Wenn die Hand schmerzt - Karpaltunnelsyndrom: Was Sie zur Operation wissen müssen

Wenn sich die Finger taub anfühlen oder kribbeln, besonders nachts oder beim Greifen von alltäglichen Gegenständen, könnte dies auf ein Karpaltunnelsyndrom hinweisen. Diese häufige Nervenerkrankung beeinträchtigt das tägliche Leben vieler Menschen und wirft Fragen zu ihren Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten auf.

Was genau ist das Karpaltunnelsyndrom?

Das Karpaltunnelsyndrom entsteht durch eine Einengung des Nervus medianus im Karpaltunnel des Handgelenks. Dieser Nerv ist für die Sensibilität und Motorik eines Großteils der Hand zuständig. Wird er eingeklemmt, entstehen Symptome wie Kribbeln, Taubheit und Schmerzen, die oft in der Nacht oder bei bestimmten Bewegungen verstärkt auftreten. Ursache können wiederholte Bewegungen, Verletzungen, Geschwülste, Wassereinlagerungen während der Schwangerschaft oder Krankheiten wie Diabetes sein.

Symptome: Woran erkennt man das Karpaltunnelsyndrom?

Zu den typischen Symptomen des Karpaltunnelsyndroms gehören:

  • Kribbeln oder Taubheit in Daumen, Zeige-, Mittel- und Ringfinger
  • Schmerzen, die bis in den Arm ausstrahlen können
  • Schwäche in der Hand und Schwierigkeiten beim Greifen
  • Nachlassende Feinmotorik und Empfindsamkeit

In fortgeschrittenen Stadien kann es zu Muskelschwund an der Daumenballenmuskulatur kommen, was die Greiffunktion erheblich beeinträchtigt.

Die endgültige Diagnosestellung erfolgt durch eine genaue klinische Untersuchung und die Messung der Nervenleitgeschwindigkeit.

Nicht-operative Therapieoptionen

Zu Beginn der Erkrankung können konservative Behandlungsmethoden zielführend sein. Dazu zählen:

  • Nächtliches Tragen von Handgelenkschienen zur Ruhigstellung
  • Entzündungshemmende Medikamente
  • Kortisoninjektionen zur Reduktion von Schwellungen
  • Anpassung ergonomischer Arbeitsbedingungen

Diese Maßnahmen können helfen, den Druck auf den Nerv zu mindern und die Symptome zu lindern, besonders wenn sie frühzeitig angewendet werden.

Wann ist eine Operation notwendig?

Eine Operation wird in Betracht gezogen, wenn konservative Maßnahmen über einen längeren Zeitraum keinen Erfolg zeigen und die Symptome nicht nur bestehen bleiben, sondern sich verschlechtern. Die operative Entlastung des Nerven sollte durchgeführt werden, bevor es zu einem Muskelschwund an der Daumenballenmuskulatur kommt oder die Nervenfunktion beeinträchtigt wird.

Operationsverfahren: Welche Möglichkeiten gibt es?

Die chirurgische Behandlung des Karpaltunnelsyndroms hat das Ziel, den Druck auf den Nervus medianus zu mindern. Zwei gängige Operationsverfahren sind:

  • Offene Operation: Hierbei wird ein kleiner Hautschnitt über dem Handgelenk gemacht und das Band, das den Karpaltunnel überspannt, durchtrennt.
  • Endoskopische Operation: Diese minimalinvasive Methode erfolgt durch einen kleineren Hautschnitt. Ein Endoskop wird verwendet, um das Band durch einen weniger invasiven Eingriff zu durchtrennen.

Beide Methoden haben ihre Vor- und Nachteile, wobei die endoskopische Technik oft eine schnellere Rehabilitation mit sich bringt, jedoch auch technisch aufwendiger ist und sich nicht alle Patienten hierfür eignen.

Erfolgschancen und Risiken einer Operation

Mehr als 90 % der behandelten Patienten berichten von einer deutlichen oder vollständigen Symptomlinderung nach der Operation. Zu den Risiken der Operation gehören Infektionen, Blutungen, Narbenbildung oder in seltenen Fällen Nervenschädigungen. Diese Risiken sind jedoch bei sachgemäßer Durchführung und Nachsorge selten.

Nachbehandlung: Wie geht es nach der Operation weiter?

Die Nachbehandlung ist entscheidend für den Erfolg der Operation. Dazu gehören:

  • Physio- oder Ergotherapie zur Wiedererlangung von Beweglichkeit und Kraft
  • Geduld, da die vollständige Genesung mehrere Wochen bis Monate dauern kann

Durch die Operation und mit der richtigen Nachbehandlung können die meisten Patienten bald ein normales Leben ohne die störenden Symptome führen.

Was tun, wenn die Operation nicht hilft?

In seltenen Fällen zeigt die Operation keinen sofortigen Erfolg. Dann ist es wichtig, erneut mit dem Arzt zu sprechen, um mögliche Ursachen zu identifizieren und weitere Schritte zu planen. Manchmal sind zusätzliche therapeutische Maßnahmen erforderlich.

Fazit: Der Weg zu mehr Lebensqualität

Das Karpaltunnelsyndrom kann erheblich belasten, aber mit den richtigen Maßnahmen ist eine Linderung in den meisten Fällen möglich. Ob durch konservative Behandlung oder durch eine Operation – der Schlüssel liegt im rechtzeitigen Handeln und einer sorgfältigen Nachsorge.

Über Dr. Michael Humenberger

Dr. Michael Humenberger ist Oberarzt an der Universitätsklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie der Medizinischen Universität am Wiener AKH und betreibt als Unfallchirurg und Orthopäde zwei Ordinationen in Wien. Im AKH liegt seine Spezialisierung in der gesamten Unfallchirurgie und er behandelt ein breites Spektrum von Verletzungen - von einfachen und komplexen Extremitätenverletzungen bis hin zu schwerverletzten PatientInnen. Seine Leidenschaft gilt der Sportmedizin mit besonderem Fokus auf Verletzungen und Überlastungssyndrome rund um das Kniegelenk. Die Behandlung seiner Patienten erstreckt sich von einer multidisziplinären konservativen Behandlung bis hin zu modernsten OP-Techniken und richtet sich jeweils nach den individuellen Bedürfnissen seiner PatientInnen. 

Wichtiger Hinweis: Dies sind nur allgemeine Informationen und nicht zur Selbstdiagnose oder Selbsttherapie gedacht. Bei Verdacht auf ein Karpaltunnelsyndrom oder Verschlimmerung der Beschwerden suchen Sie bitte eine Ärztin oder einen Arzt auf.