Taubheitsgefühle - Karpaltunnelsyndrom: Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten

Tägliche Aufgaben, die wir oft als selbstverständlich sehen, wie das Öffnen eines Marmeladenglases oder das Tippen auf der Tastatur, können plötzlich zu Herausforderungen werden. Das Karpaltunnelsyndrom betrifft viele Menschen, insbesondere im mittleren Lebensalter, und kann den Alltag erheblich erschweren. Welche Ursachen verbergen sich hinter diesem Syndrom, welche Symptome treten auf, und welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es, die Linderung bringen?

Symptome und erste Warnsignale erkennen

Ein Gefühl von Taubheit, Kribbeln oder Schmerzen, vor allem in den Fingern, kann auf eine Kompression des Nervus medianus im Handgelenk hindeuten. Diese Symptome treten häufig nachts auf und verschlimmern sich beim Greifen von Gegenständen. Besonders betroffen sind der Daumen, Zeige- und Mittelfinger. Auch das Gefühl, dass die Hand "einschläft", ist typisch. Es ist wichtig, diese Warnsignale rechtzeitig zu erkennen, um langfristige Nervenschäden zu vermeiden.

Ursachen und Häufigkeit des Karpaltunnelsyndroms

Die Erkrankung trifft häufig Menschen, die repetitive Handbewegungen ausüben, wie zum Beispiel Büroangestellte oder Handwerker. Auch hormonelle Veränderungen, etwa in der Schwangerschaft, und Krankheiten wie Diabetes können das Risiko erhöhen. Statistiken zeigen, dass Frauen häufiger betroffen sind. Etwa 10% der Bevölkerung erleben im Laufe ihres Lebens Symptome eines Karpaltunnelsyndroms.

Diagnose: Selbsttests und ärztliche Untersuchung

Bei Verdacht auf ein Karpaltunnelsyndrom können einfache Selbsttests Aufschluss geben:

  • Flaschen-Test: Prüfen Sie Ihre Greiffähigkeit, indem Sie versuchen, eine Flasche festzuhalten. Wenn das schwerfällt oder Schmerzen verursacht, könnte das auf das Karpaltunnelsyndrom hindeuten.
  • Hoffmann-Tinel-Test: Klopfen Sie sich beugeseitig auf das Handgelenk über dem Karpaltunnel. Löst dies ein Kribbeln in den Fingern aus, kann das ein Hinweis auf das Syndrom sein.

Für eine genaue Diagnose ist jedoch ein Arztbesuch unerlässlich. Hierbei erfolgt oft ein Nervenleitgeschwindigkeitstest, um die Schwere der Nervenschädigung zu bestimmen.

Behandlungsmöglichkeiten: Von konservativ bis operativ

Abhängig vom Schweregrad des Syndroms bieten sich verschiedene Behandlungsmöglichkeiten an. Zu den konservativen Methoden zählen das Tragen einer Handgelenksschiene, vor allem nachts, sowie physiotherapeutische Ansätze wie die Faszientherapie. Diese Therapieform konzentriert sich auf das Bindegewebe, die sogenannten Faszien, das den gesamten Körper durchzieht. Ziel ist es, Verklebungen oder Verhärtungen zu lösen, um die Beweglichkeit zu verbessern und Schmerzen zu lindern. Eine Infiltration mit Kortision kann ebenfalls Linderung schaffen. In schwereren Fällen ist jedoch meist eine Operation zur Druckentlastung des Nervs notwendig. Dabei handelt es sich um einen minimalinvasiven Eingriff, der in der Regel einen kurzen Heilungsverlauf hat.

Prävention und nützliche Übungen

Um der Entwicklung eines Karpaltunnelsyndroms vorzubeugen, sollten regelmäßige Pausen bei monotonen Arbeiten eingelegt und auf eine gute Ergonomie am Arbeitsplatz geachtet werden. Hier einige hilfreiche Übungen:

  • Handgelenkstreckung: Strecken Sie den Arm aus und ziehen Sie die Finger sanft in die Streckung, um die Beugeseite des Handgelenks zu dehnen.
  • Faustöffner: Ballen Sie eine Faust um den Daumen und strecken Sie die Finger dann so weit wie möglich aus.
  • Daumendehnung: Spreizen Sie die Finger und ziehen Sie den Daumen vorsichtig nach außen.

Diese Übungen fördern die Beweglichkeit und helfen, Verspannungen zu lösen.

Wann zum Arzt gehen?

Bei anhaltenden oder sich verschlimmernden Symptomen ist ein ärztlicher Rat unerlässlich. Eine frühe Diagnose und Behandlungsmöglichkeit können helfen, bleibende Schäden zu vermeiden und die Lebensqualität zu verbessern.

Zusammenfassung und Handlungshinweise

Das Karpaltunnelsyndrom kann den Alltag stark beeinträchtigen, aber mit der richtigen Prävention und Behandlung lassen sich die Symptome erfolgreich lindern. Seien Sie aufmerksam bei ersten Anzeichen wie Kribbeln und Taubheitsgefühl und nehmen Sie rechtzeitig Hilfe in Anspruch. Ihre Hände verdienen es, gesund und funktionstüchtig zu bleiben.

Über Dr. Michael Humenberger

Dr. Michael Humenberger ist Oberarzt an der Universitätsklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie der Medizinischen Universität am Wiener AKH und betreibt als Unfallchirurg und Orthopäde zwei Ordinationen in Wien. Im AKH liegt seine Spezialisierung in der gesamten Unfallchirurgie und er behandelt ein breites Spektrum von Verletzungen - von einfachen und komplexen Extremitätenverletzungen bis hin zu schwerverletzten PatientInnen. Seine Leidenschaft gilt der Sportmedizin mit besonderem Fokus auf Verletzungen und Überlastungssyndrome rund um das Kniegelenk. Die Behandlung seiner Patienten erstreckt sich von einer multidisziplinären konservativen Behandlung bis hin zu modernsten OP-Techniken und richtet sich jeweils nach den individuellen Bedürfnissen seiner PatientInnen. 

Wichtiger Hinweis: Dies sind nur allgemeine Informationen und nicht zur Selbstdiagnose oder Selbsttherapie gedacht. Bei Verdacht auf ein Karpaltunnelsyndrom oder Verschlimmerung der Beschwerden suchen Sie bitte eine Ärztin oder einen Arzt auf.