Kurz vor Nawalny-Tod: Putin diskutierte über Austausch von Gefangenen

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Stunden vor Nawalnys Tod: Neue Details zu heiklen Gesprächen mit Putin

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Am 16. Februar stirbt Kreml-Kritiker Nawalny. Kurz zuvor soll Putin zugestimmt haben, ihn freizulassen. Drahtzieher eines Deals soll Roman Abramowitsch gewesen sein.

Moskau – Wollte Wladimir Putin Kreml-Kritiker Alexei Nawalny gegen im Westen inhaftierte Russen austauschen? Laut einer Meldung des Investigativportals Agentstvo traf sich der russische Präsident mit dem Milliardär Roman Abramowitsch, um den Austausch zu besprechen. Das alles geschah demnach nur wenige Stunden, bevor Nawalny in einem arktischen Gefängnis starb.

Alexej Nawalny hätte laut einer Mitteilung seines Teams bald freikommen sollen. Dann starb der Kreml-Kritiker.
Alexej Nawalny hätte laut einer Mitteilung seines Teams bald freikommen sollen. Dann starb der Kreml-Kritiker. © IMAGO/Volha Shukaila

Nawalnys Tod: Verhandlungsgespräche mit Putin

Nach den Quellen von Agentstvo wäre Moskau bereit gewesen, Nawalny zusammen mit zwei weiteren Gefangenen freizulassen. Dabei soll es sich um den Journalisten Evan Gershkovich und den US-Soldaten Paul Whelan handeln. Deutschland habe unterdessen Bereitschaft signalisiert, Wadim Krassikow auszuliefern. Dieser verbüßt derzeit eine lebenslange Haftstrafe wegen der Ermordung eines tschetschenisch-georgischen Rebellenkommandeurs in Berlin im Jahr 2019.

Von Friedensvermittlung zu Gefangenenaustausch – Nawalnys Tod

Maria Pevchikh, langjährige Beraterin von Nawalny, berichtete, dass die Idee, Nawalny gegen Krassikow auszutauschen, von Abramowitsch gekommen sei. Dieser hatte zuvor als Vermittler bei gescheiterten Friedensgesprächen zwischen Moskau und Kiew fungiert. Außerdem soll der Geschäftsmann Vladislav Klyushin, der 2023 von einem US-Bundesgericht zu neun Jahren Gefängnis verurteilt wurde, für einen Umtausch in Betracht gezogen worden sein.

Wladimir Putin in einer Rüstungshalle
Wollte er Alexej Nawalny in einem Gefangenenaustausch freigeben? Wladimir Putin soll Pläne mit dem offenbar verstorbenen Kreml-Kritiker gehabt haben. © imago

Die Verbündeten von Nawalny hatten bereits letzten Monat behauptet, der Aktivist sei während der Endphase der Gefangenenaustauschgespräche zwischen Moskau und westlichen Regierungen getötet worden. Andere Quellen zitierten jedoch anonyme westliche Beamte, die unterschiedliche Ansichten darüber hatten, wie nahe beide Parteien einer Einigung gekommen waren.

Nawalnys Tod: Putin hat dem Gefangenentausch „wahrscheinlich zugestimmt“

Der Investigativjournalist Christo Grozev, der nach Angaben Kenntnis von den Austauschplänen hatte, sagte gegenüber Agentstvo, dass Putin dem Austausch „wahrscheinlich zugestimmt“ habe. Grozev zufolge könnte dies entweder eine Vertuschung von Mordplänen oder ein strategischer Schachzug gewesen sein, um die Verhandlungen zu einem Abschluss zu bringen.

Eine der vier Quellen von Agentstvo behauptete, dass Putin die Ermordung von Nawalny befohlen habe, nachdem der Westen bereit gewesen war, Krassikow an Russland auszuliefern. (jek)

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