihren Kindern achten und regelmäßige Zahnarztbesuche einhalten, um frühzeitig eingreifen zu können. Eine gute Mundhygiene und eine angepasste Ernährungsweise sind dabei unerlässlich, um die Zahngesundheit ihrer Kinder zu unterstützen.

Über Dr. med. dent. Moritz Göde

Dr. med. dent. Moritz Göde arbeitet seit fast drei Jahren als Zahnarzt mit Tätigkeitsschwerpunkt Kieferorthopädie bei California Smile in und bei München. Seit Anfang 2024 ist der ebenfalls studierte Kommunikationswissenschaftler Standortleiter der Praxis "California Smile - Grafing bei München". Der geprüfte Heilpraktiker steht vor Beendigung eines nebenberuflichen Master-Studiengangs (M.Sc. Orthodontics) in Österreich sowie einer schlafzahnmedizinischen Zusatzausbildung. Seine durch internationale Fortbildungen geformten Spezialgebiete neben der klassischen Kieferorthopädie liegen auf der nichtchirurgischen Behandlung von Gummy-Smiles ("Zahnfleischlächeln") und Airway-Störungen bei Kindern wie auch Erwachsenen. Getreu seinem Motto "Humor ist das beste Gleitmittel für Information" steht der Unterfranke als erfolgreicher Science Slammer regelmäßig auf Deutschlands Bühnen, um sein Wissen mit dem Publikum zu teilen.

Wichtiger Hinweis: Dies sind nur allgemeine Informationen und nicht zur Selbstdiagnose oder Selbsttherapie gedacht. Bei Verdacht auf Kreidezähne oder Verschlimmerung der Beschwerden suchen Sie bitte eine Ärztin oder einen Arzt auf.