Amerikaner sauer - Mark gab seine Rente auf, um der Ukraine zu helfen - jetzt wütet er gegen Trump
250 Kilometer Luftlinie von Russland entfernt liegt Nome. Die kleine Stadt mit nur 3600 Einwohnern befindet sich um US-Bundesstaat Alaska, und zwar auf der sogenannten Seward-Halbinsel. Das Besondere an der Stadt: Sie ist nur per Flugzeug oder per Schiff erreichbar.
Letzteres auch nur, wenn es kein dickes Meereis gibt. Die Menschen dort sind daher offenbar sehr einfallsreich. Weil nicht immer alle Materialien für ihre Bedürfnisse zur Verfügung stehen, haben sie gelernt, vieles wiederzuverwenden. Ein Örtchen aus Bastlern und Tüftlern also.
Wie ein kleines Städtchen in Alaska der Ukraine hilft
Warum das jetzt der Ukraine zugute kommt, hat die „Washington Post“ aufgeschrieben, die Nome besucht hat. Und zwar hat sich hier eine Gruppe gebildet, die das ukrainische Militär mit allerlei Selbstgebautem unterstützt.
Federführend dabei ist Mark Hayward. Er ist ein ehemaliger Sanitäter der US-Armee, der 2018 mit seiner Frau nach Nome zog, um im regionalen Krankenhaus zu arbeiten. Zu Beginn des Krieges reiste er in die Ukraine, nachdem er sich für die Fremdenlegion beworben hatte.
Zahnklinik, Spendenessen und Drohnenstörsender
Als Hayward nach Alaska zurückkehrte, richtete er eine Art Kommandozentrale für improvisierte Hilfsmaßnahmen ein. Er habe jeden versucht zu überreden, die Ukraine mit Geld, Fachkenntnissen oder Arbeitskraft zu unterstützen. „Immer wenn jemand auch nur das geringste Interesse zeigt, fragen wir: Also, was machst du so? Reparierst du Autos? Okay, könntest du vielleicht einen Krankenwagen reparieren und rüberschicken?“, erklärt Hayward im Gespräch mit der „Washington Post“.
Ein örtlicher Zahnarzt helfe dabei einen Transporter in eine mobile Zahnklinik umzubauen, um die Zähne von Soldaten darin zu behandeln. Ein Pfannkuchenessen zur Spendensammlung habe Tausende Dollar für einen Krankenwagen eingebracht, den Hayward in Polen gekauft, mit medizinischem Material beladen und in die Ukraine gefahren habe.
Das neueste Produkt der Bewohner von Nome: ein Drohnenstörsender. Die selbstgebaute Version koste etwa 2.000 Dollar. Ein ähnlicher kommerzieller Störsender wäre laut Rolland Trowbridge, der an dem Teil gearbeitet hat, etwa ein Fünftel so leistungsstark und um ein Vielfaches teurer. Trowbridge arbeitet eigentlich in einer Autowerkstatt.
Mark gab seine Rente auf, um der Ukraine zu helfen
Mark Hayward sagt, er habe seine Rentenkonten aufgelöst, die meisten seiner persönlichen Schusswaffen verkauft und große Teile seines Gehalts umgeleitet. Insgesamt 180.000 Dollar will er so für die Ukraine ausgegeben haben. Weitere 80.000 Dollar seien über Spenden von Nachbarn und Verwandten zusammen gekommen. Mit dem Geld seien Erste-Hilfe-Sets, Fahrzeuge, Generatoren und vieles mehr gekauft worden.
Wut auf US-Präsident Trump
Wie US-Präsident Donald Trump mit der Ukraine und Russland nun umgehe, gefällt ihm gar nicht. Er sei „so wütend, dass ich nicht mehr klar sehen kann“ über die Nachgiebigkeit Trumps gegenüber Russlands Präsidenten Wladimir Putin. Er glaubt daher, dass es bald vielleicht noch mehr Crowdfunding, Einfallsreichtum und Freiwilligenarbeit brauche.
Von Julia Hoene
Das Original zu diesem Beitrag "Ukraine-Invasion, Tag 1099: Über eine Stadt in Alaska und ihre besonderen Ukraine-Hilfen" stammt von Tagesspiegel.