„Lieferando-Einstellung gegenüber dem Staat“: CDU-Mann de Maizière holt zum Rundumschlag aus

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In einem Interview wartet Thomas de Maizière (CDU) mit einer düsteren Prognose auf. Der Ex-Innenminister spricht von „mageren Zeiten“ und nimmt das Land in die Pflicht.

Frankfurt – Erschüttern kann Thomas de Maizière wohl nur noch wenig. Der 70-Jährige ist seit über 50 Jahren Mitglied in der CDU, über Jahrzehnte hinweg wirkte er in der hiesigen Politik mit. Das personelle Kommen und Gehen auf den verschiedensten Ebenen, den Wandel in der Gesellschaft, die Wiedervereinigung, den Terroranschlag vom 11. September – all das hat der Christdemokrat in den unterschiedlichsten Funktionen miterlebt.

Als aufmerksamer Beobachter des Polit-Geschehens in Berlin, aber auch mit dem Blick über den Tellerrand auf gesamtgesellschaftliche Entwicklungen weiß sich de Maizière immer wieder zu äußern. So auch im Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung, in dem er eine düstere Zukunft skizziert – und zugleich an die Menschen in Deutschland appelliert.

Thomas de Maizière (CDU) mit düsterer Prognose: „Ist offenkundig, dass jetzt magere Zeiten anbrechen“

„Ich glaube nicht, dass meine drei Enkelkinder am Ende des Jahrhunderts den durchschnittlichen Lebensstandard haben werden wie wir jetzt in Deutschland“, heißt es von de Maizière im Gespräch mit dem Medium. Der 70-Jährige, der fünf Jahre lang als Innenminister Teil der Bundesregierung war, nennt an diesem Punkt den Staat, der viele Erwartungsversprechen früherer Zeiten einfach nicht mehr geben könne.

Thomas de Maizière, früherer deutscher Verteidigungsminister, gibt bei der DOSB-Mitgliederversammlung einen Bericht der Arbeit der Kommission
In einem Interview skizziert Ex-Innenminister Thomas de Maizière (CDU) eine düstere Prognose – und nimmt die Bevölkerung in die Pflicht. © Frank Rumpenhorst/dpa/Archivbild

Wenn die Bevölkerung gleichzeitig annehme, dass sich der wirtschaftliche Status trotz Pandemie oder Finanzkrise nicht ändern würde, und das im negativen Sinne, sei das schlichtweg ein Irrglaube. „Es ist offenkundig, dass jetzt magere Zeiten anbrechen. Da hilft es auch nicht, die Schuldenbremse zu lockern. Die Bedarfe sind viel zu groß“, führt der CDU-Politiker aus. De facto ist Deutschlands Wirtschaft das zweite Jahr in Folge geschrumpft.

Sobald es in der Katastrophe ernst werde, würden sich die Menschen aufs Ehrenamt verlassen. „Diese Lieferando-Einstellung gegenüber dem Staat – er habe sofort zu liefern – ist schlimm“, nimmt de Maizière ob seiner Haltung kein Blatt vor den Mund. Es würde zwangsläufig zu Enttäuschungen kommen, Frust ist hier natürlich auch nicht weit entfernt.

„Mitmachen statt mitgenommen werden“: Was de Maizière (CDU) von der Gesellschaft erwartet

Für de Maizière würde auch feststehen, dass es eine Opferbereitschaft in der Bevölkerung geben muss. „Viel aufgeben, damit es im besten Fall so bleibt, wie es ist“, nennt der CDUler eine Möglichkeit, um den Status quo im Optimalfall zu bewahren. Das sei zwar für viele Menschen nicht leicht, doch würde es ohne bewusst in Kauf genommene Verluste auch keinen Neubeginn geben.

In diesem Kontext offenbart de Maizière auch, sich am Ausdruck zu stören, „wir müssten die Menschen mitnehmen“. Das sei eine viel zu passive Einstellung, er wünsche sich viel mehr Proaktivität der Bevölkerung. „Mitmachen statt mitgenommen werden, das müsste die Haltung sein“, befindet der 70-Jährige.

Dabei nimmt der Politiker aber nicht nur die junge Generation in die Pflicht, sondern sieht alle diejenigen gefordert, die interessiert und „begabt“ sind. Diese Menschen sollten „sich für die Gemeinschaft interessieren und sich engagieren“. (han)

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