Das Regenwetter hat den Auern einen Strich durch das Festwochenende zu 675 Jahren Markterhebung gemacht. Gefeiert wurde trotzdem: mit einem Festabend, der seinesgleichen sucht.
Au/Hallertau – Eigentlich hätte alles ganz anders kommen sollen: Die Erhebung zum Markt vor 675 Jahren wollte Au mit einem großen Festwochenende feierlich begehen – und anderem mit einem riesigen Kunsthandwerkermarkt entlang der Unten Hauptstraße. Dieses Spektakel, an dem sehr lange geplant und gefeilt worden war, musste allerdings aufgrund des schlechten Wetters schweren Herzens auf das kommende Jahr verschoben werden. Der Jubiläumsabend zur Markternennung am Freitag fand trotzdem statt – und wurde zu einer gewaltigen Liebeserklärung an den Markt, die Auer und die Hallertau im Allgemeinen.
Jubiläumsabend im TV-Format
Trotz einstelliger Temperaturen und Daurregen kamen die Besucherinnen und Besucher in Scharen in die Hopfenlandhalle, darunter auch zahlreiche Bürgermeister der Nachbargemeinden. Kein Wunder: Der Jubiläumsabend wurde wie eine große TV-Abendshow aufgezogen, mit unterschiedlichen Gesprächsrunden statt der üblichen Reden und Grußworte, fein gewürzt mit musikalischen und kabarettistischen Einlagen.
Den Anfang machte freilich Hans Sailer, der eingangs reimte: „Ich bin der Bürgermeister von Au – aber der Himmel ist heut‘ gar nicht blau“. Was er anschließend versprach: „Der Kunsthandwerkermarkt wird nächstes Jahr nachgeholt. Wir feiern also nicht nur heuer, sondern auch noch nächstes Jahr. Das ziehen wir jetzt durch!“
Eigens gebraut und gewurstet
Sailer appellierte an die Gäste: „Kauft´s euch ein Bier, wir haben genügend!“ Aufgrund der geplanten Feierlichkeiten wurde nämlich extra ein Auer Jubiläumsbier gebraut, das jetzt unter die Leute gebracht werde muss – wie auch eine Auer Jubiläumswurst, die am Imbisstand vor der Hopfenlandhalle ohnehin wegging wie die warmen Semmeln.
Der große Coup des Abends: Anstatt auf die üblichen und oftmals ellenlangen Reden und Grußworte zu setzen, gestalteten die Organisatoren des Festabends eine lockere Talk-Runde auf der Bühne, stilecht mit dem Bühnenbild des „Holledauer Fidel“ im Hintergrund und moderiert vom Wahl-Auer und Allrounder Sebastian Wanzke. Dabei wurden unterschiedliche Themen abgearbeitet, wie etwa „Heimat“ in Bezug auf die Hallertau. „Ich bin ja eigentlich ein Freisinger“, verriet Sailer, allerdings sei er schon immer in die Hallertau verliebt gewesen, weshalb es natürlich ein Glücksfall war, dass seine Frau eine Auerin ist.
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Staatsminister Florian Herrmann zeigt gerne Gästen aus aller Welt die Hallertau. Auf eine Baumaßnahme in der Kommune zeigte er sich besonders stolz: „Ich bin sehr froh, dass wir das mit der Realschule geschafft haben. Dafür bin ich damals extra zum Horst Seehofer gegangen, der hat es dann gelöst.“ Auch Landrat Helmut Petz weiß den Landstrich äußerst zu schätzen. „Nein, ich bin ganz und gar nicht unglücklich mit der Hallertau“, betonte er.
Wenn ich vom Urlaub komm‘, dann bin ich froh, wenn ich den ersten Hopfengarten seh‘.
„Mensch, bei euch ist es so schön.“ Das hört Musiker und „Marktstrawanza“ Ritsch Ermeier oft von Gästen, die er durch Au und die Hallertau führt – eine Meinung, die er uneingeschränkt teilt. Sein Credo in puncto Heimatgefühl: „I bin koa Mainburger und a koa Auer – i bin a Holledauer!“
Erinnerungen konservieren
Es kam aber auch ein Herzensprojekt zur Sprache, das zugleich ein fundamental wichtiges ist, nämlich der Mitschnitt und die Archivierung von Gesprächen mit Auer Bürgerinnen und Bürgern, die sich noch an Gegebenheiten und Ereignisse erinnern können, die möglicherweise bald vergessen sind. „Wir wollten das unbedingt konservieren“, erklärte 3. Bürgermeisterin Beatrix Sebald, die die Organisation des Jubiläums federführend übernommen hatte. Auch gesammelt wurden alte Fotografien, die dann im Zusammenspiel des Erzählten noch einmal eine ganz andere Bedeutung gewinnen. „Die Geschichten sagen viel darüber aus, wie wir Auer ticken – es gibt etwa Untermarktler und Obermarktler, das ist ganz wichtig. Au hat nämlich auch seine Viertel.“
Dann richtete Beatrix Sebald noch eine Liebeserklärung an ihre Heimat: „Mir Holledauer sind ein besonderer Schlag und wie der Hopfen manchmal kratzig. Aber in Au bin ich daheim, da gehör‘ ich hin.“ Sie betonte: „Wenn ich vom Urlaub komm‘, dann bin ich froh, wenn ich den erste Hopfengarten seh‘.“
Bunt umrahmt wurde der festliche Abend mit einem Ausschnitt aus dem Singspiel „Holledauer Fidel“, das die Liedertafel Au derzeit auf die Bühne bringt. Außerdem gab die Auer Kolpingfamilie eine höchst amüsanten Bockerl-Episode zum Besten. Die Auer Geigenmusi sorgte zudem für musikalische Unterhaltung auf höchstem Niveau.
Nach rund zwei Stunden war der Dauerregen draußen vergessen, die zweite Halbe Bier aufgemacht die Vorfreude auf den großen Markt im kommenden Jahr eine gewaltige. Denn mit diesem Abend haben die Auer Bürgerinnen und Bürger zweierlei bewiesen: Erstens können sie feiern. Und zweitens: So kratzig, wie sie meinen, sind sie gar nicht.