Doppelte Hochburg Irschenberg

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Erfolgreich an der Wahlurne: Holzkirchens Vize-Bürgermeisterin Birgit Eibl, hier als Wahlhelferin aktiv, und ihre Freien Wähler haben bei der Europawahl zugelegt. © Ralf Poeplau

Die Europawahl hat auch im Kreis Miesbach Gewinner und Verlierer hervorgebracht. Vieles war erwartbar und deckt sich in etwa mit den bundesweiten Ergebnissen. Dennoch gibt es ein paar Besonderheiten.

Zwischen der vergangenen Europawahl vor fünf Jahren und der am Sonntag hat sich in Bayern und der Welt eine Menge getan. Corona, Krieg in der Ukraine und zuletzt Bauern- beziehungsweise Mittelstandsproteste. Das lässt sich zum Teil auch in den Ergebnissen vom Sonntag im Kreis Miesbach wiederfinden. Vor allem in Irschenberg. Die einstige CSU-Festung mit Top-Ergebnissen im Landkreis ist mehr oder minder gefallen. Von 52,0 Prozent ging es auf 37,3 hinunter, Landkreis-Schlusslicht bei der CSU, wobei sich die Schwarzen damit trösten können, dass dies immer noch erheblich mehr ist als bei der Landtagswahl im Herbst, als es in Irschenberg eine 30,8-Prozent-Watschn setzte.

Hier unser Wahlticker zum Nachlesen

Freie Wähler und AfD mit je über neuen Prozentpunkten Gewinn in Irschenberg

Profiteure sind dort die AfD und die Freien Wähler, die beide in Irschenberg ihre besten Landkreisergebnisse einfahren: 17,8 und 17,9 Prozent. Für beide gab es dort mit 9,6 und 9,1 Punkten auch die höchsten Zugewinne gegenüber der Wahl 2019. Es mag ironisch erscheinen, dass die CSU just mit einem der ihren im Rathaus, Klaus Meixner, ihre Übermacht einbüßte. Bis kurz vor der Europawahl leitete mit Hans Schönauer ein Freier Wähler die Geschicke im Rathaus.

FW und FWG: Wie geht‘s weiter?

Apropos Freie Wähler: Die haben sich im Landkreis mit 8,8 Prozent (plus 3,0) an der SPD (6,7, minus 0,5) vorbeigeschoben und Platz vier erobert. Das ist zwar weit weg von dem furiosen Ergebnis bei der Landtagswahl (20,3 Prozent), die Partei Freie Wähler scheint sich im Landkreis aber immer mehr zu etablieren. Zur Erinnerung: Platzhirsch im Landkreis ist eigentlich die Freie Wähler Gemeinschaft, die immerhin auch fünf Bürgermeister stellt, sich aber rein auf kommunaler Ebene (bis Landkreis) engagiert. Wie sich FW und FWG bis zur Kommunalwahl 2026 weiter auseinandersortieren oder zusammenraufen, wird wohl spannend zu beobachten sein. Insbesondere, wenn Zugpferd Martin Rosenberger noch in den Landtag einziehen sollte. Bei den FW ist er ja der erste Nachrücker.

CSU erholt sich vom Formtief bei der Landtagswahl

In der Summe hat das konservativ-liberale Lager (CSU, FDP, FW) plus AfD im Landkreis 5,8 Punkte gegenüber der Wahl von 2019 zugelegt, SPD, Grüne, ödp und Linke hingegen 8,4 Punkte verloren. Einiges davon wohl an das Bündnis Sahra Wagenknecht, das auf Anhieb 3,7 Prozent erreicht. Am erfolgreichsten im Landkreis schnitt die Ex-Linke in Hausham mit 5,1 Prozent ab. Die Bergwerksgemeinde hat ihren Nimbus als SPD-Hochburg eingebüßt. Für die Genossen lief es erneut in Otterfing (9,9 Prozent) am besten, für die Grünen in Holzkirchen (19,9). Im Tegernseer Tal finden sich traditionell die meisten FDP-Wähler. In Rottach-Egern wählten 8,3 Prozent liberal, in Tegernsee 7,5. Über allem thront dennoch weiter die CSU, die im ganzen Landkreis die stärkste Kraft darstellt – an der Spitze: Rottach-Egern mit 59 Prozent – und sich mit insgesamt 43,1 Prozent von ihrem Formtief bei der Landtagswahl (39 Prozent) etwas erholt hat.

Miesbach ist kein AfD-Landkreis

In den 23 oberbayerischen Städten und Landkreisen bedeutet das für den CSU-Kreisverband Platz fünf, gleiches gilt für die FDP. Unterdurchschnittlich hat neben der SPD auch die AfD abgeschnitten. Weniger als 10,6 Prozent gab es nur in Stadt und Kreis München sowie den Landkreisen Ebersberg (9,3), Fürstenfeldbruck (9,1) und Starnberg (7,8). Allenfalls einen kleinen Ausreißer bedeutet übrigens das AfD-Ergebnis in Warngau, wo ja die Diskussion um die Flüchtlingsunterkunft an der Vivo hohe Wellen schlug: 12,7 Prozent. Da hatte sich mancher Anhänger wohl mehr erhofft, wie den sozialen Medien zu entnehmen ist. In immerhin drei Gemeinden gab‘s mehr Prozente für die Rechtspopulisten (Irschenberg, Hausham, Fischbachau), den geringsten Stimmenanteil in Holzkirchen (7,5 Prozent), das ja näher an der Vivo liegt als Warngau.

Weiter marginalisiert hat im Landkreis Die Linke, die es nicht mal mehr auf 1,0 Prozent bringt. Überholt hat sie neben Volt (2,0) auch Die Partei (1,2) und die Tierschutzpartei (ebenfalls 0,9 Prozent, aber mehr Stimmen). Keine Rolle spielten im Landkreis die Corona-Maßnahmen-Kritiker Die Basis (0,5) und die Piraten (0,3)

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