Nach schweren Verlusten – Russland zieht Kriegsschiffe aus dem Asowschen Meer ab
Es läuft nicht gut für Russlands Marine: Nach einigen Niederlagen sollen derzeit keine russischen Schiffe mehr im Asowschen Meer kreuzen. Hat Putin den Seekrieg aufgegeben?
Kiew – Die Ansage von Dmytro Pletenchuk war eindeutig. „Alle Militärschiffe“ Russlands wolle die Ukraine „aus den Bereichen des Asowschen Meeres und des Schwarzen Meeres vertreiben“, teilte der Sprecher der ukrainischen Marine jüngst der Öffentlichkeit mit. Keine zwei Wochen später scheint das EU-Bewerberland dieses Ziel zumindest zeitweise erreicht zu haben. Per Facebook machte die Marine allen Unterstützern der Ukraine nämlich frohe Kunde: Sowohl im Schwarzen Meer als auch im Asowschen Meer gebe es derzeit keine feindlichen Schiffe, schrieben die Ukrainer in einem Beitrag am Mittwoch (10. April) um 8 Uhr morgens.
Lediglich im Mittelmeer erspähte die Marine vier feindliche Schiffe, darunter drei Marschflugkörperträger des Typs Kalibr mit einer Gesamtsalve von bis zu 20 Raketen. Zudem waren die Russen laut ukrainischen Angaben in der Straße von Kretsch unterwegs. Sieben Schiffe sollen sie in Richtung Asowsches Meer durchquert haben, 17 weitere fuhren in die entgegengesetzte Richtung. Als Straße von Kertsch wird eine Engstelle östlich der Halbinsel Krim bezeichnet, die das Schwarze Meer mit dem viel kleineren Asowschen Meer verbindet. Das Asowsche Meer liegt südlich der ukrainisch-russischen Grenze zwischen den Oblasten Donezk und Rostow.
Ukraine hat laut eigenen Angaben ein Drittel der russischen Schwarzmeerflotte versenkt
Die Nachricht überrascht nur auf den ersten Blick. Denn obwohl die Ukraine praktisch keine eigene Flotte hat, scheint sie den Krieg zu Wasser zu gewinnen. Immer häufiger vermeldet das Land die Versenkung russischer Schiffe – wenn sie denn überhaupt anzutreffen sind: Bereits vor zwei Wochen soll das Schwarze Meer (nicht das Asowsche Meer) schon einmal Kriegsschiff frei gewesen sein. Es war damals das erste Mal seit Beginn des Krieges.
Der läuft für die russische Schwarzmeerflotte seit längerer Zeit schlecht. Um ein gutes Drittel will die Ukraine den einstigen Stolz der russischen Marine laut eigenen Angaben mittlerweile dezimiert haben – mit Drohnen und Raketen gelingt es den Ukrainern regelmäßig russische Schiffe im Schwarzen Meer zu zerstören. Dazu gehört auch der Untergang des Flaggschiffs „Moskwa“. Nur wenige Wochen nach Beginn der Invasion versenkten die Ukrainer den Kreuzer mit zwei „Neptun“-Raketen.
Ukrainische Seedrohnen und Raketen gegen russische Kriegsschiffe im Schwarzen Meer
Die ursprünglich zur Küstenverteidigung entwickelten Seezielflugkörper sollen jüngst auch das Aufklärungsschiff „Iwan Churs“ beschädigt haben. Bei dem nächtlichen Luftangriff auf die Hafenstadt Sewastopol auf der russisch besetzten Krim konnte das ukrainische Militär laut eigenen Angaben die beiden russischen Ladungsschiffe „Jamal“ und „Asow“ treffen. Laut Geheimdienstberichten wurden dabei auch britische und französische Raketen eingesetzt.
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Der Angriff zeigt, wie stark die Russen auf und vor der Krim in Bedrängnis geraten sind. Nicht nur mit Raketen, sondern vor allem mit Seedrohnen und anderen unkonventionellen Mitteln dezimieren die ukrainischen Kräfte die russische Flotte nach und nach. Mehrfach schon sollen die kleinen, mit Sprengstoff bestückten Drohnen ganze Schiffe versenkt haben – jüngst erst das schwere Patrouillenboot „Sergej Kotow“.
Derzeit entwickeln die Ukrainer womöglich gar ein noch größeres Modell der effektiven Waffe, ein sogenanntes „Drohnen-Schlachtschiff“ als eine Art Überwasserfahrzeug mit großem Sprengkopf. Darauf jedenfalls deutet ein mysteriöser Fund vor der Schwarzmeerküste Rumäniens hin.
Russland verlegt wohl Schiffe und nutzt Tarnbemalung im Schwarzen Meer
Die Magura V5-Drohnen aus eigener Herstellung dürften einer der Hauptgründe dafür sein, dass sich die russische Marine im Schwarzen Meer immer weiter zurückzieht. Bereits vor der Facebook-Meldung der Ukraine, häuften sich die Berichte darüber. So sollen schon im vergangenen Herbst zahlreiche Schiffe von Sewastopol aus in östliche Häfen verlegt worden sein, und erst in der vergangenen Woche berichtete die ukrainische Marine über russische Schiffe, die sich in einer Bucht verschanzten.
Die noch umherfahrenden Boote nutzen mittlerweile angeblich Tarnbemalung, um eine kleinere Schiffsklasse vorzutäuschen und die Drohnenpiloten in die Irre zu führen. Denn aufgegeben, hat Russland das Schwarze Meer trotz des derzeitigen Versteckspiels wohl nicht. Stattdessen plant das Land angeblich einen neuen Marinestützpunkt in Abchasien. (flon)