China könnte die Macht haben, den Krieg in der Ukraine zu beenden. Doch während Russland auf Chinas Hilfe hofft, ziehen sich chinesische Banken zurück.
Peking/Moskau - Jede Allianz zählt für Russland, insbesondere die mit China, die das wirtschaftlich isolierte Land weiter stärken möchte. Allerdings könnten westliche Sanktionen Präsident Wladimir Putin dazu veranlassen, Entscheidungen zu treffen, die Russland auf lange Sicht schaden könnten.
Die Abhängigkeit Russlands von China nimmt nicht nur zu, sie untergräbt auch Russlands Stellung. Laura Hood, Autorin einer Analyse für The Conversation, schreibt in einem Beitrag vom 1. Juli: „Denn im Grunde genommen gehört ihr (China, Anm. d. Red.) jetzt Russland, und sie könnte diese Macht nutzen, um den Krieg in der Ukraine zu beenden“.
Russland ist von China abhängig: Als Käufer von russischer Energie essentiell
Die jüngsten Entwicklungen verdeutlichen, wie sehr Russland auf China angewiesen ist. Russland ist auf Chinas Gas angewiesen und hofft, die Volksrepublik als Käufer für russisches Gas zu gewinnen. Bei den jüngsten Gesprächen mit China stand das Projekt „Power-of-Siberia-2-Pipeline“ im Mittelpunkt, um eine Leitung nach China zu verlegen und so russisches Gas zu exportieren. Die Verhandlungen mit China kamen jedoch ins Stocken, unter anderem wegen Meinungsverschiedenheiten über den Verkaufspreis.
Hood schreibt, dass China in den Verhandlungen „die Oberhand“ hat. Wenn Russland China nicht als Gasabnehmer gewinnen kann, könnte es zu einem weiteren Rückgang der Gaseinnahmen kommen. China hat also indirekt die Möglichkeit, Russland den Geldhahn zuzudrehen. Da Gazprom, Putins wirtschaftliches Aushängeschild, Rekordverluste verzeichnet hat und die Exporte aufgrund der Sanktionen stark zurückgegangen sind, drängt die Zeit für Russland, schnell einen Deal mit China auszuhandeln.
Die jüngsten EU-Sanktionen, die erstmals russisches LNG betreffen und dessen Umladung innerhalb der EU verbieten, dürften Putin beunruhigen. Eine Folge der Sanktionen ist, dass russische Frachter mit längeren Transportzeiten und daher mit einem geringeren Exportvolumen rechnen müssen.
Warum Russlands Wirtschaft so sehr auf Chinas Hilfe angewiesen ist
Nicht nur der Energiesektor Russlands ist stark auf Chinas Hilfe angewiesen. Auch im Finanzsektor war China für Putin bisher eine starke Stütze. In den letzten Monaten haben jedoch immer mehr chinesische Banken den Zahlungsverkehr mit Russland eingeschränkt und die Annahme von russischen Zahlungen in der chinesischen Währung Yuan gestoppt.
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Der Rückzug chinesischer Banken aus Finanzgeschäften mit Russland ist auf die Angst vor möglichen Sanktionen zurückzuführen. Im Dezember 2023 hatte US-Präsident Joe Biden den Druck auf Institutionen erhöht, die Transaktionen ermöglichen, die den militärisch-industriellen Komplex in Russland und damit Putins Kriegsmaschinerie unterstützen.
Der chinesische Yuan spielt eine entscheidende Rolle für die russische Wirtschaft und Putins Bestreben, sich vom US-Dollar zu lösen. „Über 80 Prozent der Handelstransaktionen zwischen Russland und der Volksrepublik China werden in Rubel und Yuan abgewickelt“, sagte Putin 2023 laut einer offiziellen englischen Mitschrift seiner Rede auf der Jahrestagung der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SOZ).
Die Rolle Chinas ist entscheidend für Putin und den Krieg in der Ukraine
Endet also die Freundschaft, wenn es um Geld geht? Es schien, als ob das gute Verhältnis zwischen Peking und Moskau ungebrochen wäre. Aber die Sanktionen scheinen China zu beunruhigen. Für Russland wird in Zukunft viel davon abhängen, wie bereit China ist, die wirtschaftliche Zusammenarbeit zu vertiefen.
Eines ist klar: Putin hat kaum Alternativen. Zwar erhält Russland offenbar auch Unterstützung aus Nordkorea und dem Iran, aber das wird nicht ausreichen. „Es ist schwer, einen Krieg zu gewinnen, wenn man nur Nordkorea und Iran – zwei Länder, die selbst schweren Wirtschaftssanktionen unterliegen – auf seiner Seite hat“, fasst Hood zusammen. (bohy)