Nach Kündigung im Juze gibt es Wechsel im Leitungs-Team
Im Juze Schongau steht ein Wechsel an: Leiterin Christine Annibalini hat gekündigt. Doch aus der Welt ist sie nicht. Und die Nachfolge ist ebenfalls geregelt, ein alter Bekannter übernimmt das Zepter: Basti Kosler. Berufsbegleitend setzt der Erzieher ein Studium der Sozialpädagogik obendrauf.
Schongau – Kaum war das Thekenteam in den Räumen im Köhlerstadel eingeweiht, verbreitete sich die Nachricht bei den Besuchern des Schongauer Jugendzentrums wie ein Lauffeuer: Christina Annibalini, seit drei Jahren Leiterin der Schongauer Einrichtung, hat ihre Kündigung eingereicht und verlässt das Haus zum 1. April.
„Die langen Arbeitszeiten sind mir auf die Füße gefallen“, sagt die Sozialpädagogin. Sie sei in einem Alter, in dem sie ihre Freizeitaktivitäten nicht mehr so in die Nacht hineinverlegen wolle, erklärt die 45-Jährige im Gespräch mit den Schongauer Nachrichten.
Nicht zu alt fürs Juze
„Sag jetzt bitte nicht, Du bist zu alt fürs Juze“, fällt ihr Basti Kosler lachend ins Wort. Weil Annibalini sich nach den vielen Jahren in Vollzeit nun wünschte, ein paar Stunden zu reduziert, hat sie künftig aber sicherlich bereits das ein oder andere Mal früher Feierabend und kann ihre dann ehemaligen Schützlinge im Juze besuchen.
Es steckt aber mehr dahinter: „Ich habe ein ganz tolles Job-Angebot bekommen.“ Sie wird bei der Brücke Oberland eine sogenannte JaS-Stelle annehmen, Jugendsozialarbeit an Schulen, und dabei sicherlich wieder auf den ein oder anderen bisherigen Juze-Besucher treffen. Denn ihr neuer Arbeitsbereich ist in Schongau an der Berufsschule. Außerdem will Annibalini einige Stunden in der ambulanten Familienhilfe arbeiten in der Erziehungsberatung.
Weg von der offenen Jugendarbeit
„Das ist nämlich der zweite Grund: Mir hat die offene Jugendarbeit sehr viel Spaß gemacht, aber die Einzelarbeit in Beratungsgesprächen liegt mir einfach mehr“, so die Sozialpädagogin.
Gerade, dass das Team näher dran ist als sonst vielleicht üblich, ist möglicherweise der Schlüssel zum Erfolg des Schongauer Jugendhauses. Während Corona hatte man nach alternativen Möglichkeiten gesucht, die Kontakte aufrecht zu erhalten, die Zahlen für 2023 belegen einen Rekordbesuch (wir berichteten). „Die Beziehungen sind intensiver geworden im Haus, das hinterlässt einen coolen Stempel“, ist sich Kosler sicher.
Dass man der Juze-Leiterin auch künftig in Schongau über den Weg laufen kann, habe den Schock über die Kündigung etwas abgefedert. Aber unter den Reaktionen seien auch Wut, Sorge und Angst gewesen nach dem Motto „Ihr seid doch unser zweites Zuhause, kommt denn da jetzt jemand, dem wir auch vertrauen können?“
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Stadtrat hat dem Wechsel in der Juze-Leitung bereits zugestimmt
Das dürfte mit Basti Kosler, der seit fünf Jahren ganz eng mit dem Juze Schongau verbunden ist, sicherlich der Fall sein. Der Stadtrat hat bereits zugestimmt. Der Übergang zum 1. April ist bis auf ein paar Tage fließend. „Mir war wichtig, dass Basti diese Stelle bekommt“, so Annibalini.
„Das ist jetzt auch eine coole Zeit für mich – es kommt ein neuer Teil dazu, auf den ich sehr gespannt bin – ich werde immer aufgeregter“, formuliert es der 25-Jährige. Kosler ist voller Tatendrang, Stillstand ist ein Fremdwort für ihn.
Gerade an diesem Tag hatten sie sich im Rahmen der kommunalen Jugendarbeit im Landkreis die vier Jugendhäuser in Bad Tölz angesehen, wo ganz anders gearbeitet werde, schon die Finanzierungsstruktur unterscheide sich komplett. „Das hat mich völlig gecatcht, da ist auch für Schongau noch mehr drin, wir können noch ein bisschen mehr Gas geben für die Jugendlichen hier.“
Erzieher arbeitet auch in der Suchtprävention
Nebenbei setzt sich der Erzieher für die Suchtprävention an Schulen ein, ein Angebot, das er freiberuflich anbietet und für das er womöglich in den kommenden Jahren nicht mehr ganz so viel Zeit haben wird: Denn nun packt er es doch noch an, das Studium der Sozialpädagogik, und zwar berufsbegleitend. Dies werde auch seitens der Stadt Schongau unterstützt. „Kein Muss, aber supersinnvoll“, wie er meint.
„Basti ist das Haus, er füllt es aus und lebt offene Kinder- und Jugendarbeit – es wäre verschenkt, wenn er das jetzt nicht machen würde“, ist sich die Juze-Leiterin sicher, dass das nun der richtige Weg für ihren Kollegen ist.
Die Stelle von Basti Kosler ist bereits ausgeschrieben, die Stadt sucht einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin. Ausgeschrieben wird neutral, aber das Juze-Team wünscht sich sehr, dass die Wahl auf eine Frau fällt. Der Mädchenanteil unter den Besuchern ist hoch. „Und faktisch gibt es viele Themen, die junge Frauen eher mit Frauen besprechen sollten“, so Kosler. Die BP-Stelle von Fabian Kammerer, der im Anerkennungsjahr zum Erzieher ist, soll auch wieder besetzt werden.
„Da werden noch ein paar Tränchen fließen“
Sang- und klanglos wird Christina Annibalini wohl nicht gehen dürfen, vielleicht gibt es sogar eine kleine Abschiedsparty. „Da werden noch ein paar Tränchen fließen“, weiß sie jetzt schon. Aber sie könne mit gutem Gewissen gehen. „Es war eine tolle Zeit im Schongauer Juze, ich habe viel gelernt. Das Haus steht gut da, mit Basti als Leiter ist es eine Eins mit Stern. Ich bin fertig hier – ein schönes Gefühl.“
Erst kürzlich hatte der Landkreis Weilheim-Schongau für eine Schreckensnachricht gesorgt: Die Zuschüsse für alle Juze-Leiter-Stellen wurden gestrichen, die Gehälter müssen nun die Gemeinden selbst bezahlen. Das könnte fatale Auswirkungen haben.
Nach drei Jahren hatte die damalige Schongauer Juze-Leiterin Nicole Heller-Chmiel gekündigt, auch sie nannte ihre Gründe
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